WALDORFSALAT

Der kritische Podcast zur Anthroposophie

#18 mit Aileen Puhlmann: Freiwilligendienste

18.08.2024 66 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge zu hören sind:

Gast: Aileen Puhlmann

Moderation: Oliver Rautenberg alias Anthroblogger

Aus dem Team #ExWaldi: Cosmo, Lea

Technik: Steffen

 

Wir reden in dieser Folge über den anthroposophischen Verein “Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners”, der seit 1976 weltweit Waldorf-Einrichtungen unterstützt. Unser Fokus liegt dabei auf der Sparte der Freiwilligendienste, wo junge Menschen ein Jahr in einem anderen Land als Volunteer arbeiten.

 

Content-Notes:

Für die gesamte Folge: Rassismus, White Saviorism, missionarische Arbeit, Esoterik

Pseudowissenschaftliche Menschenkunde Rudolf Steiners
Esoterische sog.  Notfallpädagogik in Krisengebieten
Klassismus & klassistische Barrieren
Ausbeutung
Landwirtschaftspraktikum
Erwähnung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine
Ausbeutung des globalen Südens als Folge postkolonialer Kontinuitäten
Originalzitat Rudolf Steiner

 

Wir reden über:

  • 00:00:00 Prolog
  • 00:00:55 Intro
  • 00:02:30 Aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat und Teamvorstellung
  • 00:12:00 Missionsdienst, Freiwilligendienst, Volunteering…
  • 00:19:00 Der missionarische, kapitalistische und spirituelle Aspekt 
  • 00:21:35 Finanzierung, Fundraising, Ausbeutung und Benefits 
  • 00:27:45 Incoming Volunteers
  • 00:30:50 Landwirtschaftspraktikum in Russland 
  • 00:31:50 Austausch von Waldorf zu Waldorf
  • 00:34:35 Waldorf in die Welt exportieren 
  • 00:35:25 White Saviour Komplex
  • 00:38:10 Der Weltschulverein - Steiner Zitat von 1920
  • 00:43:05 Export von Weltanschauung über Demeter-Landwirtschaft
  • 00:47:45 Was macht die Erfahrung mit Volunteers?
  • 00:53:15 Wohin wird entsandt? 
  • 00:54:15 Eurozentristische Perspektive, Neokolonialismus 
  • 00:58:20 Wunsch für die Zukunft 
  • 01:02:20 Wortsalat - Das Zitat in seinem Zusammenhang

 

Zu Aileen Puhlmann:

 

Quellen zum Thema Anthroposophie und Rassismus

Rassismus, Reinkarnation und die Kulturstufenlehre der Waldorfpädagogik

Anthroposophische Rassenkunde auf dem Weg ins 21. Jahrhundert von Ansgar Martins

https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110702729-020/html?lang=en

Völkisch und national von Helmut Zander

https://www.unifr.ch/screl/fr/assets/public/Zander%20Rudolf%20Steiners%20Rassentheorie%20(2009).pdf

Between Occultism and Fascism: Anthroposophy and the Politics of Race and Nation in Germany and Italy, 1900-1945 von Peter Staudenmaier

https://ecommons.cornell.edu/server/api/core/bitstreams/db1dad79-53bf-451e-b95b-6982dd24afe3/content

 

Weiterführende Links zum Inhalt der Folge

chronologisch sortiert 

Freunde der Erziehungskunst

https://www.freunde-waldorf.de/freiwilligendienst/im-ausland/

https://www.freunde-waldorf.de/die-freunde/hintergrund/

daraus ist das Zitat dieser Folge:

https://www.freunde-waldorf.de/die-freunde/selbstverstaendnis/

https://www.erziehungskunst.de/artikel/win-win-durch-incoming-freiwillige

https://www.erziehungskunst.de/artikel/freiwilligendienst-im-aus-und-inland

 

Weltwärts

https://www.weltwaerts.de/de/startseite.html

 

Bundesfreiwilligendienst

https://www.bundesfreiwilligendienst.de/bundesfreiwilligendienst

 

Finanzierung durch einen “Unterstützerkreis”

https://www.freunde-waldorf.de/fileadmin/user_upload/documents/Freiwilligendienste/weltweit/Programmübersicht/Merkblatt_Finanzierung_Foerderkreis.pdf

https://www.freunde-waldorf.de/freiwilligendienst/im-ausland/finanzierung/#was-kostet-ein-freiwilligendienst

 

Voluntourism

https://www.evz.de/reisen-verkehr/reiserecht/nachhaltig-reisen/voluntourismus.html



Einige Folgen aus dem Podcast der Freunde der Erziehungskunst

Über die Vorbereitungsseminare

https://www.freunde-waldorf.de/freiwilligendienst/freunde-podcast/detail/4-podcast-ueber-tomatenbutter-und-das-innere-leuchten-seminare-bei-den-freunden/

