WALDORFSALAT

Der kritische Podcast zur Anthroposophie

#10 mit Fabian Maysenhölder: Die Christengemeinschaft

01.06.2023 84 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Die Anthroposophie hat auch eine eigene Kirche, darüber sprechen wir heute Fabian Maysenhölder vom Secta Podcast und wir werfen einen kritischen Blick auf die Rudolf Steiner Kirche.

In dieser Folge zu hören sind:

Gast: Fabian Maysenhölder

Moderation: Oliver Rautenberg alias Anthroblogger

Aus dem Team #ExWaldi: Emma, Sarah

Technik: Steffen

 

In dieser Folge sprechen wir über die anthroposophische Kirche “Christengemeinschaft”, welche Rolle sie an den Waldorfschulen spielt und was das für uns bedeutet hat. Fabian Maysenhölder vom Secta Podcast wirft mit uns einen kritischen Blick auf diese Glaubensgemeinschaft.

 

Content-Notes:

  • religiöse Begriffe, Reinkarnation, Karma, anthroposophische Sprache: ganze Folge
  • Beschreibung der Sonntagshandlung: 26:19 - 29:40
  • karmische Schuld: 38:07 - 40:30, 48:11 - 48:48
  • Kindstod als Karma: 40:39 - 42:00
  • Thematisierung von (Erb-)Sünde: 48:56 - 50:15
  • antisemitische Verschwörungsmythen: 52:05 - 53:07
  • Heterosexismus und Fatshaming: 01:02:15 - 01:03:23

 

Wir reden über:

  • 00:00:00 Prolog
  • 00:01:00 Vorstellung
  • 00:03:10 Das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat
  • 00:03:57 Einordnung des Zitats: Christus als übersinnliche Wesenheit
  • 00:07:11 Was ist die Christengemeinschaft (CG)
  • 00:10:09 Wie ordnen die etablierten Kirchen die CG ein? (+ Sektenbegriff)
  • 00:12:58 Anthroposophie, Christengemeinschaft, Rosenkreuzer
  • 00:13:30 Religionsunterricht der Christengemeinschaft an der Waldorfschule
  • 00:15:35 Freier Christlicher Religionsunterricht und Jugendfeier (Anthroposophie)
  • 00:18:39 Wie viele Kinder besuchen den Religionsunterricht der Christengemeinschaft?
  • 00:19:43 Leben als Kind in der anthroposophischen Blase
  • 00:23:25 Der strenge Ritus
  • 00:27:05 Kinderhandlung/Sonntagshandlung
  • 00:32:16 Menschenweihehandlung
  • 00:34:35 Finanzierung der Christengemeinschaft
  • 00:37:30 Bedeutung und Vernetzung innerhalb der Anthroposophie
  • 00:39:09 Was ist problematisch an der CG?
  • 00:39:45 Problem: Vermittlung von Anthroposophie, Reinkarnation & Karma
  • 00:51:19 Umgang der Christengemeinschaft mit Kritik, Pandemie und Querdenken
  • 00:53:58 Christengemeinschaft politisch & historisch (Rittelmeyer, Haverbeck)
  • 00:56:39 Wie freiheitlich ist die CG gegenüber Frauen und Andersgläubigen?
  • 01:04:33 Abweichung von christlichen Prinzipien
  • 01:06:43 Steiner als Mose (Gründungsgeschichte der CG)
  • 01:08:42 Uneinigkeit über die Christlichkeit der CG
  • 01:10:51 Pseudoerklärungen für Kinder
  • 01:12:42 Welche Auswirkungen hat es, wenn die religiöse Lehre aus verwirrendem Geheimwissen besteht?
  • 01:17:05 Wünsche für die Zukunft
  • 01:21:55 Wortsalat - Das Zitat in seinem Zusammenhang

 

Zu Fabian Maysenhölder:

Fabian Maysenhölder ist evangelischer Theologe, Pfarrer und freier Journalist. In seinem Secta-Podcast setzt er sich mit religiösen Gemeinschaften kritisch auseinander.

  • Webseite: https://www.maysenhoelder.de/
  • Twitter: @f_mayse, @sectapodcast
  • Instagram: @sectapodcast, @nervmichnichtmitfakten
  • Podcast: https://secta.fm/
  • Buch: Jesus ist ein Einhorn! 33 Fakten über Christentum, Bibel und Kirchengeschichte. ruach.jetzt GmbH 2022.

 

Weiterführende Links

hier ebenfalls, in einer Gegenüberstellung zu den darin verwendeten Messtexten der katholischen Kirche:

https://www.dilloo.de/Menschenweihehandlung.pdf

  • Was meint Sarah mit “Live long and prosper”? Der Priester macht in der Sonntagshandlung eine Geste mit den Händen, die so aussieht wie der vulkanische Gruß aus der Serie Star Trek. Ihren Ursprung hat die Geste im Judentum. 

    • https://de.wikipedia.org/wiki/Segnende_Priesterh%C3%A4nde?wprov=sfla1

    • Im Text der Sonntagshandlung ist zu lesen: "Dabei werden beide Arme mit nach außen gewendeten Handflächen gestreckt erhoben. Die Finger werden in der Art gespreizt, daß drei Gruppen entstehen: Kleiner Finger und Ringfinger, Mittelfinger und Zeigefinger und der Daumen." 

  • Predigten in der Menschenweihehandlung gibt es, anders als von Emma erinnert, durchaus (wenn auch nicht in jeder Handlung). Siehe dazu Seite 14 unter diesem Link: https://jimdo-storage.global.ssl.fastly.net/file/0ad85f2e-9f60-4c6b-8539-00005f2087de/Menschenweihehandlung-BoD2011.pdf

  • Der Mensch, der irgendwann zu Gott wird, heißt bei Steiner “Homo Divinus”. Davon sprechen die Macher des Podcasts “Alle Zeit der Welt” in ihrer Folge "Anthroposophie II: Steiners Tod, Medizin & Rassismus"

https://www.podcast.de/episode/607522172/anthroposophie-ii-steiners-tod-medizin-rassismus

https://christengemeinschaft-international.org/presse/friedrich-benesch In der Pressemitteilung von 2009 ist zu lesen, dass es sich bei der Aufnahme Beneschs in die CG um ein “Missgeschick” gehandelt habe. Von seiner Nazi-Vergangenheit habe man nichts wissen können und nach dem Krieg sei er “sicherlich kein Neonazi” gewesen.

  • Eine lesenswerte Rezension des erwähnten Buches “Wie christlich ist die Christengemeinschaft” findet sich hier: https://www.religio.de/dialog/106/29_36-37.htm In dem Buch durften zwei Vertreter der Christengemeinschaft einen Text beisteuern, der in der Rezension wie folgt beschrieben wird: “Der umfangreiche Text von HuS ist für das Selbstverständnis der gegenwärtigen CG von großer Bedeutung. Meines Wissens gibt es in den letzten Jahrzehnten keinen zweiten Text, der so detailliert CG und Anthroposophie verbindet und damit die immer wiederholte Behauptung, die CG sei unabhängig von der Anthroposophie zu verstehen, ad absurdum führt.”

 

Das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat

Quelle: Glaubensbekenntnis der Christengemeinschaft, zu finden z.B. hier: https://www.christengemeinschaft.at/de/allgemein/gottesdienst/bekenntnis.html

 

Das Waldorfsalat-Format:

Ein Gast oder eine Gästin mit Expertise, der “Anthroblogger” Oliver Rautenberg als Moderator und zwei #ExWaldi mit Erfahrungen in anthroposophischen Einrichtungen - das sind die Zutaten für unseren Waldorfsalat.

 

Wir möchten uns in diesem Podcast kritisch über Anthroposophie unterhalten. In jeder Folge nehmen wir uns einen anderen Aspekt vor - von der Pädagogik über die Landwirtschaft bis hin zur Medizin und Weltanschauung. 

Wir bringen alle unterschiedliche Motivationen, Vorerfahrungen und Hintergründe mit.

Uns eint der Wunsch nach Aufklärung, die Theorie und Alltagspraxis zusammen bringt.

Das Waldorfsalat-Format:
Ein Gast oder eine Gästin mit Expertise, der "Anthroblogger" Oliver Rautenberg als Moderator und zwei #ExWaldi mit Erfahrungen in anthroposophischen Einrichtungen - das sind die Zutaten für unseren Waldorfsalat.
 
Wir möchten uns in diesem Podcast kritisch über Anthroposophie unterhalten. In jeder Folge nehmen wir uns einen anderen Aspekt vor - von der Pädagogik über die Landwirtschaft bis hin zur Medizin und Weltanschauung. 
Wir bringen alle unterschiedliche Motivationen, Vorerfahrungen und Hintergründe mit.
Uns eint der Wunsch nach Aufklärung, die Theorie und Alltagspraxis zusammen bringt.


Allgemeines
Mehr Kritisches über Waldorfpädagogik und Anthroposophie findet ihr auf Twitter, Bluesky und Instagram unter #ExWaldi und #AnthroMeToo. Unter diese beiden Hashtags schreiben   Betroffene in den sozialen Medien über ihre Erfahrungen.
Wir sind gespannt und neugierig auf die kommenden Gespräche.


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Blog von Oliver Rautenberg: https://anthroposophie.blog


Bluesky:

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Lena/Emma: @emmalou.bsky.social (bis 26.02.2024)
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Lea: @fraulea.bsky.social
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Lea: @fraulea
Katharina: @ex_waldi
Lena/Emma: @emmalou_exwaldi (bis 26.02.2024)
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Sarah: @veelana.exwaldi
Steffen: @steff_indi

 
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Transkript

Hallo Leute und willkommen zur zehnten regulären Folge vom Waldorfsalat. Wir hatten ja bisher in den Folgen die verschiedenen Aspekte der Anthroposophie schon etwas thematisiert, zum Beispiel die Waldorfpädagogik, die biodynamische Landwirtschaft rund um Demeter oder auch die anthroposophische Medizin. Heute geht es zum ersten Mal um die anthroposophische Kirche, die sogenannte Christengemeinschaft. Diese wurde vor über 100 Jahren nach Anregung von Rudolf Steiner gegründet. Zu Gast haben wir heute Fabian Maysenhölder, er ist evangelischer Theologe und Pfarrer und zudem Experte für religiöse Sondergemeinschaften, die er regelmäßig in seinem Secta-Podcast behandelt. Aus dem Team können Emma und Sarah berichten, welche Rolle das an der Waldorfschule gespielt hat und was das für sie letztendlich bedeutet hat. Und bevor es jetzt gleich losgeht mit dem kritischen Blick auf die Christengemeinschaft noch mal der Hinweis, in den Shownotes findet ihr einige Inhaltswarnungen und Kapitelmarken, da lohnt es sich auf jeden Fall schon mal vorbeizuschauen. Und jetzt geht's los. [Musik] Ja, hallo und herzlich willkommen bei Waldorfsalat, dem kritischen Podcast über Anthroposophie. Im Team Waldorfsalat haben sich ja ehemalige Waldorfschüler*innen und andere Menschen zusammengefunden, die mit der esoterischen Weltanschauung Rudolf Steiners aufgewachsen sind. Und auch in dieser Folge sind wieder zwei von uns als Expert*innen dabei. und gehen soll es heute um die Christengemeinschaft. Im Studio bei uns sind aus dem Team Waldorfsalat die Emma und die Sarah sowie an der Technik wie immer der Steffen. Hallo Leute. Hallo Olli. Hallo. Ganz kurze Einordnung, Emma, was hast du mit der Christengemeinschaft zu tun? Ja, die Christengemeinschaft, das ist die Religion, die ich in der Schule kennengelernt habe. Meine Eltern haben den Religionsunterricht der Christengemeinschaft für mich ausgesucht und ich wurde da konfirmiert und habe bis in meinem junges erwachsenen Alter noch in der Christengemeinschaft mitgearbeitet. Das kann ich ja vielleicht später noch genauer erzählen. Okay, sehr intensive Erfahrung. Und die Sarah hat auch einen Bezug dazu. Ja, hallo. Ich war selbst auch in der Christengemeinschaft Mitglied als Kind, oder meine Mutter war Mitglied. Ich habe es über die Schule als Religionsunterricht gehabt und bin aber zur Konfirmation ausgetreten selbst. Ich wollte nicht in der Christengemeinschaft konfirmiert werden. Ah, okay. Auch spannend. Ja, und wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, am Mikrofon bin ich, Oliver Rautenberg, der Anthroblogger. Und bei uns im Waldorfsalat Studio ist heute ein ganz toller Gast, auf den wir uns freuen, der Fabian Maysenhölder, ein Journalist und evangelischer Theologe und nicht zuletzt auch der Mensch hinter dem Sekta-Podcast, dem Podcast über sogenannte Sekten und neureligiöse Bewegungen. Grüß dich Fabian, schön, dass du da bist. Hallo in die Runde, ich freue mich sehr, dass ich bei euch sein darf. Prima, dass es geklappt hat. Ja, da haben wir gerade ein ganz gutes Expertenteam Und damit ihr richtig eingestimmt werdet auf das Thema Christengemeinschaft, lese ich wie immer zuerst ein Zitat vor und wir nennen das das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat. Der Christus Jesus hat unter Pontius Pilatus den Kreuzestod erlitten und ist in das Grab der Erde versenkt worden. Im Tode wurde er der Beistand der verstorbenen Seelen, die ihr göttliches Sein verloren hatten. Dann überwand er den Tod nach dreien Tagen. Er ist seit dieser Zeit der Herr der Himmelskräfte auf Erden und lebt als Vollführer der väterlichen Taten des Weltengrundes. Er wird einst sich vereinen zum Weltenfortgang mit denen, die er durch ihr Verhalten dem Tode der Materie entreißen kann. Das ist aus dem Glaubensgemeinschaft der Christengemeinschaft. So lieber Fabian, jetzt habe ich dich gleich überfallen mit einem sprachlichen Kunstwerk, was vielleicht gar nicht so schnell zu verstehen ist, Aber vielleicht so ein paar Schlagworte für dich als Diplom-Theologen sind da sicherlich bei. Ein Glaubensbekenntnis. Und es geht irgendwie um Christus. Und der sucht sich aus, wen er, ja, wer durch sein Verhalten besonders ihm gefallen hat, in der Materie zu entreißen. So habe ich das jetzt verstanden. Ich dachte, wir kommen alle in den Himmel. Warum denn jetzt nur so ein paar Handgepickte? Naja, also das ist eine gute Frage, die wahrscheinlich auch jeder unterschiedlich antworten würde. Also auch wenn du unter evangelischen, christlichen oder katholischen Fragen würdest, würde wahrscheinlich nicht jeder sagen, es kommen alle in den Himmel. Also, das ist heißes Eisen, sage ich mal. Ja, das stimmt. Ich fand es spannend, dass du das Zitat rausgesucht hast, weil es ja aus dem Glaubensbekenntnis der Christengemeinschaft stammt und schon so ein paar Dinge da drin stecken für mich, finde ich, die schon auch so ein bisschen zeigen, woher die Christengemeinschaft kommt und was ihr Anliegen ist. Also zum einen merkt man, wenn man sich das ganze Glaubensbekenntnis durchliest der Christengemeinschaft, Gemeinschaft, dass es relativ parallel zu dem apostolischen Glaubensbekenntnis aufgebaut ist, das man aus der evangelischen oder auch der katholischen Kirche kennt. Also ich glaube in Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels, in der Erde und so weiter, wie es dann weitergeht. Und das findet seine Entsprechung tatsächlich relativ genau in den Formulierungen hier, aber spannenderweise eben sehr anthroposophisch aufgeladen oder esoterisch aufgeladen, sage ich mal. Und wo es mir am deutlichsten hervorsticht, ist diese Vorstellung, finde ich, wo es sich auch sehr deutlich unterscheidet von den christlichen Kirchen, also ich weiß nicht, wie weit wir da nachher noch drauf eingehen werden, aber so vielleicht als Einstieg mal, ist diese Formulierung "In Jesus trat der Christus als Mensch in die Erdenwelt". Also dass quasi zwischen Jesus und Christus unterschieden wird und gesagt wird, Christus ist so eine Wesenheit quasi, eine übernatürliche Wesenheit, die in einen Menschen hineingeht, in eine Hülle sozusagen. Das Wort kommt ja nachher auch nochmal vor. Da heißt es dann, zur Hülle des Christus wird Jesus bereitet. Also, dass quasi der leibliche Jesus, der auf der Erde war, eine Hülle ist für so eine Wesenheit, die da drüber steht. Das finde ich schon sehr bezeichnend und eine sehr klare Vorstellung, die dahinter steht. Die auch diesen Inkarnationsgedanken ja mit transportiert. Da sind wir ja schon fast in der Materie drin. Vielleicht für die unbefleckten Zuhörer*innen sollten wir gleich nochmal kurz drauf eingehen, was ist die Christengemeinschaft. Ich stimme ja aber natürlich sehr zu, da ist das Antroposophensprech ist da drin, die Himmelskräfte und der Weltenvorgang. Und so war es auch, glaube ich, gewünscht, dass man nicht nur eine alternative Kirche erschafft, neben den großen Kirchen, sondern dass man dort auch eine alternative Sprache verwendet, die sich unterscheidet von den, zumindest der beiden großen Kirchen. Jetzt reden wir über die Christengemeinschaft. Was ist das? Ich fange mal ganz laienhaft an. Die Christengemeinschaft ist eine christliche Kirche, die der Anthroposophie nahesteht, der esoterischen Weltanschauung des Rudolf Steiners. und nennt sich selber Bewegung für religiöse Erneuerung. Und wie so vieles in der, ganz großer Ansatz, und wie so vieles in der Anthroposophie geht sie auf Anregung von Rudolf Steiner zurück, der diesen Kultus quasi entworfen hat, Anfang des 19. Jahrhunderts. Und dann wurde 1922 in Dornach, quasi dem Anthroposophie-Hauptquartier in der Schweiz, von einer Gruppe von Theologen und Pfarrern, überwiegend evangelischer Herkunft, wurde dann die Christengemeinschaft wie als anthroposophische Kirche gegründet. Ich hoffe keiner widerspricht mehr. Habe ich das richtig aufgesagt? Die Christengemeinschaft selbst würde sagen, Rudolf Steiner hat das nicht erfunden, sondern er hat es geschaut aus diesem Akashakrot. Er hat es geschaut. Ja, ich finde das ganz, also für das Selbstverständnis ist das immer ganz wichtig, weil natürlich die Christengemeinschaft davon ausgeht, dass alles was Steiner offenbart hat, dass dieser Kultus jetzt nicht irgendwie erdacht ist, sondern dass das Teil eines größeren Ganzen ist. Und letztlich ist das auch wichtig, wenn man sich anschaut, wie zum Beispiel die Christengemeinschaft die Bibel versteht. Das ist ja alles die Prämisse, die dahinter steht. Die Bibel ist auch ein Teil dieser größeren Offenbarung, beziehungsweise muss mit dieser Brille gelesen werden, die Steiner da aufgesetzt hat. Also, ich würde dir natürlich faktisch zustimmen, er hat sich's ausgedacht. Aber ich glaube, es ist schon auch ganz wertvoll oder ganz wichtig fürs Selbstverständnis, das mal klarzukriegen sozusagen. Ja, Rudolf Steiner war selbsternannter Hellseher. Er glaubte, in höheren Welten zu schauen und dort seine Erkenntnisse zu beziehen. Die konkreten Quellen wollte er immer nicht so gerne nennen dafür. Ähm ... Aber das ist auf jeden Fall erst mal der Hintergrund. Dann haben wir mit der Person eines Friedrich Rittelmeiers eine ganz wichtige Person dieser anthroposophischen Kirche und der war ursprünglich evangelischer Theologe und wurde dann der erste Führer dieser Kirche, der Christengemeinschaft. Und bei den Anthroposophen heißt das, er ist der Erzoberlenker, der natürlich wirkt in einem Kreis von sieben mächtigen Menschen. Sieben mächtigen Männern, soweit mir das bekannt ist, waren niemals Frauen zuvor. Und da haben wir wieder die magische Sieben und die starke Lenkerfigur. Das deutet ja schon sehr auf Anthroposophie hin. Und wir haben gerade gehört, was Reinkarnation und Kirche, Moment, also Reinkarnation und Karma aus dem Buddhismus und dem Hinduismus und der Anthroposophie finden ihren Weg in eine christliche Kirche nach Steiner. Ist das vielleicht der Hauptgrund, warum die evangelische und römisch-katholische Kirche die Christengemeinschaft nicht anerkennen wollen, sondern als Sekte einstufen? Da stellst du gleich eine Frage. Also es ist sicherlich ein Grund, dass man die Christengemeinschaft, dass man Probleme hat, die als christlich anzuerkennen. Ich bin sehr vorsichtig mit dem Sektenbegriff, wer meinen Podcast hört. Heißt "sogenannte Sekten", ja. Genau. Und ich habe noch keinen Vertreter der evangelischen oder katholischen Kirche gehört, die Christengemeinschaft als Sekte in dem Sinne einstuft. Weil Sekte ist, da schwingt immer gleich sehr viel mit, sehr viel Problematisches. Deswegen lehnt man den Begriff auch heutzutage ab. Im Großen und Ganzen so in der Religionswissenschaft vor allem. Es ist sicher in dem Sinn eine Sekte, wenn man sich aufs Wort bezieht und sagt, dass Sekte für Abspaltung oder so stehen kann, dann ja. Aber bei Sekte schwingen eben so viele problematischen Dinge mit. Gehirnwäsche, sage ich mal, auch ganz platt. Das ist auch so ein Begriff, den man eigentlich nicht benutzen sollte. Oder irgendwie so eine abgeschlossene Gruppe, ein exklusivistisches Verständnis. Also, dass man sagt, wir sind die Einzigen, die auf dem richtigen Weg sind, und alle anderen fahren in die Hölle. Also mal ganz, ganz platt formuliert. Das sind so Wesensmerkmale von sogenannten Sekten oder von Gruppen, die man in diese Ecke schiebt. Und da, finde ich, trifft bei der Christengemeinschaft auch nicht alles zu, muss man, glaube ich, sagen. Da kann man darüber diskutieren, was da zutrifft oder nicht. Aber ich wäre vorsichtig, das jetzt als Sekte zu bezeichnen. bezeichnen und ich glaube, also ich wie gesagt, ich habe noch keinen gehört, der das so in dem Sinne macht. Aber natürlich im Sinne von der Abspaltung, also dass es eine Muttergemeinschaft gibt, in dem Fall jetzt vor allem die evangelische Kirche, weil es