Bei Minute 12:05 erzählt die Gästin kurz von ihrem Jahr an der Waldorfschule in Windhoek in Namibia.

https://www.freunde-waldorf.de/freiwilligendienst/freunde-podcast/detail/17-podcast-ja-ich-kann-meinen-namen-tanzen-aber-das-ist-voll-egal-mit-waldorflehrerin-frederike-schoeningh/

Die Gästin erzählt von ihren Erfahrungen in Indien bei einer nicht-anthroposophischen NGO

https://www.freunde-waldorf.de/freiwilligendienst/freunde-podcast/detail/36-podcast-jung-weiss-unerwuenscht-wenn-das-auslandsjahr-ganz-anders-kommt-als-gedacht/

Die Gästin erzählt von ihren Erfahrungen in Georgien in einer Lebensgemeinschaft mit 70 Personen. https://www.temi-community.org/en

https://www.freunde-waldorf.de/freiwilligendienst/freunde-podcast/detail/3-podcast-wie-du-krisen-meisterst-und-selbstsicher-wirst-auslandsjahr/



Finanzierung der Freunde der Erziehungskunst

Finanzierung von Waldorflehrer*innenausbildung weltweit

https://www.erziehungskunst.de/archiv-suche/archiv/spendenaufruf-stipendien-fuer-angehende-waldorflehrer-weltweit

 

Geschäftsbericht Freunde der Erziehungskunst insb. S. 59ff

https://www.freunde-waldorf.de/fileadmin/user_upload/documents/Die_Freunde/Freunde_der_Erziehungskunst_Geschäftsbericht_2022.pdf

 

Social media Kanäle durch eigene Freiwillige

https://karte.freunde-waldorf.de/einrichtung/800418

 

Highlight auf Instagram von einer Freiwilligen in Cape Town in einer anthroposophischen NGO https://www.vulamasango.org/de/vulamasango/das-konzept.html hier gibt es auch das angesprochene Interview mit einem zukünftigen Incoming Volunteer

https://www.instagram.com/s/aGlnaGxpZ2h0OjE4MTE1NDcwMjc0MzM0OTIz?igsh=MW10MG12NDUxa2t4Nw==

 

Russlandreise

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/fuhlt-sich-gerade-jetzt-genau-richtig-an-wie-18-waldorfschuler-2023-auf-klassenfahrt-nach-russland-fuhren-10555681.html

https://anthroposophie.home.blog/2023/09/30/gerade-jetzt-thuringer-waldorfschulerinnen-reisen-trotz-krieg-nach-moskau/

 

Waldorfschulen haben den niedrigsten Anteil ausländischer Schüler*innen über alle Schulformen hinweg

https://fowid.de/meldung/waldorfschulen-schulen-schueler-anteile-1992-2018

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/235965/umfrage/anteil-auslaendischer-schueler-an-allgemeinbildenden-schulen-in-deutschland/

 

White Saviour industrial complex von Teju Cole auf Twitter

https://x.com/tejucole/status/177810262223626241

Der von Aileen erwähnte Artikel ist nicht bei Medium erschienen, sondern ihr findet ihn hier im The Atlantic

https://www.theatlantic.com/international/archive/2012/03/the-white-savior-industrial-complex/254843/

 

Waldorfschule in Brasilien

https://www.erziehungskunst.de/artikel/resilienz-am-rande-der-grossstadt

 

Weltschulverein

https://www.forschung-waldorf.de/fileadmin/dateien/downloads/Lehrerrundbrief/LRB_105_Okt_2016.pdf

 

“Aber für Rudolf Steiner war das, jedenfalls in jener Dreigliederungszeit, stets nur ein kleiner Teil in dem großen Plan, eine weitausgreifende, internationale Bewegung zu entfachen zur Erneuerung des ganzen Schulwesens. Die Grundlage einer solchen Bewegung sollte ein Weltschulverein sein, der die nötigen Geldsummen herbeischaffen müßte. ,,Es ist sehr leicht möglich, daß wir vielleicht, wenn wir einen Weltschulverein gründen, überhaupt für solche Schulen, international, daß wir Geld kriegen" 

Dabei war durchaus nicht nur an Schulen für Kinder gedacht, sondern ebensogut an Hochschulen. „Es müßte auch die Freie Hochschule in Dornach aus diesen Geldern gespeist werden . . . Wir streben an eine zentrale Finanzierung, . . . eine Zentralkasse" (1/184). Dafür hätte die Stuttgarter Schule das weithin leuchtende Fanal sein können, als, wie es in der Abendansprache des 20. August 1919 geheißen hatte, „ein praktischer Beweis für die Durchschlagskraft der anthroposophischen Weltorientierung" (1/61). 