hauptsächlich evangelische Theologen waren, aus der sich dann das herausentwickelt hat, die dann auf Steiner ja zugegangen sind, der dann diesen Kultus da offenbart hat. Und das ist sicherlich, also deine Ursprungsfrage war ja, ist das so, diese Inkarnation und Karma-Gedanken, Ist das ein Hauptgrund, dass man so Schwierigkeiten hat mit der Christengemeinschaft aus christlicher Sicht? Ich würde sagen, ja, das ist sicher einer der Hauptgründe. Es gibt allerdings noch mehrere, also zum Beispiel, dass man das Tauchverständnis nicht so richtig teilt bzw. sagt, dass und das ist theologisch immer sehr, sehr wichtig, wenn man sich so anguckt, wen lehnt denn die Kirche als als christlich ab oder als nicht christlich ab, dann guckt man immer relativ schnell auf. Wie taufen die denn? Machen die das richtig? Das ist so ein Marker und da sagt man bei der Christengemeinschaft eben, viele sagen, nee, das passt nicht so. Dass die mit Wasser, Asche und Salz zum Beispiel taufen und dass diese Tauformel eben nicht die trinitarische Tauformel ist. Ja, also das sind so manchmal auch Spitzfindigkeiten, beziehungsweise wo man dann so einen Marker setzt. Jetzt ist man relativ schnell tief im Thema, wie ich feststelle. Wir können wahrscheinlich heute auch gar nicht auf alle Details eingehen. Also es gibt natürlich Unterschiede zwischen der Christengemeinschaft, dem was die glaubt und was in der Anthroposophie geglaubt wird, obwohl da bestimmt große Überschneidungen sind. Dann gibt es auch noch die Rosenkreuzer, die damit verwandt sind oder in Teilbereichen Überschneidungen haben. Es gibt auch in der Anthroposophie eine Uneinigkeit, wie die Christengemeinschaft denn zu sehen ist oder zu bewerten ist. Das ist alles richtig schwierig und komplex. Aber für uns als Waldorf-lastiger Podcast ist natürlich spannend, was macht das mit der Waldorfschule? Warum gibt es da einen Christengemeinschaftsunterricht? Oder wer nimmt daran teil? Was unterscheidet den von einem anderen Reli-Unterricht? Das wäre nochmal spannend. Und da würde ich gerne mal unsere Expertinnen fragen. Ihr hattet doch bestimmt die Wahl, zu welchem Unterricht ihr gehen könnt, oder? Also persönlich jetzt nicht. Das wurde von meinen Eltern gewählt. Ja, aber man "hatte die Wahl". Genau, man hatte die Wahl. Soweit ich mich erinnere, wurde vielleicht Ende der ersten Klasse auf einem Elternabend vorgestellt, welche Wahl es denn gibt. Und es gab vier Dinge, nämlich Christengemeinschaft, evangelischer, katholischer Religionsunterricht und der sogenannte freikristliche Religionsunterricht, wo dann gesagt wurde, das ist so sehr offen, das ist eigentlich für alle Kinder, die keine richtige Religionszugehörigkeit haben oder auch die muslimischen Kinder können dahingehen, da reden wir ja so über alle möglichen Weltreligionen. Dass das auch eigentlich anthroposophisches Christentum ist, ist mir jetzt erst im Nachhinein bewusst geworden. Und das waren dann mit mir vier Fächer, die es da gab. Andere Wahl gab es gar nicht. Bei mir hat meine Mutter eben ausgewählt den Christengemeinschaftsunterricht. Ich war nicht begeistert davon, denn wir haben direkt gegenüber von einer kleinen evangelischen Kirche gewohnt. Das war unsere Gemeinde und ich war sehr gut befreundet mit der Tochter des Pfarrers und ihrem großen Bruder. Wir haben viel miteinander gespielt und ich wollte eigentlich in der Kirche bleiben. Das war für mich eigentlich so etwas, ich habe es überhaupt nicht eingesehen, warum ich da jetzt auf einmal zu einer anderen Kirche gehen muss. Ich habe aber glücklicherweise der Freundschaft keinen Abbruch. Das ist schon mal gut. Aber ich hör das so raus, als würden die Eltern vielleicht gar nicht so richtig informiert, was hinter dem freikristlichen Unterricht steckt. Und der wird dann angepriesen, habe ich gelesen, als frei und offen, generisch christlich und kindgerecht. Offen für alle Religionen. Also das wäre fast so, als hätten die einen ganz tollen Ethikunterricht an der Waldorfschule, wo man dann prima was über alle Weltreligionen erfahren kann und dann quasi ganzheitlich sich informieren kann. Ich glaube, offen für alle Religionen heißt in dem Fall, ja, es dürfen alle Religionen zu uns kommen. Wir haben das ja nicht verboten. Aber hier kriegt er jetzt das Richtige zu hören, nämlich die anthroposophische Christusgeschichte. Also wirklich offen für irgendwelche anderen Religionen. Ja, andere Religionen, Kinder mit anderen Religionen dürften in diesen Unterricht kommen. So war er natürlich schon offen. Was da ja auch dazu gehörte, ich weiß nicht, ob das in wirklich allen Schulen ist, ich glaube nicht, aber bei uns gab es das schon, eine Art Gottesdienst für den freikristlichen Religionsunterricht, der in der Schule dann stattfindet, samstags, und der auch dem Kindergottesdienst der Christengemeinschaft relativ ähnlich ist. Und da gibt es ja auch so was wie eine Konfirmation parallel zu der Konfirmation in der Christengemeinschaft. Zur Sicherheit. Nochmal oben drauf die erweiterte Konfirmation. Ein bisschen wie die erweiterte Medizin, die dann auch nochmal was extra macht, was die anderen nicht machen. Nein, nein, nein. Das war für alle. Das müssen alle machen. Die Konfirmation, nein, das war für alle, die eben diesen freien Christentum nicht gesucht haben. Nicht für die Christengemeinschaftskinder. Ich wollte nur fragen, was dann das Verständnis dieser Konfirmation war. Könnt ihr dazu was sagen? Was war da der Hintergrund, warum man das gemacht hat? Ich kann dazu nichts sagen, weil ich das nicht selber besucht habe und auch da tatsächlich niemand kannte zu dem Zeitpunkt. Jugendweihe hieß das, so weit ich das in Erinnerung habe. Ja, und mir wurde es immer so ein bisschen, und das habe ich auch eben lange geglaubt, so erzählt, als ja, das ist eben damit, die auch was haben. Das ist jetzt nicht so tief religiös, es ist mehr so, um den Übergang ins Jugendalter zu markieren, so ein Ritus. Ja, das kenne ich tatsächlich aus dem nichtkirchlichen Osten, zum Beispiel in Deutschland. Da gibt es auch die Jugendweihe, die parallel zur Konfirmation, damit man eben auch so ein Fest hat, sozusagen, das nichtkirchlich geprägt ist. Ja, ich hatte zwei Freunde, die diesen Religionsunterricht besucht haben. Die waren eigentlich Juden und haben aber diese komische Konfirmation dann auch gar nicht gemacht. Also das war offensichtlich möglich, dass man diesen Unterricht besuchte, aber das dann nicht macht. Okay. Also es gibt also die Auswahlmöglichkeiten theoretisch zwischen den Prägungen im Religionsunterricht. Könnt ihr abschätzen, wie viel der Kinder in den Christengemeinschaftsunterricht gegangen sind und wie viel in den anderen Unterricht? Bei uns war es ungefähr die Hälfte im Christengemeinschaftsunterricht. Interessant. Also bei uns war es deutlich weniger. Das war schon eine Minderheit. Ich glaube, in der Oberstufe waren wir noch knapp zehn Kinder, Jugendliche in der Christengemeinschaft. Die meisten waren dann doch in einer der anderen drei Gruppen? Ja, bei uns gab es den katholischen, glaube ich, da waren vier Kinder und im evangelischen um die zehn. Der Großteil war in der Christengemeinschaft tatsächlich bei uns, zumindest im Religionsunterricht. Ja, es sind gar nicht so wenige, glaube ich. Ich meine, das aus der Studie Bildungserfahrung an Waldorfschulen entnommen zu haben, dass es deutlich über 20 Prozent sind im Schnitt der Waldorfkinder, die auch zur Christengemeinschaft gehen. Das ist ja nicht wenig unbedingt. Also ich glaube beim Gottesdienst habe ich die nicht alle gesehen, die bei mir im Religionzentrum sind. Und die geschwänzt? Das ist aber nicht gut. Ja, das hängt ja wahrscheinlich auch davon ab, welche Konfession eure Eltern oder die Eltern jeweils haben. Ich weiß nicht, wie es bei euch jetzt war. Ja, meine Mutter hat ja die christengemeinschaftliche Konfession dann auch angenommen, die ist ja eingetreten in die Christengemeinschaft. Und wir waren auch sonntags in der Kirche. Aber ich glaube, das ist so wie in anderen Religionen halt auch. Es gibt halt Leute, die sonntags in die Kirche gehen und dann gibt es den Großteil, der das nicht tut, aber sich trotzdem irgendwie zugehörig fühlt. Genau, also anders als beim freikristlichen Unterricht findet der Gottesdienst der Christengemeinschaft eben wirklich dann auch außerhalb der Schule statt, in der Christengemeinschaft, in der Kirche sonntags. Das war bei uns auch ein deutliches Stück weiter weg. Ich bin da auch hin und habe mich von meinen Eltern da jeden Sonntagmorgen hinfahren lassen, eine Zeit lang, weil ich das so mochte. Meine Eltern selbst waren aus der katholischen Kirche ausgetreten nach meiner Geburt und waren so ein bisschen auf der Suche nach einer Alternative. Und ich glaube, deswegen hat sich das für die auch so gut angehört. Eine Alternativkirche. Habe ich das richtig verstanden, dass du vom Montag bis Freitag auf die Waldorfschule gegangen bist und samstags zum Reli Unterricht der Anthroposophen und sonntags in die Kirche der Anthroposophen oder nie der Unterricht fand während der Woche innerhalb der wohnung statt und die Gottesdienste am Sonntag würde sagen aber viel Hingabe genau bei uns auch so wir haben Montag bis Samstag schule gehabt da gab es Reli Unterricht sowie an anderen schulen auch und sonntags dann für mich ist es so ein interessanter Aspekt weil man kann ja sein ganzes leben innerhalb der anthroposophischen blase verbringen vom Kindergarten über die Waldorfschule, über die Anthroposophische Hochschule oder Universität, dann rein in die Institutionen oder in das große Netzwerk der Anthroposophie. Du kannst dich Demeter ernähren und zum Anthro-Alternativmediziner gehen und kannst auch noch in Steiner's Kirche gehen. Also irgendwie hat die Anthroposophie jetzt auf alles eine Antwort und eine alternative Version fast schon davon. Da würde mich interessieren, wie ist es so als Selbstverständnis eines Kindes, dass so eine Ausnahmereligion hat oder so einen seltenen Glauben vertritt. Ist das cool oder ist das schwierig oder ist es einfach normal, dass es in eurem Umfeld so war? Das war normal. Das war normal, weil der Hauptteil meiner Freunde war Waldorfschule, waren meine Waldorf-Kollegen und wir waren in der Christengemeinschaft. Wir sind gemeinsam im Religionsunterricht gesessen. Ein Teil habe ich sonntags in der Kirche gesehen. Also das war irgendwie, ja, das ist mir gar nicht so vorgekommen, als wäre ich da in einer kleinen Religion oder einer seltsamen Religionsgemeinde. Das ist mir erst viel später aufgefallen. Also der Kontakt nach außen, den ich hatte, war eben tatsächlich diese Tochter des Pfarrers. Und ja, das war für uns halt, ja, wir hatten irgendwie eine unterschiedliche Religion, aber es hat keine Rolle gespielt. Also hat sich auch keiner besser gefühlt als der andere. Also ich weiß nicht, ob sie das getragen hat. Ich hoffe nicht. Ich denke, wahrscheinlich nimmt man es ja auch gar nicht so richtig wahr. Das könnte ich mir vorstellen. So ist es zum Beispiel evangelisch-katholisch auch so. Wenn du die Leute fragst, was ist denn da der Unterschied, dann können ja 80 Prozent der Leute wahrscheinlich nicht genau sagen, was der Unterschied zwischen evangelisch und katholisch ist. Also mir war schon relativ bewusst, dass das irgendwie eine komische Religion ist, weil meine Eltern das auch gespiegelt haben. Die saßen ja dann als Eltern in der Kinderhandlung mit drin und haben zugeschaut. Und die fanden das zum Beispiel relativ komisch oder denen ist das auch ein bisschen aufgestoßen, glaube ich, dass es so sehr, sehr rituell ist und die Sprache und ist es überhaupt nicht kindgerecht. Also man versteht eigentlich als Kind das nicht, was da geredet wird und soll das, glaube ich, auch nicht verstehen. Und dann wirkt das halt oder alles ist, also die Gesten sind immer gleich. Die Worte sind immer gleich. Und