Erich Gabert in der Einführung GV 300a S. 24f

 

“das unendlich viel wichtigere Ziel, eine Weltbewegung und einen Schulverein zu begründen”

GV 300a S. 24

 

Zu alledem brauchen wir das, was ich nennen möchte ein internationales Streben für jegliches Schulwesen, aber ein internationales Streben, das nicht etwa bloß jetzt in der Welt herumgeht und überall Grundsätze verbreitet, wie Schulen eingerichtet werden sollen - das wird schon geschehen, wenn vor allen Dingen die Gelder beschafft werden für solche Schulen. Was wir brauchen, ist ein Weltschulverein in allen Ländern der Zivilisation, daß so schnell wie möglich die größte Summe von Mitteln herbeigeschafft werde. Dann wird es möglich sein, auf Grundlage dieser Mittel dasjenige zu schaffen, was der Anfang ist eines freien Geisteslebens. Daher versuchen Sie, die Sie irgendwo hinkommen in der Welt, zu wirken dafür, daß nicht bloß durch allerlei idealistische Bestrebungen gewirkt wird, sondern daß gewirkt werde durch ein solches Verständnis für die Freiheit des Geisteslebens, daß wirklich im weitesten Umfange für die Errichtung freier Schulen und Hochschulen in der Welt Geld beschafft werde. Es muß aus dem Dünger der alten Kultur dasjenige herauswachsen, was Geistesblüte der Zukunft sein wird.
Quelle: GA 337a, S. 248, 1. Ausgabe 1999, 12.10.1920, Stuttgart



Das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat

Quelle: https://www.freunde-waldorf.de/die-freunde/selbstverstaendnis/

“Allgemein Menschliches statt Rassismus oder Nationalismus

Die Freunde der Erziehungskunst sind sich bewusst, dass das Gesamtwerk Rudolf Steiners vereinzelt rassistisch-diskriminierende Formulierungen enthält. Von diesen distanzieren wir uns ausdrücklich: Sie stehen im vollständigen Widerspruch zu der humanistischen Grundausrichtung der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik. Aus ihrem Selbstverständnis setzen sich die Freunde der Erziehungskunst seit ihrem Bestehen weltweit dafür ein, dass Kinder und Jugendliche unter Wahrung der kulturellen, ethnischen oder religiösen Traditionen ihrer Länder und Familien das allgemein Menschliche erfahren und erkennen lernen, das alle Menschen dieses Planeten verbindet und die unantastbare Würde jedes Einzelnen konstituiert.”

 

Steinerzitat später in der Folge:

“...daß sie verstehen dieses Wort «Weltschulverein», denn es ist notwendig, daß wir Schulen über Schulen in allen Gegenden der Welt aus dem pädagogischdidaktischen Geiste heraus gründen, der in der Waldorfschule herrscht.”

https://www.dreigliederung.de/steiner/zitate/1920-10-17_GA_200_1980_027-031_000003_001

Transkript

Hallo Leute, diese Folge hier haben wir bereits am 17. November 2023 aufgenommen. Wir sprechen in dieser Folge über die Freiwilligendienste, die der Verein Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. seit rund 30 Jahren anbietet. Sowohl das Themengebiet Anthroposophie als auch das der Freiwilligendienste sind eng mit Rassismus und Kolonialismus verbunden. In dieser Folge liegt der Fokus aber mehr auf den Freiwilligendiensten und weniger auf den anthroposophischen Gedankengut. Wir haben, falls ihr Euch vor diesem Hintergrund mehr informieren wollt, in den Shownotes einige Links zur Verfügung gestellt, die Steiners rassistische Evolutionserzählung und deren Einfluss auf die Waldorfpädagogik etwas intensiver aufarbeiten. Außerdem solltet ihr Euch vielleicht schon mal die Shownotes vor dem Anhören ansehen, da sind wieder einige Inhaltswarnungen vorhanden. Und dann gebe ich jetzt auch schon ab an unsere Gäste, in Aileen Puhlmann, sowie an Oliver, Lea und Cosmo. Hallo und schön, dass ihr dabei seid bei Waldorfsalat, dem kritischen Podcast über Anthroposophie. Im Team Waldorfsalat haben sich ehemalige Waldorfschüler*innen und andere Menschen zusammengefunden, die mit der esoterischen Weltanschauung Rudolf Steiners aufgewachsen sind. Und auch in dieser Folge sind, wie immer, zwei von uns als Expert*innen dabei. Das Thema heute soll lauten "Die Freunde der Erziehungskunst". Im Studio bei uns sind aus dem Team Waldorfsalat Cosmo und Lea, sowie der Steffen an der Technik. Hallo, Leute. Hi. Hi. Ja, bei uns zu Gast heute ist eine tolle Gästin, und zwar Aileen Puhlmann. Sie ist Autorin, Rednerin, Trainerin und auch Direktorin der Charity-Stiftung Lemonade und Charity Foundation. Und eines ihrer Thema sind Diversitätsproblematiken und die Realität von schwarzen Menschen in Deutschland, insbesondere alleinerziehender Mütter. Hallo Aileen, schön, dass du da bist. Hallo, schön, dass ich da sein darf. Total gerne. Habe ich das gut zusammengefasst oder fehlt noch was? Total genau. Also ich bin Vorständin vom Lemonade und Charity e.V., Ein Verein, der unter anderem Partnerschaften auch im globalen Süden führt, mit immer zivilgesellschaftlichen Organisationen. Genau. Also aus der Charity- und Aufklärungsarbeit quasi. Und auch dich können wir heute nicht verschonen. Wir lesen gerne zum Anfang der Sendung ein Zitat aus der Anthroposophie der esoterischen Weltanschauung Rudolf Steiners. Und heute mal nicht vom Meister himself, sondern von der Organisation "Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners", um die es gehen soll. Wir nennen das Ganze das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat. Allgemeinmenschliches statt Rassismus oder Nationalismus. Die Freunde der Erziehungskunst sind sich bewusst, dass das Gesamtwerk Rudolf Steiners vereinzelt rassistisch diskriminierende Formulierungen enthält. Von diesen distanzieren wir uns ausdrücklich. Sie stehen im vollständigen Widerspruch zu der humanistischen Grundausrichtung der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik. Aus ihrem Selbstverständnis setzen sich die Freunde der Erziehungskunst seit ihrem Bestehen weltweit dafür ein, dass Kinder und Jugendliche unter Wahrung der kulturellen, ethnischen oder religiösen Traditionen ihrer Länder und Familien das Allgemeinmenschliche erfahren und erkennen lernen, dass alle Menschen dieses Planeten verbindet und die unantastbare Würde jedes Einzelnen konstituiert. Ja, das war ein Bandwurmsatz der sogenannten Freunde. Aileen, wie wirkt das auf dich? Ich weiß nicht, ob du das schon gelesen hast, aber die Wahrung der kulturellen, ethnischen und religiösen Traditionen Und trotzdem kommt die Vereinigung der Freunde mit ihrem anthroposophischen Menschenbild daher und trägt das in die Welt. Was macht das mit einem? Ja, also ich habe mir das Zitat oder diese Einleitung schon einmal im Vorfeld durchgelesen und finde ganz interessant, dass die Freunde ja probieren, sich zu konfrontieren. Also die Rassismen, ich finde es ganz interessant, dass sie das benennen als rassistische Formulierungen. Also als wären es sozusagen nur ein paar Sätze gewesen oder als wäre es sozusagen nur die Art, wie es ausgedrückt gewesen ist. Und nicht, also was ist Weltanschauung, rassistische Grundannahmen und so weiter. Das heißt, dieser Verein, es ist eigentlich eine versteckte Art zu sagen, eigentlich ist uns das egal und wir machen trotzdem, was wir wollen. Nur weil