das war mir schon klar, dass das anderswo nicht so ist. Ich hatte auch eine evangelische gute Freundin, deren Vater Pfarrer war. Und wenn ich da so mit saß, ich fand das Wahnsinn, wie offen und frei der da so seine Predigten gehalten hat. Das hätte ich mir in der christlichen Gemeinschaft niemals vorstellen können. Und das war mir schon irgendwie klar. Und dann fand ich das aber irgendwie auch als Kind alles schön. und dachte eben, das ist auch richtig so. So gehört es. Also ich mag dazu noch sagen, meine Mutter ist zwar ursprünglicherweise Protestantin gewesen, aber sie hat gemeint, sie hat immer bei den Protestanten in der evangelischen Kirche diesen Ritus vermisst und sie hat auch sehr hinterhergetrauert der Tatsache, dass die katholischen Messen nicht nur auf Latein gelesen werden. Und die hat sich natürlich in der Christengemeinschaft mit diesem strengen Ritus sehr wohlgefühlt. Und ich glaube, das war für sie ein wirklich großer Anziehungspunkt und ein Alleinstellungsmerkmal und ein Grund, dorthin zu gehen. Das ist interessant, weil das ist ja tatsächlich auch so aus dem Eigenverständnis heraus so ein bisschen das Besondere der Christengemeinschaft, die so sagen, dieser Kultus, der ist ja von Steiner geschaut worden, erdacht worden. Und das ist so, hat ja tatsächlich auch so ein, steht ja neben der Bibel als Offenbarungsrang. Also es hat ja tatsächlich diesen Charakter auch und darf nicht verändert werden. Also das finde ich auch ganz spannend, weil man sich so als im Selbstverständnis ja als religiöse Erneuerer, religiöse Erneuerungsbewegung versteht, genau, die so die evangelische katholische Kirche auch ja nicht ablösen, aber weiterführen und erneuern will. Aber dann hat man diesen Offenbarungskultus von Steiner von vor jetzt 100 Jahren ziemlich genau, der sich halt einfach gar nicht verändert. So viel zum Thema Erneuerung. Und interessant ist ja auch, wenn man so auf die, also Selbstanspruch mit der Wirklichkeit vergleicht. Die Christengemeinschaft irgendwie so roundabout zwischen 25.000 und 35.000 Mitglieder weltweit. Ich glaube, ganz genaue Zahlen gibt es wahrscheinlich nicht. Und also wenn man sich anguckt, wo die Erneuerung jetzt mal im christlichen Kontext geschieht, dann sind das andere Bereiche, dann ist das eher so pfingstlich charismatisch in anderen Teilen der Erde, Erde, wo sich viel tut und viel entwickelt. Aber die Christengemeinschaft ist seit 100 Jahren so stabil. Also hat ein bisschen gewachsen, aber jetzt nicht so diese Massenbewegung geworden. Das zieht sich ja so ein bisschen durch die Anthroposophie auch, wie bei der Waldorfpädagogik, die was ganz Neues und eine revolutionäre Reformpädagogik sein möchte, sich aber quasi seit 100 Jahren auch nicht im Wesentlichen weiterentwickelt und schon damals nicht auf Stand der Zeit war. Trotzdem glaubt man, man kann alles ganz anders machen. Wir haben von Kultushandlungen gehört und das ist auch ganz, ganz wichtig. Ich muss bekennen, dass ich leidenschaftlicher Atheist bin und mir religiöse Rituale ohnehin nicht ganz geheuer sind, aber diese stark durch Ritualisierung, die ist ja besonders auffällig in der Christengemeinschaft. Also auch pompöse Kirchen mit den entsprechenden ätherischen Farbgebungen. Erzoberlenker, das System der magischen Sieben. Und man hat ganz ausgefeilte kultische Handlungen. Jetzt habe ich gehört von der Kinderhandlung. Was macht man denn Bitteschön bei einer Kinderhandlung? Also, vielleicht können wir das mal ein bisschen erzählen. Die heißt Sonntagshandlung für mich. Ich weiß nicht, ob es da eine Einigkeit gibt oder nicht. Aber das fängt so an, dass man sich da in der Kirche einfindet und in so einem Vorraum zum eigentlichen Kirchenraum erstmal warten muss in der Gruppe und natürlich still sein. Und dann tritt man so in diesen Raum ein. Immer zwei Kinder auf einmal und da stehen so zwei Menschen an der Tür. Die geben jedem Kind die Hand und dann sagen sie, du weißt, du gehst zu der Handlung, die deine Seele erheben soll zu dem Geiste der Welt. Und das sagen die zu jedem Kind. Also immer zwei gleichzeitig, zu zwei Kindern. Und halten die Hand und man schaut auch in die Augen, wenn man es schafft. Und das ist so der Beginn. Und du weißt dann schon, jetzt ist was Besonderes. Also das war schon Das war schon superrituell, natürlich. Aber es war schon so, dass du reingegangen bist. Im Prinzip für mich war das so, die Wache hat mich reingelassen. Das ist etwas Besonderes. Für mich waren die zwei, also Anfang Volksschule, war es für mich nicht völlig klar, dass die nicht immer dort stehen. Es hat nicht lange gedauert, bis mir das dann irgendwann schon klar war. Aber für mich waren es die zwei Wächter, die stehen da und die stehen da immer. Die stehen da auch, wenn da gerade keine Sonntagshandlung ist. Die passen da immer auf, dass da niemand reingeht, der sich nicht zum Geist der Welt erhebt. Ja, dann sitzen die Eltern im Zuschauerraum und die Kinder stehen dann vor dem Altar. In einer Reihe, zwei Reihen, drei Reihen, je nachdem wie viele da sind. Da gibt es dann auch so Strategien, wo man sich hinstellt, weil später ist es dann noch relevant. Da muss man nämlich noch was tun. Und vorne eben der Pfarrer, der dann da verschiedene Dinge tut und spricht und so. Liest auch immer aus dem Evangelium vor. Je nach Jahresabschnitt, in dem man sich gerade befindet, eine andere Geschichte. Und da gibt es eben auch noch mal so einen Moment, wo er dann durch die Reihen geht Und auch jedem Kind einzeln die Hand gibt und dann eben sagt, der Gottesgeist wird sein mit dir, wenn du ihn suchst. Und jedes Kind muss sagen, ich will ihn suchen. Das ist das, woran sich, glaube ich, alle Kinder, die in der Christengemeinschaft waren, bis heute im Schlaf noch erinnern können. Ich will ihn suchen. Und für mich war das auch, ich habe das sehr ernst genommen. Ich nehme mir das jetzt vor, ich soll den suchen. Wenn ich jetzt rausgehe in meinem Alltag, in meinem Leben, wie auch immer das aussehen soll, weiß ich nicht. Aber das mache ich jetzt. Okay. Ja, zumindest am Anfang, ich stimme dir völlig zu, war das für mich auch mit einer großen Ernsthaftigkeit verbunden. Es war so ein Auftrag. Du hast von mir persönlich den Auftrag bekommen, suche den Gottesgeist. Keine Ahnung, was ich mir davon erwartet habe und gefunden habe ich ihn auch nicht. Ja, ich auch nicht. Okay, und dann ist es quasi wie ein Gottesdienst, aber wie ich gelesen habe, ohne Musik? Ich glaube nicht ganz. Also ich habe hier im... Das ist verschriftlicht eben diese Sonntagshandlung und da steht auch Musik. Ich glaube ganz zum Schluss beim rausgehen kommt nochmal so Instrumentalbegleitung. Aber es wird jetzt nicht gemeinsam gesungen oder so. Also bei uns wurde tatsächlich gesungen, aber nur ein Lied. Ich kann mich auch an dieses Gesangbuch noch erinnern. Ich weiß nicht, ist das ein Waldorf-Ding, dass diese Sachen immer in Querformat sind? Aber egal. So mit anthroposophisch schwungenen Formen drauf, ich glaube mit den drei Kreuzen oben links im Eck. Aber auf jeden Fall gab es ein Lied und ich weiß, meine Mutter hat irgendwann mal nachgefragt, wie ist das, warum singen wir denn nicht mehr? Und da wurde ihr dann gesagt, dass das eine Selbstüberhöhung gegenüber Gott ist, wenn man eitel seine eigene Stimme hören will. Also keine Ahnung, ob das irgendwas christengemeinschaftliches war oder ob sich das der Typ gerade einfach aus den Fingern gesaugt hat. Auf jeden Fall hat meine Mutter das ganz schlimm gefunden, dass ihr gesagt wurde, sie darf nicht singen. Und Musik vom Band gab es ja wahrscheinlich auch nicht, so wie ich die Technik-Skepsis kenne. Also da muss dann schon live musiziert werden oder man lässt es dann halt gleich ganz. Ja. Und singen sei zu eitel. Okay. Es gibt offenbar eine starke Liturgie. Es gibt Gewänder, die man trägt. Es gibt da auch wieder eine Zuordnung zu den Farben, wie das so üblich ist. Die Taufe ist immer violett und die Trauung immer rot. Beerdigung schwarz, okay, verstehe ich. Und dann gibt es als eine der wichtigsten Handlungen die sog. Menschenweihe-Handlung. Die Menschenweihe-Handlung, die kann man sich so als anthroposophisches Abendmahl wohl vorstellen, ja? Da war ich dann nach der Konfirmation auch ein paar Mal und später auch noch als Erwachsene, ich war auch mal auf einer Christengemeinschaftsbeerdigung, wo das dann auch so ähnlich zum Teil ablief. Ja und das ist eben auch, das ist der Erwachsenen-Gottesdienst, da gibt es auch ein Abendmahl und ansonsten ist auch das sehr ähnlich ritualisiert und mit schwer durchschaubarer Sprache und eben diesen Gewändern und so weiter. Da gibt es dann auch noch so quasi Messdiener, also noch zwei Menschen, die noch eine Funktion haben, außer dem Pfarrer. Ja, also ich war da ja nun nicht mehr, aber ich weiß, ich war einmal bei einer menschenweilen Handlung dabei. Ich glaube, das durften wir vor der Konfirmation Konfirmation, da durften wir einmal zuschauen gehen oder so. Da habe ich dann auch diesen, habe ich natürlich geschaut, wie man eigentlich nicht schauen sollte. Und da hat Rister dann hier "Live Long and Prosper" gemacht. Darf man da erst ab der Konfirmation hin oder wie? Okay. Und gibt es da eine Predigt dann auch in dem Rahmen oder wie? Gibt es sowas da gar nicht? Ich nagele mich nicht darauf fest. Ich würde sagen nein. Also ich glaube nicht. Ich habe das nicht so erlernt. Ja, würde ja zum Bild passen. Dass das Erleben und der Ritus, der Kultus mehr bedeutet als das Wort. In dem Fall, um es mal so zu sagen. Dass es darum geht, das Ganze zu erleben. Das ist ja auch die große Stärke von Ritualen, muss man an der Stelle auch mal sagen. Natürlich kann man da auch kritisch sein, aber Rituale haben ja auch einen Effekt. Und haben ja tatsächlich auch evolutionär bedingt, da habe ich letztens ein Buch darüber gelesen, dass die einen ganz wichtigen Effekt haben, diesen sozialen Zusammenhalt zum Beispiel oder sowas. Und auch selber einem guttun können und Halt geben können. Und der Oberlenker muss natürlich auch nicht selber überlegen. Und wenn er keine Predigt hält, dann kann er ja auch nicht dem, was Steiner sagt, aus Versehen übersprechen, wenn er jetzt irgendwas nicht mehr ganz im Kopf hat. Ja, ich finde noch einen interessanten Aspekt, dass die Christengemeinschaft gar nicht so auf Geld oder Gemeinde, sagen wir, auf Gelder der Gemeinde angewiesen ist oder das auch ablehnt oder nicht möchte. Es wird ja schnell immer mal der unpassende Vergleich zwischen Scientology und Anthroposophie gezogen. Dann heißt es, die wollen nur ihre New Age-Religion und wollen da alles verkaufen und so und wollen damit Geld machen. Das sehe ich gar nicht so. Ich denke eher, dass es hier wirklich um eine spirituelle Erneuerung geht und die das nicht aus monetären Beweggründen machen. Aber die Christengemeinschaft macht es so, sie finanziert sich über Spenden und nimmt also keine Fees oder keine Gelder auf regelmäßiger Basis von ihren Mitgliedern an. Und da habe ich diesen Satz gefunden auf der Webseite der Christengemeinschaft, der da heißt "Frei geschenktes Geld hat die größte Kraft zur Realisierung geistiger Impulse." Also nur das frei geschenkte Geld macht auch den Geist frei. Also Herr, bitte mit den Zuwendungen. Aber freiwillig. Aber bitte freiwillig, ja. Dann ist sie teilweise aber auch als Körperschaft des öffentlichen Rechts, danke schön, organisiert und hat darüber, wie man hört, auch eigene Vorteile. Könntest du das erklären, Fabian? Wo soll da der Vorteil sein? Also du hast als Körperschaft des öffentlichen Rechts... Oh, du hast es jetzt auf dem kalten Fuß erwischt, was du da für Vorteile hast. Das ist frech von mir, ne? Du kannst solche Dinge wie Kirchensteuerung zum Beispiel erheben. Das macht die Christengemeinschaft aber nicht. Genau, das macht sie nicht, richtig. Genau. Aber sonst, du hast halt einen besonderen