ein Konfrontieren mit diesen Anschauungen ja ein total wichtiger Faktor wäre, und zwar eine Distanzierung, eine klare Distanzierung. Das fand ich ganz interessant, also wie sozusagen in einem Wasch eigentlich gesagt werden kann, wir wissen das, uns ist es aber irgendwie egal Und deswegen machen wir trotzdem weiter. Das hat es so für mich damit geschwungen. Das Argument spielt keine Rolle. Ich habe auch mal gelesen, das wären nur homöopathische Rassismen bei Steiner. Aber nach dem Prinzip der Homöopathie müssen sie stärker wirken, je weniger sie da sind. Dass dahinter eine esoterische und rassistische Rassenlehre steht, das wird dann immer so ein bisschen ausgeklammert. Und es wird nur auf einzige Sätze hingewiesen. Also ich, genau, und ich persönlich bin auch eher Typ Kritikerin. Ich vermisse da natürlich eine Formulierung von Verantwortlichkeiten, eine Formulierung von einem Ist-Zustand der Welt, der irgendwie begründet, warum sie dort sind. Alleine der Gedanke sozusagen ausschließlich aus einem humanistischen, irgendwie Mensch-Ansatz, irgendwas zu tun und nicht, weil man irgendwie seine Verantwortung in der Ungleichheit der Verteilung von Ressourcen wahrnehmen will und deswegen Ressourcen umverteilt oder whatever. Dass da überhaupt gar keine Wahrnehmung drin ist, hat für mich etwas fast Missionarisches. Und auch, ja, doch, hat schon fast so einen missionarischen Touch. Aber das ist ja irgendwie auch klar. Ja, ich glaub, da kommen wir gleich noch ausführlicher zu. Denn ein Ziel der Freunde ist natürlich unterschiedlich, auch die Anthroposophie in die Welt zu tragen. Jetzt bist du natürlich eine tolle Expertin, die wir gewinnen konnten. Ich hätte es fast verpasst, Cosmo und Lea zu fragen, was ihre Beziehungen zu dem Thema sind, beziehungsweise welche Gedanken sie aus ihrer Sicht hier mit einbringen. Vielleicht mag der Cosmo anfangen. Ja, also ich glaube ganz persönlich verbindet mich mal wieder das Thema Ausbeutung damit. Ich Ich finde es spannend, wie so ein Netz der Ausbeutung da in schöne Worte gepackt wird, auf ganz vielschichtigen Ebenen. Und selbst habe ich auch als Teenie mir nach dem Abi gedacht, ich weiß nicht, was ich machen soll, ich mache mal Work and Travel. Ich bin nach Irland gegangen und habe da aber auch Ausbeutung statt Abenteuer bekommen. Und habe auch gemerkt, dass in dieser Auseinandersetzung mit dem Thema jetzt, vielen diesen Narrativen da auch nochmal viel bei mir hochgekommen ist. Genau. Danke. Lea auch? Ja, ich war tatsächlich während meiner Schulzeit als Austauschschülerin in Russland ein halbes Jahr. Das ist natürlich nochmal anders als Freiwilligendienst, aber es ist zumindest dieses irgendwie, man wird von einer Organisation entsendet in eine andere Kultur und ist dann da erstmal so auf sich allein gestellt. Und hatte mir nach dem Abi auch überlegt, dass ich dachte, das wäre doch jetzt eine gute Idee. Und ich habe auch das Gefühl, dass das in Andrukkreisen oder in Waldorfkreisen durchaus auch einfach so ein Ding ist, also was viele sich, glaube ich, überlegen. Und damals hieß es noch weltwärts, heute ist das jetzt der Bundesfreiwilligendienst oder so, aber diese Idee, dass man nach dem Abi erstmal in die Welt geht. Und habe mir dann damals sehr genau angeguckt, wie das funktionieren würde und habe dann für uns und die finanzielle Situation meiner Familie entschieden, dass wir uns das oder dass ich vielleicht hätte ich das Geld zusammengekriegt, aber dass ich auch die Logik daran mir zu dem Zeitpunkt nicht mehr entsprochen hat. Und zwar nicht jetzt aus so sinnvollen politischen Gedanken, die ich vielleicht jetzt habe, sondern einfach, dass ich gedacht habe, ich bezahle doch, also ich kriege doch jetzt nicht Tausende, D-Mark waren es damals noch, irgendwie zusammen für den Flug und für dieses ganze Programm, um dann da zehn Stunden am Tag irgendwie zu arbeiten, weil ich hatte bis zu dem Zeitpunkt schon ziemlich viel ehrenamtlich gearbeitet, Tagungen organisiert. Ich wusste, ich bin gut, ich wusste, ich kann das. Ich habe schon viel ohne Bezahlung mich engagiert und dachte, ich mache das doch jetzt nicht noch ein Jahr dafür, dass ich irgendwie da Kost und Logis kriege. Und habe das dann abgeblasen, habe dann direkt angefangen zu studieren, habe das für mich selber ein bisschen auch als so eine Art Versagen oder so trotzdem wahrgenommen, also dass ich jetzt das nicht gemacht habe, dass ich jetzt von der Schule direkt in die Uni, das war so ein bisschen verpönt irgendwie, und bin dann mit Erasmus nochmal ein halbes Jahr dann in den Niederlanden gewesen. Also das ist so mein Auslandsding damit sozusagen. Genau. Also Erfahrungen mit Vorbereitungsseminaren und entsendet werden und dann Ansprechpartner vor Ort haben und unter denen dann in der Gruppe derer dann auch sein, die in dem Jahrgang dann dort sind und so. Das sind Erfahrungen, die ich anders aber schon auch gemacht habe. Ich wollte noch gerne was, darf ich auch was zu dem Zitat sagen? Na klar. Weil was mir nämlich total aufgefallen ist bei dem Zitat ist, dass die ja abheben darauf, dass es etwas Allgemeinmenschliches gibt. In dem Sinne, wir sind alle gleich. Und das höre ich halt im Waldorf-Kontext ganz viel. Und das hat für mich so zwei Assoziationen. Das eine geht halt ganz stark in die Richtung, ich sehe keine Hautfarben, wir sind doch alle Menschen. Wäre das Problem nicht gelöst, wenn wir uns einfach alle wie Menschen behandeln? Und das andere ist so diese, die allgemeine, wie heißt das, die allgemeine Mensch-Entwicklung? Die allgemeine Menschenkunde von Rudolf Steiner, genau. Und das steckt für mich da halt auch drin, dass Steiner halt eine allgemein, als weißer Typ in den 20ern, eine allgemeine, oder das hat er ja schon früher entwickelt, Menschenkunde mit einer Geschichte, wie sich der Mensch entwickelt hat. Und diese Geschichte, wie sich der Mensch folgends ihm entwickelt hat, ist halt total rassistisch. Und ich weiß nicht, wie das sein kann, dass man auch mit den Vokabeln und den Konzepten dahinter das allgemein Menschliche betont, was aber im anthroposophischen Denken halt total mit einer Hierarchie und einer Entwicklung von Menschen einhergeht und davor sich aber auf Formulierungen einigt, dass das das Problem wäre. Das fiel mir dabei irgendwie noch auf. Und trotzdem war es so, also Cosmo hat das rausgesucht, das Zitat, als ich es das erste Mal gelesen habe, dachte ich, öh, dafür bin ich halt weißes Waldorfkind. Da dachte ich, ach, das klingt doch eigentlich ganz nett. Und ich musste es dann erst noch mal in Ruhe lesen und von Cosmo gestupst werden, bis ich es dann sehen konnte. Das ist ein bisschen das Doppelsprech, was in der Anthroposophie oft vorherrscht und was man nicht so leicht durchschaut. Falls ich es noch nicht eingeordnet habe, die Freunde der Erziehungskunst sind eine Art esoterische Charity-Organisation. Schon seit 1976 sind sie unterwegs und bringen Waldorfpädagogik in die Welt. Jetzt haben wir ein bisschen überschüttet. Aber offenbar gibt es da ein System. Also nach der Schule will man was Sinnvolles machen. Man will irgendwie was Gutes tun, vielleicht auch ein bisschen die Welt sehen. Und da scheint es ganz viele verschiedene Modelle zu geben. Ich lese da von Missionsdienst, von Freiwilligendienst, von Friedensdienst, von Volunteering. Kannst du das für uns so ein bisschen auseinanderdröseln, was das ist? Genau, also wichtig, ich habe das alles gemacht, immer mit Handyn in irgendeiner Form, aber weil es tatsächlich, ich glaube, Lea hat da einen Punkt angesprochen, und zwar, es ist natürlich etwas, was eigentlich nur den "rich and wealthy" sich leisten können, bedeutet auch, es ist relativ klar, wer diejenigen sind, also wer die jungen Menschen sind, die ins Ausland gehen. Genau, also ich glaube, das ist ganz wichtig. Volunteering beschreibt letztendlich eigentlich nur Freiwilligendienst, das ist ein übergeordneter sozusagen Schirmbegriff, der alles zusammenfasst. Dann gibt es, ist es tatsächlich, hat das was mit dem Träger zu tun, wie dieser Dienst genannt wird. Also ob nun Missionsdienst, Freiwilligendienst oder whatever ist, heißt eigentlich letztendlich geht eine junge Person ins Ausland für eine Zeit und da gibt es dann verschiedene Modelle von, und Lea hatte das zum Beispiel angemerkt, die müssen erst mal eine bestimmte Summe fundraisen, um dann irgendwie ins Ausland zu gehen, um dann auch dafür sich selber zu bezahlen über die Zeit, während sie freiwillig arbeiten. Das gibt es. Aus meiner Perspektive denke ich so, ja, why not? Das ist dann halt Umverteilung dafür, dass sich eine Organisation halt so eine total needy, also eine total abhängige junge Person an Hals hängt, der ganz viel beigebracht werden muss, die erst mal überhaupt nicht helfen kann. Ich glaube, das ist super wichtig, dass es eine große Aufgabe ist für diese Partnerorganisation, diese Person überhaupt in irgendeiner Form aufzufangen, mit ihrem Heimweh und ihren Entsetzen darüber, dass alles doch irgendwie anders ist und nicht so, wie sie sich das vorgestellt haben. Aber, und ich glaube, das ist ganz wichtig, "Weltwärts" ist ein Bundesprogramm, also ein Programm der Bundesregierung. Wann haben die das angefangen? 