Status. Aber ehrlich gesagt, tatsächlich, das müsste ich nochmal... Was da genau die Vorteile sind, finde ich gerade blank. Kann ich gut verstehen. Ich dachte, du weißt es vielleicht. Ich habe auch nur kurz reingeschaut. Eine Körperschaft öffentlichen Rechts nimmt des Namens nach bereits schon öffentliche Aufgaben wahr. Also wie zum Beispiel den Zehnten einzutreiben, was sie ja jetzt nicht machen wollen. Finde ich immer trotzdem ein ganz interessanter Faktoid über so eine Glaubensgemeinschaft aus der Anthroposophie. Ich wollte nur sagen, Körperschaft des öffentlichen Rechts sind keine ungewöhnlichen Konstellationen. Es gibt auch einen humanistischen Verband in Hamburg, glaube ich, der auch Körperschaft des öffentlichen Rechts... Also das ist einfach eine Rechtsform, die bestimmte Vorteile mit sich bringt. Also man muss eine gewisse Konstanz und eine gewisse Größe haben, um diesen Status zu bekommen, damit man das kriegt. Also es gibt Gemeinschaften, die bemühen sich darum. Da wird dann gesagt, ne, ihr seid noch nicht groß genug oder das ist einfach nicht stabil genug, eure Mitgliederzahl zum Beispiel, dass ihr das erreicht. Ja, genau. Zur Rolle innerhalb der Anthroposophie kann ich vielleicht noch sagen, auch wenn die Mitgliedschaft jetzt in der Steinerkirche, sage ich mal, nicht so groß ist, da spricht man wirklich zwischen von 20.000 Mitgliedern in Deutschland eventuell 35.000 weltweit. Es ist aber schwierig zu zählen, weil man dort auch nicht automatisch mit der Taufe in die Gemeinschaft aufgenommen wird, sondern sich frei dazu entscheiden muss als religionsmündiger Mensch. Das ist also wohl ein bisschen schwierig. Was ich prinzipiell richtig finde. Finde ich auch gut. Die Christengemeinschaft sieht sich selber als großen Teil des anthroposophischen Netzwerkes, sei also insbesondere stark verbunden mit der allgemeinen anthroposophischen Gesellschaft. Aus alter Tradition mit den Verlagshäusern "Urach Haus" und "Freies Geistesleben", die in letzter Zeit auch wegen rechter Publikationen ein bisschen in die Kritik geraten sind. Und man sei auch verbunden mit der Veledagruppe, der GLS-Bank, der Software AG, mit Demeter und dem DM-Discounter, mit Hessnatur und Valar, Heilmittel und mehreren anthroposophischen Kliniken. Das heißt also überall. Nach neuester Zählung ist es jetzt überall. Ich frage mich manchmal auch, wie die da rein spielen und wie das Gefüge ist. Aber das müssten wir vielleicht jemanden fragen, der da direkt an der Schnittstelle sitzt. Mit der Schule kann ich mir jetzt einigermaßen vorstellen. Religionsunterricht, da wird es natürlich klar, welchen Eindruck jetzt die Christengemeinschaft wirklich bei dem hintermacht. Da hab ich keine Einblicke, aber ihr seht, die sind halt sehr, sehr stark in einer gleichen Richtung unterwegs, alle zusammen. Gut, jetzt haben wir eigentlich immer die Frage am Ende, ja, schadet was? Ist das schlimm? Macht das ein Problem, wenn man eine eigene religiöse Bewegung haben möchte, die anders ist als die Bekannten, mit einer eigenen Sprache, mit eigenen Handlungen, alles einfach irgendwie anders machen? Warum soll die das nicht einfach machen? Gibt es ein Problem bei der Christengemeinschaft? Fällt euch da spontan was auf? Also, ich will es nicht so schwarz-weiß-plakativ machen, aber was natürlich passiert ist, dass man, also auch in der Christengemeinschaft und in diesem Religionsunterricht, ist man mit anthroposophischen Glaubensinhalten konfrontiert und bekommt die halt vermittelt. Ich erinnere mich sehr gut an den Religionsunterricht in der zweiten Klasse. Da wurde uns eine Geschichte erzählt, die sozusagen davon handelt, wie eine kleine Seele aus dem Himmel auf die Erde herabsteigt und zum Beispiel erstmal von oben runter schaut und sich dann die eigenen Eltern aussucht. Also guckt mal, wer gefällt mir da? Ah, da möchte ich hin. Ganz klare anthroposophische Vorstellung, dass man sich seine eigenen Eltern aussucht. mit der ich heute große Probleme habe, die mir da vermittelt wurde. Ich fand das recht schön, so die Vorstellung. Ich habe mir meine Eltern ausgesucht, war schon immer mit denen verbunden. Dann reist diese Seele noch durch die Sphären und trifft verschiedene Erzengel und Engel und durch die Sternzeichen und nimmt sich da verschiedene Sachen mit, bekommt, glaube ich, noch einen Schutzengel und bestimmte Wesensmerkmale und kommt dann so auf die Erde. Und dann gab es noch so einen Punkt auf dieser Reise, wo man vom Wasser des Lebens trinkt. Da gibt es, glaube ich, so einen Fluss oder Teich und man kann ein, zwei oder drei Schlucke trinken. Und dann hat der Religionslehrer gesagt, das kann man sehen bei den Kindern, die heute da sind, wer wie viele Schlucke vom Wasser des Lebens getrunken hat. sozusagen, wer wie stark inkarniert ist in seinem Körper. Und das zweite Klasse. Und das ist bei mir so gelandet und wie man sieht bis heute hängengeblieben. Und ja, das ist schon problematisch. Bei mir ist da noch was hängengeblieben, nämlich genau bei diesem Wasser des Lebens. Und das finde ich im Nachhinein jetzt, also ich glaube, das soll eine tröstliche Geschichte sein für Eltern, die ihr Kind verlieren, dass die nämlich zum Wasser des Lebens gehen und aber unterwegs der Krug zerbricht, mit dem sie das Wasser holen sollen. Die haben sich ihre Eltern schon ausgesucht, aber das sind dann die Kinder, die zum Beispiel während der Schwangerschaft versterben oder vielgeburten oder dergleichen. Und dass das wohl eine tröstliche Geschichte sein sollte, dass diese Kinder sich zwar die Eltern ausgesucht haben, aber dann ist ihnen der Becher kaputt gegangen und deswegen kommen sie jetzt nicht. Für mich war das aber total gruselig als Idee, weil uns wurde das erzählt, meine Mutter hatte eine Fehlgeburt, bevor sie mich hatte. Für die war das auch überhaupt nicht tröstlich, sondern total gruselig, dass man sagt, das Ganze liegt da jetzt irgendwie so in der Hand der Kinder, dass die da auf ihren Becher ordentlich aufpassen. Für uns war das als Geschichte überhaupt nicht tröstlich, "Dein großer Bruder, den gibt's nicht, weil er ein Tollpatsch ist." Also für mich war das überhaupt keine tröstliche Geschichte, sondern halt eine ... Ja, so wieder mal das Individuum schuld, wenn irgendwas nicht funktioniert. Ja, Fabian hat ein-, zweimal schmerzhaft gezuckt grade. (Lachen) Ja, ich find, das ist natürlich für mich eine spannende Frage, die du gestellt hast, Oliver, inwieweit das problematisch ist, Das ist ja das, worum mein ganzer Podcast sich dreht, sozusagen. Und deswegen finde ich das auch eine spannende Frage. Und ich würde dem, was Emma am Anfang gesagt hat, auch total zustimmen, dass ich das eigentlich Problematische, die Anthroposophie, dahinter finde. Und sagen wir es so, die Anthroposophie mit ihrem Selbstanspruch, ja, keine Glaube zu sein, sondern eine Geisteswissenschaft zu sein. Und daraus entspinnen sich ja alle Probleme, über die ihr auch im Podcast redet, die bei der Biologik eine Rolle spielen, die bei der Landwirtschaft eine Rolle spielen, die bei der Medizin eine Rolle spielen. Das kommt ja alles aus diesem Grundgedanken her, dass Steiner behauptet, das hat den gleichen Rang wie evidenzbasierte wissenschaftliche Erkenntnis. Und wenn man von vornherein sagt, wir glauben, das ist eine Glaubensgemeinschaft, dann muss man, glaube ich, anders an die Sache herangehen, weil dann ist es klar getrennt irgendwie. Dann habe ich andere Maßstäbe, mit denen ich handeln kann, sozusagen. Ich würde sagen, Religion hat immer positive und negative Aspekte. Kann in beide Richtungen positive Auswirkungen haben, es kann aber auch negative Auswirkungen haben. Da müssen wir dann jeweils genauer hinschauen. Aber wo es wirklich problematisch wird, und das beobachte ich bei vielen Gruppen, ist eben, wenn diese Offenbarung so hochgestellt wird, dass man das auf eine Ebene mit wissenschaftlicher Erkenntnis stellt. Und wir sagen, wir müssen jetzt nicht unseren Krebs evidenzbasiert behandeln, wir können den genauso gut mit irgendwelchen Globuli behandeln, um es mal ganz platt zu machen. Das ist das, wo es, glaube ich, dann richtig problematisch wird. Und von daher würde ich auch sagen, da stecken problematische Gedanken drin, die ich auch in der Glaubensgemeinschaft problematisch finde, weil es dann eben auch psychologische Auswirkungen hat. Das kommt ja dann auch dazu, das ist ja alles dann deutlich komplexer. Es ist angesprochen worden, also, oder sowas wie Inkarnation und Karma, also insbesondere der Karma-Gedanke. Inkarnation kann man ja vielleicht nochmal anders denken, aber Karma-Gedanke finde ich was, was ich als extrem schwierig finde, Weil da so viel mitschwingt, dass man dann Menschen aufgrund von – also gerade in der Esoterik ist das ja ganz groß – aufgrund von früheren Leben das Auswirkungen hat in das jetzige Leben. Und dann haben die eine Krankheit. Das liegt eben daran, dass sie im früheren Leben irgendwie was falsch gemacht haben oder so. Also das finde ich einfach so ein... Oder weil sie nur zwei Schluck Wasser getrunken haben. Ja, genau. Also das sind dann Dinge, wo ich schon sagen würde, das ist jetzt auch unabhängig davon, ob das einen Wissenschaftsrang für sich beansprucht oder ob das nur ein Glaube ist, ist es dann einfach problematisch, weil es auch psychologisch schwierige Auswirkungen auf Menschen hat. Genau. Wir haben jetzt gerade gehört von dem Menschen von der Christengemeinschaft, der glaubt, er kann dann erkennen, wie die Reinkarnation verlaufen ist bei seinen Schützlingen. Das erinnert mich daran, wie der Waldorf-Lehrer natürlich auch den Ätherleib oder den Astralleib oder die gesunde Reinkarnation des Kindes festmachen will, Wobei er ja Hinweise hat, wie die Fersen festes Auftreten zeigt das dann, oder die Form des Ohrläppchens zeigt die gesunde Reinkarnation. Auf jeden Fall ist doch schon über ein 6-, 7-jähriges Kind ein Urteil getroffen, was sich in irgendeiner übersinnlichen Erkenntnis manifestiert, die andere halt nicht haben. Und schon hat der Lehrer und schon hat der Priester da irgendwie geurteilt über das Kind, hat es kategorisiert und zwar auf Basis von Dingen, die absolut für Nicht-Eingeweihte nicht nachzuvollziehen sind. Und das finde ich das Schwierige jetzt gerade am Beispiel von der Emma. Ich habe das auch. Ich habe noch eine weitere Anekdote aus der Oberstufe zu dem Punkt Verknüpfung von Religion und Wissenschaft oder Anspruch der Wissenschaft zu sein. Ich finde das eigentlich in der Christengemeinschaft noch ein bisschen klarer als in der Anthroposophie allgemein, weil sie ja schon sagen, wir sind eine Kirche. Aber auch da habe ich es erlebt, in der 10. oder 11. Klasse wollte ich ein Referat halten über die Frage "Ist Wissenschaft und Religion miteinander vereinbar?" Ich glaube auch nicht, dass das ein Zufall ist, dass mich die Frage umgetrieben hat. Die habe ich auch noch im Abitur umgetrieben. Im Bio-Abi habe ich selbst da noch drüber gesprochen. Und der Pfarrer hat sich dann zeitgenommen, hat sich einmal alleine mit mir getroffen für mein Referat und mir eigentlich erklärt, wie er das sieht. Und wieso er das so sieht? Nämlich, dass er denkt, dass es so eine Art Evolution gibt in einer spirituellen Art und Weise. Und dass das wissenschaftlich sei. Und die Evolution geht eben so, dass sich die Menschen höher entwickeln mit der Zeit und irgendwann zu Gott werden. Und dass quasi der Gott, der jetzt für uns noch in der Zukunft liegt, dann die Welt erschaffen haben wird, um selbst entstanden zu sein. Also Zeit spielt da irgendwie keine Rolle. Das ist ein bisschen Großvater-Paradoxon in dieser Geschichte. Und das war für ihn aber so der Punkt, wo das wissenschaftlich sein sollte, weil es ja Evolution ist. Und damit war ich damals dann auch zufrieden, habe das so referiert. Meine Klassenkameradinnen haben mich total entsetzt angeguckt und wussten überhaupt nicht, was ich jetzt will und fanden das recht komisch. Ist, glaube ich, auch gut so. Aber, ja, ach nee. Also nach Rudolf Steiner war der Mensch ja schon existent, bevor es die Erde gab in dieser Form. Und ist aus dem Weltenall nach einer Reise über verschiedene Planeten, auf denen er vorher gelebt hat, dann auf die Erde niedergekommen, und zwar auf dem alten Atlantis oder auf der alten Atlantis. So geht's erst mal los mit der Evolutionserzählung eines Rudolf Steiners. Und ja, der ist so ein unkaputtbares Seelenwesen, ne? dass das dann immer weiter sich reinkarniert in neue Körperhülden, abwechslend als Mann und Frau wiedergeboren wird. Allerdings nur 7 Mal kann man das, glaube ich, nur machen. Es ist alles kompliziert. Und dann natürlich genau das, was man mitbringt als Schuld und Sühne aus vergangenen Leben, spielt sich dann direkt, manifestiert sich in diesem Leben. Und Krankheiten als selbstverschuldetes, sinnhaftes Schicksal. Und natürlich auch die kleinen Seelen der Neugeborenen, die sich die Eltern aussuchen. die dann halt Missbrauch oder Armut brauchen, dann gehen sie halt dahin, wo sie das kriegen, um ihre kammersche Schuld auszutilgen, die sie denn mitgenommen haben von den Versündigungen ihrer vorherigen Leben, an die sie sich selber gar nicht erinnern können. Und das ist halt das wirklich Üble an der Geschichte, dass ich dem Kind aufbürde, du bist nicht nur Schuld daran, dass deine Eltern jetzt irgendwas tun, dass sie nicht tun sollen mit dir oder dass dir schlecht geht, sondern du hast es dir auch noch ausgesucht, du brauchst das so. Also ich finde das ganz heftig. Aber manifestiert sich das nicht auch in dem Text von dem Glaubensbekenntnis, dass es da auch wieder mehrfach darum geht, die Sünde abzulegen und so weiter, so Erbsünde technisch? Also es geht öfters um die Sündenkrankheit, die Krankheit der Sünden. Die wird, glaube ich, zwei oder dreimal erwähnt, alleine im Glaubensbekenntnis die Überwindung der Sünderkrankheit zum Fortbestehen der Menschenwesen? Ja, das wäre jetzt nochmal spannend, da tatsächlich jemand aus der Christengemeinschaft, der aktiv zum Beispiel Priesterin oder Priester ist, da zu fragen. Aber der Sündenbegriff ist eh sehr schwierig und der wird auch ganz unterschiedlich gedeutet. Für mich, ich komme ja aus einer christlichen Tradition, ich würde das so verstehen, deswegen Da stoße ich mich auch nicht so dran vielleicht. Das ist eben das, was wir Menschen haben, wenn man auf die Realität schaut. Wir können uns gar nicht komplett korrekt verhalten. Also wenn wir leben, dann hinterlassen wir Spuren, die irgendwo negative Auswirkungen haben. Punkt. Und das verstehe ich so ein bisschen als, als, das ist für mich so dieses Sünde-Kräute-Gedacht sozusagen. Also dass ich sage, ich kann mich noch so gut anstrengen, ich werde, wenn ich Klamotten kaufe, dann werden dafür irgendwelche Menschen ausgebeutet. Oder so, als immer als plattes Beispiel. Ich kann gar nicht so leben. Ich kann danach streben, möglichst gut zu leben, aber ich werde es nicht schaffen, perfekt zu sein. Und das ist für mich der Kern dieses Sündengedankens, wenn man diesen alten Begriff mal benutzen will. Deswegen müsste ich mich mal reindenken, wie das jetzt in diesem Glaubensbekenntnis so gemeint sein könnte. Aber es wäre total spannend, da jetzt jemand zu hören, Priesterin oder Priester aus der Christengemeinschaft. Das wäre sicherlich ganz toll. Ich muss sagen, ich bin viel von Anthroposoph*innen angegangen worden, aber noch nie so hart wie von Mitgliedern der Christengemeinschaft. Das uferte in Nullkommanichts massiv aus. Echt? Das war ganz brutal. Dann möchte ich auch gerne... Mit was? Erstmal Kritik an der Anthroposophie. Kritik an der Anthroposophie zum Beispiel ist ja mein persönliches Thema. Und dass es keine Intersubjektivität gibt für die ganzen Erkenntnisse und die sich dann noch Wissenschaft nennt. Und solche Kritik verbietet sich innerhalb der Anthroposophie schon mal generell. Denn was der Meister geschaut hat, ist ewige Wahrheit. Und die von der christlichen Gemeinschaft können es noch weniger ab als alle anderen. Als die Mediziner und als die Waldorfs oder die Bauern. Die gehen richtig steil. Und ich erinnere mich, dass es in der Pandemie überall in der Anthroposophie große Querdenkenbestrebungen gab, Anticorona-Maßnahmen, Demos an den Waldorfschulen, Maskenatteste usw. In der Medizin hat es geknallt. Und überall eigentlich, Demeter hat einen kleinen Querdenker-Skandal. Und dann kam die Christengemeinschaft, die Bremer Christengemeinschaft, von der wir gerade gehört hatten, dass die nach Körperschaftsrecht arbeiten darf. Die haben geschrieben zur Covid-Pandemie, "Wir wissen hinter den Menschen satanische Inspiratoren." Also wieder klassischer Steiner, klassischer, gut, böse Dualismus. Ja, sie haben ihre Erzengel, auf der anderen Seite ist es z.B. die Technik als das Böse oder Ariman, der Dämon usw. Und bei Corona war es dann genauso. Dann sprach man über Transhumanismus. Der Mensch soll er sich ja bald auflösen und in Computern abgespeichert werden. Und verbreitete Verschwörungsmythen. empfahl dann das Buch doch mal "The Great Reset" zu lesen, also was so in Richtung neue Weltordnung und so weiter geht. So haben also Teile der Christengemeinschaft auf die Pandemie reagiert. Und dann, ganz lustig fand ich noch, ja, ja, aber sie tun uns jetzt bestimmt als Verschwörungstheoretiker ab, aber das ist ja nur ein Bericht, das ist ja nur ein Begriff, den die CIA 1967 erfunden hat, um die Kritiker zu diskreditieren. Also auch da, wie in allen Lagern, war das Querdenken sehr stark. Da möchte ich jetzt auch noch mal kurz eingreifen. Dieser Gedanke, dass die Dämonen hinter irgendwem stehen und den lenken, da hat man natürlich auch wieder ganz heftigen Antisemitismus. Mit den geheimen Mächten, die lenkend eingreifen, sollte man auch nicht vergessen. Ja, da ist man schnell mit einem Bein im Antisemitismus, richtig. Es ist ja auch die Christengemeinschaft traditionell, da können wir vielleicht jetzt nicht näher darauf eingehen, aber auch in ihrer Geschichte durchaus aufgefallen. Wir hatten es vorhin von Rittlmeier, dem ersten Erzoberlenker, der dann im Ersten Weltkrieg in den Schützengräben gepredigt hat und Kriegsflugblätter verteilt hat und einfach kriegsbegeistert war und so. Also ich finde auch die Christengemeinschaft, in meiner Erinnerung, noch mal sehr viel konservativer, als zum Beispiel die Waldorfschule, viel steifer und verschrobener, ganz viele alte Männer, die so erzantroposophisch, wenig weltoffen, überhaupt wenig Berührung mit Welt sind. Ganz im Geistigen, kein Materialismus, nur Geistiges. Ja, und also auch nochmal so verengt, finde ich, von der eigenen Perspektive, was man so erlebt, Was man so kennt und was man sich selbst auch erlaubt vielleicht an Freude und Spaß im Leben. Da geht es ja auch ganz viel um Selbsterziehung wieder. Und das wundert mich irgendwie nicht, dass das solche Ausflüsse hat. Es ist schwierig mit Rittlmeier als Figur, der sich in Teilen beim Nationalsozialismus angebiedert hat. Ganz bekannte Figur wäre vielleicht noch der Werner Georg Haverbeck, selber ein Altnazi, hat ein rechtsextremes Schulungszentrum geleitet, das Collegium Humanum, und war selber Priester für, nicht nur NS-Funktionär, sondern auch Priester für die Christengemeinschaft, Vertrauter von Rudolf Hess. Und ja, ganz schwierig, ich glaube, der Hintergrund war so, was die Christengemeinschaft ihnen dann ausgeschlossen hat wegen linker Bestrebungen. Irgendwann und dann wieder reingeholt hat. Also da gab es eine Zahl von sehr, sehr kritischen Personen auch in der Christengemeinschaft. Narzisten, Nazis, merkwürdige Menschen, die dann aber, ja, die weder kritisch gesehen wurden, noch deren Wirken bis heute so richtig aufgearbeitet scheint. Das wollte ich gerade fragen. Das ist ja natürlich die entscheidende Frage, wie man damit umgeht, weil diese Personen gab es ja vielen Gruppen zu der Zeit. Also die entscheidende Frage ist, wie geht man heute damit um? Aber das bin ich jetzt auch überfragt zu sagen. Du sagst, es ist noch nicht aufgearbeitet. Also es scheint mir noch nicht aufgearbeitet. Wahrscheinlich kommt in den Kommentaren früher oder später irgendein Werk eines Anthroposophen, der sagt, dass die Anthroposophie auch nicht rassistisch sei und das alles gar nicht stimmt. Aber dann freue ich mich, dann habe ich auch Erkenntnisgewinn. Falls es da Untersuchungen gibt, bitte darauf hinweisen in den Kommentaren. Dann wäre das ganz prima. Nochmal zu dem, was Emma erzählt hat. Also spannend auch deswegen, weil die Christengemeinschaft ja tatsächlich vor der evangelischen Kirche auch zum Beispiel die Priesterinnen, also Priesterinnenweiher erlaubt hat. Gut, Weiher gibt es evangelisch sowieso nicht. Aber bevor es evangelische Pfarrerinnen gab, also es gab es von Anfang an bei der Christengemeinschaft ja. Also da war man schon fortschrittlicher als die großen Kirchen sozusagen. Das war dann wahrscheinlich auch dieser Impuls der Erneuerung, den man da ein bisschen mitgeben wollte, vielleicht aus dem Selbstverständnis raus. Und zum anderen kam mir der Gedanke, natürlich zieht so ein ganz steifer Ritus, der auch fest ist, einen bestimmten Schlag von Menschen vielleicht auch an. Wenn jetzt mal ganz so leidenhaft gesprochen oder ganz so von außen gesprochen. Natürlich muss man das auch gut finden oder sich da auch irgendwie wohl fühlen und das tut eben nicht jeder. Aber manche Menschen finden das eben, also wenn ich mir angucke, wer es in der evangelischen Kirche eher diese ganz steifen Liturgien gut findet, oder in der katholischen Kirche, dann sind das eben auch die, von denen du gerade gesprochen hast. Ja, also klar, wie gesagt, das war bei meiner Mutter ja ganz definitiv so, dass sie sich einfach auch mit diesem Ritus, sie hat immer gemeint, das ist so ein bisschen wie so eine Umarmung, wenn du genau weißt, was passiert. Für mich hatte das immer was von einer Einengung. Deswegen wollte ich auch definitiv dort nicht freiwillig in die Kirche gehen. Ich habe diese Sonntagshandlung halt mitgemacht, weil es hat halt dazugehört. Meine Mama ist in die Kirche gegangen. Die meisten Leute, die ich kannte, sind irgendwie sonntags in die Kirche gegangen. Wir sind halt in eine andere gegangen. Das war jetzt nicht tragisch. Aber für mich war das – ich habe das als sehr einengend empfunden, diesen Ritus. Für mich war das völlig klar, dass ich sage, bevor es zur Konfirmation ging – und alle haben dann angefangen, sich vorzubereiten –, ich habe gesagt, nein, ich will das nicht, ich möchte nicht in der Christengemeinschaft konfirmiert werden. Nachdem es dort sehr freiwillig ist, dass man, wenn man alt genug ist, dort freiwillig aufgenommen wird, war es meiner Religionslehrerin auch tatsächlich wichtig, das auch meiner Mutter zu vermitteln, wenn sie das nicht will, dann muss sie das auch nicht. Das war, glaube ich, das eine Mal, dass ich mich erinnern kann, dass jemand aus der Waldorfschule auf meiner Seite gegen meine Mutter war, das habe ich überhaupt noch nie erlebt gehabt, vorher und nachher auch nie wieder. Ich bin tatsächlich dann auch eben in der Kirche vom Vater meiner Freundin dort konfirmiert worden. Ich habe den Gottesdienst dort als sehr befreiend empfunden und das war für mich tatsächlich der Anfang vom Ende der Anthroposophie in meinem Leben, weil das für mich der große Ausstieg aus dem ganzen System Waldorf und Anthroposophie war. Meine Mutter ist mir dann hinterher gefolgt, die ist dann auch ausgetreten aus der Christengemeinschaft und ihr wurde damals dann noch erklärt, sie mache der geistigen Welt gegenüber einen großen Fehler. Aber ansonsten haben sie sie auch einfach ziehen lassen. Das finde ich total spannend zu hören, weil das natürlich auch ein Marker ist bei diesen problematischen Gemeinschaften, die