2007/8? Ich glaube, 2006 stand irgendwo. 2006? Ohne Garantie. Und zwar, ganz wichtig, das war unter der damaligen Entwicklungsministerin, ich glaube, Vizorek Zoll, das war ein SPD-Gelettprogramm, das dafür sorgen sollte, dass es das möglich machen sollte, ins Ausland zu gehen, ohne bezahlen zu müssen. Flug wird bezahlt, es gibt ein Stipendium, also einen monatlichen Betrag. Es war vor allen Dingen auch etwas, was außerhalb von Gymnasien propagiert werden sollte. Es war möglich, auch vor der Ausbildung oder nach der Ausbildung zu gehen. Also du brauchst kein Abitur, um zu gehen. Also der Ansatz war einer, wir finden es ist toll, wenn Jugendliche ins Ausland gehen und sich Erfahrung mitbringen. Es ist super für die Völkerverständigung. Und wir sind uns bewusst, dass es nur Menschen, die sich das leisten können, momentan tun, weil die haben das schon immer gemacht, Menschen mit Geld. Und der Ansatz war natürlich einer, das ein bisschen egalitärer zu machen. Die Realität war, dass wenn ich überlege, ich war sieben Jahre in Südafrika, davon war ich fünf Jahre Mentorin für Weltwärtsler*innen, die durchschnittlich alle ein Abi hatten und die waren alle an Gymnasien. Es gab einen einzigen Auszubildenden, den ich kannte. Und es gab einen einzigen Menschen, von dem ich sagen würde, dass er es sich nicht hätte leisten können, wäre er nicht Teil des Weltwärtsprogramms gewesen. Also letztendlich haben relativ gut betuchte junge Menschen umsonst einen Freiwilligendienst bekommen, weil es total viel über "Word of Mouth", also ganz viel über Mund-zu-Mund-Propaganda weitergegangen ist. Ah, Lisa aus der 13. hat Weltwärts gemacht, erzählt es in der Schule, wird dann eingeladen, um von ihrer Zeit in Namibia oder wherever zu erzählen und dann berührt sich halt Anna danach für das Weltwärtsprogramm. Und das war einfach so ein bisschen das System. Das habe ich relativ schnell durchschaut und fand es unmöglich. Ich habe mich ganz doll darüber aufgeregt, dass es immer nur die gleichen sind. Was auch ganz interessant ist, ich habe Euch gerade dazu gehört, ich habe tatsächlich meinen Master über Voluntourism geschrieben. Also, das ist ein Kofferwort, ja? Volontär, Freiwilliger und Tourismus. Genau. Und das war, ich habe ja in England studiert Und das war vor allen Dingen mit Blick auf England und dem System dort, was nachdem die Royal Family, also William und Harry mit Rotary oder so, glaube ich, irgendwie ein paar Monate irgendwo in Afrika was getan haben, dass das dann halt so ein super wichtiger CV-Punkt wurde, also etwas für den Lebenslauf, was total wichtig war. Also es ist wie eine Ware oder eine Währung gewesen, die gesammelt wird. Es ging so weit oder geht so weit, und es gibt es auch immer noch, dass du halt so Prospekte von irgendwelchen Anbietern hast, wo du dir deine Experience, also deine Volunteering Experience raussuchst. Und dann ist es so was wie Reisen, dein Abenteuer in Thailand und dann eine Woche Volunteering im Waisenhaus. Ja, also ein richtiger, also ich meine, meine Masterarbeit war irgendwie Kapitalismus versus Altruismus. Also der Gedanke, dass dahinter tatsächlich ja ein finanzieller Absicht ist, Und zwar diese wahre Experience, diese Erfahrungen zu verkaufen und zu packagen. Und das ist ganz interessant. Das ist sehr, sehr auf den englischen Kontext total passend. In Deutschland ist es aber auch so, dass Leute denken, sie gehen dann irgendwie im Südlichen Afrika reisen. Und ja, und dann will ich aber auch noch was Gutes tun, weil nur Urlaub zu machen nach dem Abi ist irgendwie nicht okay. Deswegen möchte ich dann gerne noch bei den Waisenhäusern, es sind irgendwie immer Waisenhäuser, bei dem Waisenhaus einen Stopp machen und ein paar Wochen supporten. Also das ist auf jeden Fall so ein bisschen der Prozess. Und dann gibt es natürlich, wie gesagt, diese Entsendeorganisationen, die dann, achso, genau, da wollte ich eigentlich hin, weltwärts, hat dann verschiedene Entsendeorganisationen, die sich darauf bewerben, Träger zu werden, die das dann umsetzen für die Bundesregierung. Und die Freunde der Erziehungskunst ist einer dieser Träger. Es war damals der DED, die GEZ waren auch