ich mir oft angucke. Wie geht man damit um, wenn Menschen sagen, ich will nicht mehr? Ich finde die Christengemeinschaft da recht freilassend. Das ist jetzt nur mein Erleben. mag sicher andere auch geben. Also weder wird sehr stark missioniert, noch hat man so ein riesen Sendungsbewusstsein, noch die Konfirmation. Da gab es auch welche aus dem Christengemeinschafts-Religionsunterricht, die das nicht machen wollten. Das war auch total okay und man darf auch gehen. So habe ich das schon erlebt. Ich glaube, ich bin auch im Christengemeinschafts-Religionsunterricht geblieben, aber da kann ich mich ganz ehrlich nicht fix daran erinnern, ob ich das letzte Jahr dann evangelischen Religionsunterricht besucht habe, dass ich an der Schule war. Ich glaube, es war weiterhin der Christengemeinschaftsunterricht. Das war nicht schlimm. Das fand niemand tragisch. Und wir hatten auch nachher nie irgendwie dann, weiß ich nicht, Ärger mit denen oder so. Wir haben uns weiterhin ganz normal mit Leuten getroffen, die noch in der Christengemeinschaft waren. Also da gab es gar nichts, dass man sagt, das ist jetzt, man ist irgendwie geächtet oder man Ich habe ein bisschen das Gefühl, die Haltung ist, wir wissen es schon besser, aber das müssen jetzt auch nicht alle einsehen. Also man hat schon, glaube ich, das Gefühl, dass es jetzt die Religion, die eigentlich die beste wäre, aber ohne dass es damit einhergeht, dass es jetzt alle, die haben sollen, wie es in der Pädagogik ja schon ist, in der Waldorfpädagogik. Es ist auch ein bisschen dieses typische "Du bist eben noch nicht so weit". Also wenn du jetzt nicht zu uns findest, dann bist du eben geistig, seelisch noch nicht so weit, um das zu verstehen. Also ich habe den Eindruck gehabt, das ist schon ein bisschen ein Überhebliches. Du verstehst das halt noch nicht dabei. Aber es hat nie irgendwer irgendwen aufgehalten. Und ich kenne auch niemanden, der damit Ärger hatte, dass er ausgestiegen ist. Also dahingehend sicher nicht tragisch. Ja, sehr spannend. Ich habe inzwischen übrigens gesehen, dass es bei den 45 Gründer*innen der Christengemeinschaft wohl auch drei, vier Frauen gab. Es sieht zwar auf dem Foto nach einem reinen Männerverein aus, aber auf den zweiten Blick durften dort auch die Frauen mittun, was ich ja immer ganz gut finde. Ich glaube, das ist auch ein Alleinstellungsmerkmal zu der Zeit gewesen wahrscheinlich. Ja, auf jeden Fall. Das ist das, was ich vorhin gemeint habe. Also das war die evangelische Kirche. Irgendwie gut. Es gibt ja mehrere evangelische Kirchen in Deutschland, aber bis in die 70er, 80er Jahre rein gab es da noch oder sogar noch später. Ich weiß es gar nicht. Kirchen, in denen Frauen keine Pfarrerinnen werden durften. Also weit, weit später. Ja klar. Und wenn das dort gleich Gründungsmitglieder waren, dann haben sie es halt von Anfang an. Genau, das war von Anfang an so. Konnten die schon die Priesterinnenweihe empfangen? Ich habe es schon als eine, das will ich jetzt doch noch mal sagen, zutiefst heteronormative Kirche erlebt. Der Pfarrer, mit dem ich dann mehr zu tun hatte als Erwachsene, der hat auch Paarberatung gemacht. Da ging es sehr viel um das Wesen des Mannes und das Wesen der Frau und wie sie sich ergänzen und so weiter. Sarah, hast du da was? Ich musste nur gerade bei hetero-normativ auch noch an eine Geschichte denken. Es gab ja immer diese Weihnachts- und Osterspiele und Aufführungen in der Christengemeinschaft und meine Mutter wollte unbedingt mitmachen und ihr wurde damals erklärt, sie dürfe nicht mitmachen, weil sie nicht aussieht wie ein Engel. Und die Engel mussten alle weiblich gut aussehend, groß und blond sein. Nein, meine Mama eine kleine, dicke, rothaarige Engelin mit kurzen Haaren, das durfte auf keinen Fall sein. Aber das war nicht nur heteronormativ, sondern auch noch zu diesem Schritt darüber hinausgehen, man weiß ja ganz genau, wie Engel aussehen und exakt so müssen sie dann auch aussehen. Es wäre nie angegangen, dass da eine Frau den Erzengel Michael spielt oder so. Der musste zwar auch groß sein und blond und der war auch langhaarig bei uns, Aber das durfte dann halt keine Frau sein. Also das war sehr, sehr streng geregelt. Und ja, putzen durfte sie aber in der Kirche. Ich dachte, Engel sind manchmal auch so Wolken aus tausend Augen oder so Figuren mit vier Gesichtern in alle Richtung eins. Und so eins hatten sie gerade nicht da. Also muss das der Rauschgoldengel sein aus der Weihnachtswerbung. Ein kleines blondes Mädchen. Ja. Ja, die Stereotype, die höre ich dann auch. Die höre ich auch öfter. Gut, also wir haben im Grunde eine christlich orientierte, anthroposophisch inspirierte Kirche, die doch in wesentlichen Punkten die Dinge anders macht. Jetzt haben wir es gehört, ganz am Anfang in der Taufe oder auch bei den entsprechenden Handlungen. Es wird nicht die Trinität angerufen. Es werden verschiedene Dinge einfach grundsätzlich anders gemacht. Was ich noch nicht ganz verstanden habe, ist, wie man jetzt, Ich glaube, ich habe was gelesen von Christus als Sonnengott und Hinduismus und Christentum so vermixen kann, dass dahinter noch eine verdauliche Mischung bei rauskommt, wo den Leuten auch nicht das Krude vorkommt. Dass man doch von dem christlichen Prinzip hier komplett abweicht. Oder kommt dir das gar nicht so weit weg vor, Fabian? Doch, ich hatte es ja schon angedeutet vorhin bei der Inkarnation von Christus zum Beispiel. Ich kann dem ja auch nicht folgen, deswegen bin ich ja auch nicht Teil der Christengemeinschaft, weil ich da schon auch viele Diskrepanzen sehe. Und gerade auch, um es mal noch an einem anderen Punkt deutlich zu machen, das Verständnis vom Kreuzestod von Jesus zum Beispiel, der ja durch seinen Tod das Menschheitskarma aufgelöst haben soll, glaubt man zumindest in der Anthroposophie und dann eben entsprechend auch in der Christengemeinschaft. Also tu ich mir auch damit schwer, weil das Problem ist, du findest auch jetzt keine offiziellen Lehrtexte oder so von der Christengemeinschaft. Das ist ja das, was wir vorhin auch schon mal hatten. Es gibt ja keine offizielle Lehre. Sondern es gibt diesen Kultus, der ist fix, der ist von Steiner offenbart. Übrigens auch ganz spannend, da habe ich einen Text gelesen von einem Anthroposophen, beziehungsweise auch von einem... Tatsächlich war der, weiß nicht, ob das nochmal Erzoberlenker war, aber der Christengemeinschaft? Nee, Priester und Leiter der Freien Hochschule der Christengemeinschaft in Stuttgart war er. Priesterseminar, Priesterseminar. Priesterseminar, Entschuldigung. Freie Hochschule der Christengemeinschaft steht bei mir in meinem Skript. Ah, okay. Also in Stuttgart ist auch das Priesterseminar. Ich dachte, du meintest das. Ja, wahrscheinlich ist es auch das Gleiche. Ich weiß es nicht. Da müssen wir nochmal nachgucken. Jedenfalls fand ich ganz spannend, dass er diese Gründungsgeschichte der Christengemeinschaft verglichen hat mit dem Ereignis, als Mose, wie er im Alten Testament erzählt wird, die zehn Gebote und den israelischen Kultus begründet hat. Das fand ich nochmal ganz spannend, weil dann ja, er hat es ja noch ein bisschen relativiert nachher, dann hat er gesagt, natürlich kann man es nicht eins zu eins übertragen, aber trotzdem steht dieser Vergleich. Moose ist irgendwie Steiner, sozusagen. Er hat den Vergleich auf drei Ebenen gezogen. Zum einen der Vorbild des Kultus in der geistigen Welt, wie Moose die zehn Gebote vom Berg Sinai runterbringt. Das ist das, was Steiner holt, das aus der Akasha-Chronik sozusagen, den Kultus der Christengemeinschaft. Dann eben diese Personen des Eingeweihten, also Moose bzw. Steiner, die dann diese Verbindung schaffen zwischen der geistigen Welt und das in die irdische Welt holen. Und zum dritten, ganz spannend, Steiner war ja nie Mitglied der Christengemeinschaft. Und dann zieht er eine weitere Parallele und sagt, Mose hat auch nie den Kultus ausgeübt, sondern er hat das an seinen Bruder Aaron übergeben, der so diese Priesterschaft begründet hat, das Priestertum. Und da zieht er dann noch eine weitere Parallele. Und das fand ich auch nochmal irgendwie total interessant, das so zu lesen. Ich finde es auch, irgendwie zeigt das auch was über das Selbstbild an, dass man sich auf eine Stufe stellt mit dieser Begründung des Judentum. Das klingt nach maximaler Selbstüberhöhung. Ich hörte schon, dass Steiner den Computer vorausgesehen hat, und er hat die Quantentheorie erfunden. Alles Tolle hat er schon gewusst. Da braucht man wirklich einige geistige Vollbremsen und Abkürzungen, um da zu dem Ergebnis zu kommen. Dass er zum Beispiel jetzt Einstein vorausgenommen hätte oder sonst irgendwas. Aber ja, das ist eine ganz, ganz große Überhöhung. Sehr faszinierend. Ja, und letztlich zeigt es auch nochmal diese Rolle des Kultus und warum es auch so schwer ist über konkrete Lehrsachen. Also ich habe auch ein paar Texte gelesen von evangelischen Theologen, die sich versuchen mit der Christengemeinschaft, es gibt da einen ganzen Band drüber, der heißt "Die Christlichkeit der Christengemeinschaft". Das genau mit der Frage auseinandersetzt, wie christlich ist das Ganze? Also die Frage, die du gestellt hast, wie kann man das zusammenbringen? Und die sind sich auch uneinig, weil auch keiner so richtig sagen kann, was glauben die eigentlich? Und natürlich ist die Anthroposophie... Das ist ganz schwierig, ja. Ja, die Anthroposophie ist so der Hintergrund. Und einer dieser Theologen, der sagt halt, gut, ich gucke mir die Anthroposophie an, weil von der christlichen Gemeinschaft habe ich nichts. Das gibt auch nicht viel. Er sagt, ich muss mir angucken, was glaubt die Anthroposophie? Und da ist natürlich viele Dinge, die mit dem Christentum einfach meiner Ansicht nach auch nicht vereinbar sind. Und auch die sich da vehement widersprechen teilweise. Und ja, also das Ganze ist sehr schwierig. Wir haben an anderer Stelle schon darauf hingewiesen, dass es laut Rudolf Stahler ja auch zweimal den Jesus gab. Ja genau. Es gab da zwei Jesuskinder. Genau. Und das hat er aber auch in der christlichen Gemeinschaft, wird es auch mit eingebaut, dass er nur mal kurz für drei Jahre auf der Erde inkarniert war als Jesus von Nazareth. Und damit er seinen irdischen Tod noch mitnehmen konnte, hat er da kurz reingeschaut. Und es ist auch nicht so, dass Jesus dann in der Form wiederkommt oder als Person wiederkehren würde, sondern die Wiederkunft Christi soll sich schleichend vollziehen. quasi als ätherischer, als astraler und kosmischer Christus zu uns. Wahrscheinlich brauchen wir da wieder die Menschen, die das deuten können, damit wir das auch merken, wenn er da ist. Ja, da spielt wahrscheinlich wieder dieser Evolutionsgedanke auf der spirituellen Ebene auch eine Rolle. Ja, weil es ist schon so, also wenn wir das höchste Ziel der Evolution erreicht haben, dann ist ja quasi die Auflösung des Materiellen und die reine geistige Existenz des Menschen das Ziel. Ob man da eine Art Gott oder eine Art Engelwesen ist, Das wird nicht so klar umrissen, ist auch egal. Aber da geht die Reise hin für uns alle. Laut Rudolf. Wobei uns das schon jedes Mal dann auch verkauft wurde, zumindest jetzt bei mir im Religionsunterricht, dass das ja doch alles eigentlich christlich gemeint ist. Also wenn man jetzt zum Beispiel sagt, eben diese Geschichte mit Jesus als Sonnengott, das definitiv bei uns vorgekommen ist, dann dann wurde natürlich hingewiesen auf ein Ja. Aber der sagt ja auch, das ist ich bin das Licht der Welt Und dadurch ist es ja quasi das. Oh mein Gott. Uns wurde das ganz viel auch dann so erklärt, in Anführungszeichen, dass es dann als 9-, 10-, 11-Jährige schon irgendwie Sinn ergeben hat, was die uns da sagen. Und da bin ich jetzt im Nachhinein irgendwie ziemlich grantig mal wieder. So wie eigentlich, glaube ich, jede Episode, wenn ich über irgendwas nachdenke. Dass wir da so komische Pseudoerklärungen für irgendwas bekommen haben. Und eigentlich haben sie gemacht, was sie wollten. Und ich bis heute eigentlich den Sinn dieser Sachen kaum verstehe oder überhaupt nur beginne zu verstehen. Weil es ist ja allgemein bei der Anthroposophie, wie ich jetzt immer wieder feststelle, was auch immer sie tun mit uns als Schülern und Schülerinnen, sie wollen irgendwas mit uns. Sei das jetzt, dass wir besser inkarniert werden oder dass sich der Astralleib ordentlich entwickelt. Und sie wollen es nicht erklären. Sie wollen, dass du es aber trotzdem aus eigenem Willen akzeptierst. Genau. Und da bin ich jetzt inzwischen, wie gesagt, ich bin ziemlich grantig. Und ich glaube, dass da auch bei der Christengemeinschaft sehr viel dahinter steckt. Dieser Händedruck, dieses in die Augen schauen, dieses "Ich will den Gottesgeist suchen". dass sie da eigentlich was versuchen zu bewirken. Mir erschließt sich nicht was, aber irgendwo fühle ich mich so manipuliert. Kann man als Mensch überhaupt Freiheit sich zu einer Religion bekennen oder die für sich auswählen, wenn einem die Hintergründe gar nicht klar gemacht werden oder wenn einem die eigentliche Lehre ein Rätsel ist oder auch bleiben soll, bis man irgendwann auf der Erkenntnisstufe sei, dass man das dann erfahren dürfte? Da hätte ich auf dem Weg dahin schon keine Lust mehr wahrscheinlich, wo ich dann gar nicht weiß, ja, was hab ich denn davon, dass ich bei eurem Verein mitmache. Das ist diese große Geheimniskrämerei. Eine geistige Welt. Ich nehme schon an, dass man intern da seine Unterlagen hat oder auch seine Erkenntnisse gewinnt. Nach außen ist das alles sehr intransparent, undurchsichtig. Macht ein bisschen wieder den Eindruck dieser Knopf-Hoff-Show. Große Kultushandlung, große Show, große Worte. Dahinter im Endeffekt dann doch nur noch Steiner mit seinen schwer verständlichen Bandwurm-Sätzen, die man gar nicht gepasst kriegt im Kopf. Auch mir ging das wieder so. Und es war nur das Glaubensbekenntnis, dass die anthroposophische Sprache mit Absicht die Menschen verwirrt, meiner Meinung nach, damit sie ihre eigene Verwirrung als mangelnde spirituelle Erkenntnis interpretieren dürfen und sagen, ach, ich habe das klaren, schlaue Worte, aber ich habe es nicht verstanden. Das bin vielleicht noch nicht so weit. Das ist auch das, was ich sagen würde, dass ich davon hatte, also mein Gefühl, was habe davon, das war so ein Gefühl von Geheimwissen, zu dem ich jetzt Einblicke kriege und Zugang kriege. Die wissen da irgendwas, das wissen andere nicht und das kann man jetzt auch noch nicht so verstehen. Irgendwann werde ich das verstehen und je mehr ich mich bemühe daran zu glauben, desto besser. Hat funktioniert bei mir auf jeden Fall. Also ich würde dir auch da widersprechen, Olli, dass man dann selber glaubt, man versteht es nicht. Denn diese anthroposophische Sprache, wenn man da so tief drinnen ist, wie man das ist als Schülerin oder als Schüler, du glaubst dann, dass du es verstehst. Du verstehst es nicht, weil es nichts bedeutet, wenn da jemand von der Weltenwandlung und was weiß ich was redet. Aber du glaubst schon, dass du es verstehst oder dass es zumindest im Rahmen des Möglichen ist, du es ganz bald verstehst. Das stimmt, da würde ich das auch noch mal remedieren, was ich gerade gesagt habe. Du hast schon recht. Ich wusste, dass wir damals immer gesagt haben, Steiner, das verstehen die Leute nicht, aber wir schon. Wenn da jetzt steht "Weltengrund" in diesem Glaubensbekenntnis, ist bei mir sofort dieser Klick im Kopf. Ja, das heißt Gott zum Beispiel. Aber das ist eben anders gedacht. Das heißt Weltengrund extra, weil man stellt sich Gott anders vor. Es ist wichtig, dass es so heißt. Das ist alles drin. Dass man zumindest glaubt, dass man versteht, was da gemeint ist. Oder dass man es eben bald verstehen könnte. Ich gebe dir aber völlig recht mit diesem Geheimwissen. Man hat schon den Eindruck, in der Sonntagshandlung jetzt noch nicht so sehr, wie vielleicht später in der Menschenweihe-Handlung, man ist da schon in einem elitären Club und die wissen was und die haben mehr verstanden. Und wenn ich mich ganz doll bemühe und den Gottesgeist suche, dann bin ich da auch bald dabei. Ich hatte da nur keine Lust mehr drauf, weil ich das als sehr einengendes Korsett empfunden habe. Aber ganz prinzipiell hatte ich schon den Eindruck, ich als Zwölfjährige hatte den Eindruck, ich bin da eingeweiht. Also so ein bisschen zauberflötenmäßig eine von den Eingeweihten. Ja, dann hat die Anthroposophie ihre Aufgabe richtig gemacht. Die Weitergabe von Geheimwissen, vom Geheimwissenexperten zum Geheimschüler. Und dann ist es so eine Art stille Post. Und vielleicht sogar auch eine subtile Manipulation dann oftmals. Denn was du entscheiden darfst, entscheide ich. Und das finde ich immer schon ganz, ganz schwierig. So, also Grundkonzept. Ja, sehr super interessant. Wir könnten wahrscheinlich noch ewig darüber sprechen. Wir haben sicherlich auch noch einige Themen am Rande rausgelassen oder nicht bearbeiten können, weil es einfach sonst zu viel wird und zu vielschichtig. Das ist ja auch der Grundproblem in der Anthroposophie, dass die sich wiederum aus vielen Einflüssen und Weltanschauungen zusammensetzt. Und wie das jetzt nochmal im Verhältnis ist, der Lehre der Christengemeinschaft zur Anthroposophie und dann auch noch zu christlichen Religionen, das würde jetzt vielleicht ein bisschen sehr, sehr weit führen. Wir wollen aber trotzdem nicht vergessen, unser Sendungsritual zu machen, dass wir ein Fazit ziehen zu unserem Thema. Und das würde ich auch diesmal sehr, sehr gerne machen. Zuallererst mit der Emma und der Sarah. Und unser Gast hat wie immer das letzte Wort bei uns. Was würden wir uns denn wünschen vom Themenkomplex die Christengemeinschaft Rudolf Steiner's Anthroposophische Kirche? Können wir da überhaupt einen Wunsch formulieren? Ich habe da einen Wunsch. Der macht schon nochmal ein Thema auf, das wir nicht besprochen haben. Ich versuche das aber möglichst kurz zu formulieren. Und ich möchte es auch behutsam formulieren, damit wir das auf jeden Fall senden können. Es gibt ja im Moment eine starke öffentliche Auseinandersetzung mit Fällen von Gewalt gegen Kinder in der katholischen Kirche. Und ich sage einfach mal so, es gibt ja erstmal keinen Grund davon auszugehen, dass in der Kirche-Christengemeinschaft sowas nie vorgekommen ist oder nicht vorkommt. Und da wünsche ich mir ganz dringend einen Blick drauf, also Aufklärung, Unterstützung für Betroffene und Aufarbeitung. Das ist ein toller Wunsch. Vielen Dank. Ich hoffe, das wird passieren. Ich wünsche mir aber noch was anderes. Ich wünsche mir was von der Waldorfschule. Und zwar wünsche ich mir, aber hat mit dem Themenkomplex zu tun. Ich wünsche mir, dass dieser freikristliche Unterricht, dass klar kommuniziert wird, was das ist. Ich möchte, dass ihr, wenn ihr alle Schüler in einen christlichen Unterricht stecken wollt, das auch so sagt und dass jedem Elternteil mit anderer Religion völlig klar ist, was das ist, dass die Kinder da besuchen und dass er niemanden austrickst und versucht, ihn übers Hintertürchen christlich zu erzielen. Okay, wo ja eigentlich die Anthroposophie bzw. die Waldorfschule von sich behauptet, sie sei keine religiöse Schule und sie sei weltanschaulich neutral. Genau. Sehr spannend. Steht doch dazu. Sehr spannend. Dann würde ich zum Abschluss unseren lieben Gast Fabian Meisenhölder bitten, ja was hast du für einen Wunsch für die Zukunft oder für eine Idee, was sich verbessern ließe? Das finde ich jetzt eine extrem schwierige Frage mit Blick auf die Christengemeinschaft, weil ich selber auch nicht drin war und da keine persönlichen Erfahrungen habe. Ja, also ich würde mir als außenstehender Beobachter vielleicht ein bisschen mehr wünschen zu erkennen, was dahinter steckt, was was geglaubt wird sozusagen richtig. Also ich weiß, es ist irgendwie inhärent in der christlichen Gemeinschaft, dass das nicht so, dass die das nicht wollen oder es nicht geht. Aber ich fände es, um damit von außen umzugehen, also wenn ich mir so angucke, ich habe mich jetzt ein bisschen damit beschäftigt, dann haben wir da mal ein bisschen was gegoogelt. Es ist sehr. Es bleibt einfach sehr vage und ich finde es extrem schwer zu durchschauen. Und ich fände ganz naiv, frommer Wunsch eine Seite. Dafür stehen wir Doppelpunkt. Keine Ahnung, würde mir schon helfen, das einzuordnen. Weil ich finde, es ist immer schwierig, wenn man sich mit Religionsgemeinschaften beschäftigt und man muss erst mal 100 Zeiten lesen, bis man überhaupt mal eine Ahnung davon hat, was es ist oder was es sein könnte. Ja, und das finde ich eben sehr schwer einzuordnen. Also da ich klar, ich habe tatsächlich auch noch ein Gespräch mit einem Zettel mit einer Priesterin von der Christengemeinschaft. Danach habe ich vielleicht ein bisschen mehr Klarheit, was das angeht. Ihr werde ich die Frage auch stellen. Was? Wofür steht ihr eigentlich sozusagen? Aber ich finde es ein bisschen schwer zu erkennen von außen. Und wenn ich einen Wunsch formulieren würde, dann wäre es vielleicht das. Mhm. Sehr schön, es stimmt. Ja, das ist wirklich schwer rauszukriegen, selbst wenn man auf den offiziellen Broschüren schaut oder selbst auf die Webseiten, dann sieht man auch nur, wir wollen religiöse Erneuerung, aber was das wirklich im Einzelnen heißen soll, das wissen wir nicht. Sehr schade. Aber vielleicht, ich sehe, du bist auch weiter am Thema dran und weiter am Thema interessiert. Und vielleicht kommen wir da in der einen oder anderen Form ja nochmal zusammen. Beim Thema Christengemeinschaft. Super. Ja, dann sage ich herzlichen Dank, Fabian, für deine Zeit und deine Expertise. Und auch herzlichen Dank an alle Zuhörerinnen, die sich für unser Thema interessieren. Schreibt uns auch zu dieser Folge gerne wieder eure Ideen, eure Fragen, eure Kritik zur Sendung. Und ihr wisst ja, wenn ihr uns eine ganz große Freude machen wollt, dann hinterlasst doch bitte eine Bewertung für unseren Podcast dort, wo ihr ihn gefunden habt. habt. Und damit sage ich bis zum nächsten Mal, tschüß! Tschüß! Tschüß! Bis zum nächsten Mal! Und damit es nicht bei dem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat bleibt, hier die Langversion. Ein allmächtiges, geistig-physisches Gotteswesen ist der Daseinsgrund der Himmel und der Erde. dass väterlich sein Geschöpfen vorangeht. Christus, durch den die Menschen die Wiederbelebung des ersterbenden Erdendaseins erlangen, ist zu diesem Gotteswesen wie der in Ewigkeit geborene Sohn. In Jesus trat er Christus als Mensch in die Erdenwelt. Jesu Geburt auf Erden ist eine Wirkung des Heiligen Geistes, der, um die Sündenkrankheit an dem Leiblichen der Menschheit geistig zu heilen, den Sohn der Maria zur Hülle des Christus bereitete. Der Christus Jesus hat unter Pontius Pilatus den Kreuztod erlitten und ist in das Grab der Erde versenkt worden. Im Tode wurde er der Beistand der verstorbenen Seelen, die ihr göttliches Sein verloren hatten. Dann überwand er den Tod nach drei Tagen. Er ist seit dieser Zeit der Herr der Himmelskräfte auf Erden und lebt als Vollführer der väterlichen Taten des Weltengrundes. Er wird einst sich vereinen zum Weltenvorgang mit denen, die er durch ihr Verhalten dem Tode der Materie entreißen kann. Durch ihn kann der heilende Geist wirken. Gemeinschaften, deren Glieder den Christus in sich fühlen, dürfen sich vereinigt fühlen in einer Kirche, der alle angehören, die die heilsbringende Macht des Christus empfinden. Sie dürfen hoffen auf die Überwindung der Sündenkrankheit, auf das Fortbestehen des Menschenwesens und auf ein Erhalten ihres für die Ewigkeit bestimmten Lebens. Ja, so sei es. Das war das Glaubensbekenntnis der Christengemeinschaft. [Musik]

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