Träger. Dann waren, keine Ahnung, der Sportverein, Sportverbund Niedersachsen Träger. Also es gibt ganz viele verschiedene Organisationen, die das dann irgendwie auf sich nehmen und entsenden. Und da gibt es dann unter anderem riesige Unterschiede, wie das gemacht wird, wie die Vorbereitungen aussehen und so weiter. Was ich aber, während ich Euch so zugehört habe, gedacht habe, wie krass, dass die Bundesregierung sozusagen letztendlich einer missionarischen Organisation die Erlaubnis gibt, das zu tun. Das finde ich eigentlich jetzt im Nachhinein, nachdem ich zugehört habe, eingeordnet habe und gedacht habe, das ist eigentlich total absurd, dass dann halt Bundesmittel dafür genutzt werden, dass ein Verein, der ganz klar eine Absicht hat, die über die Jugendlichen hinausgeht, die Mittel bekommt, um das dann auch noch zu tun. Genau. Ja, das ist Das ist sicherlich schwierig. Oder willst du, Cosmo, zuerst? Nee, ich wollte da nur noch mal einwerfen, da haben wir ja auch heute drüber geredet, Lea, dass wir so das Gefühl haben, in Deutschland wird irgendwie nicht gesehen, dass die Anthroposophie so eine christliche und irgendwie auch ganz schön krasse Weltanschauung ist. Es ist so eingebunden in diesen Kontext, dass das für viele Leute so ganz neutral wirkt. Also das ist so eine neutrale Alternative. Da wird so ein bisschen anders gemacht, gemacht, aber so dass in allen Bereichen zeichnet sich das irgendwie wieder ab. Und das zweite, bei dem was du gerade gesagt hast, Aileen, ist mir auch der Podcast von den Freunden wieder in den Kopf gekommen, den ich letzte Woche, habe ich da zur Vorbereitung einiges gehört. Und mir ist total aufgefallen, dass da dieses Narrativ ganz doll war, so "Finde in dein Leben". Also das hat Ich war total irritiert, dass es im Endeffekt dann um so ein Selbstverwirklichungsding zu 45, ja, keine Ahnung, sagen wir mal 50 Prozent war so Selbstverwirklichung und die anderen 50 Prozent waren dann so, okay, das machen wir hier und darum geht's. Und das haben wir da überlebt. Das fand ich halt auch, ja, passt zu diesem kapitalistischen Ding oder dass das nochmal so einen bestimmten Wert eigentlich für die Individuen hat und eben nicht für das, was da tatsächlich passiert. Ja, das ist mir gerade auch aufgefallen, dass ich glaube, die Waldorf-Argumentation ist halt weniger dieses "Du hast nachher so den super geilen CV, mit dem du dich dann so bei den Konzernen bewerben kannst" und so, und dann sagen kannst, ich hab hier auch mal so eine andere Erfahrung gemacht, sondern da geht es ganz viel darum, was so besprochen wird, ist, dass du mit deinen Grenzen konfrontiert wirst, irgendwie wächst daran, dass du dein eigenes Ich findest, dass du deine Lebensaufgabe, deine Berufung findest. Also es ist sehr viel stärker irgendwie so spirituell mehr, würde ich fast sagen, aufgeladen oder diese Frage von jungen Menschen, wer bin ich eigentlich und was mache ich in dieser Welt und dass das sozusagen das Verkaufsargument irgendwie ist. Und zu dem Im Finanziellen fand ich es nämlich, also dieses "Wie kommt das?", dass die Bundesregierung da Geld reinsteckt und das fand ich halt auch noch mal krass. Ich habe mir das mal so durchgeguckt. Also auf der einen Seite haben wir Organisationen, die die Freiwilligen aufnehmen. Das sind nicht durchgängig, aber hauptsächlich bei den Freunden halt anthroposophische Einrichtungen. Das sind Waldorf-Kindergärten, das sind Waldorf-Schulen, das sind Camp Hill-Einrichtungen. Und dann gibt es noch welche, die dem so ein bisschen nahe sind, also irgendeine Kunstschule oder eine Musikschule irgendwo im Busch oder so. Und das wird aber nicht richtig gelabelt. Also wenn man bei denen durch die Webseite scrollt, ist es nicht so, dass da so ein Sticker dran ist, irgendwie hier, anthroposophisch, nicht-anthroposophisch oder so, sondern du musst ziemlich genau hingucken oder wissen, worauf du achtest. Also manche Sachen, die mir dann klar sind, entweder wie das aussieht oder dass das dann eine Michael-Schule ist oder so, dass ich dann weiß, aha, klar, wir verstanden. Also die gibt es und die kriegen sozusagen Freiwillige, die da halt auch wirklich ausgebeutet werden, glaube ich, an vielen Stellen nicht immer. Man kann sicherlich Glück und Pech haben, aber die wirklich da als Arbeitskräfte eingesetzt werden, auch wenn sie nicht geschult sind. Also natürlich musst du die einweisen, aber da habe ich von vielen gehört, dass die sehr überfordert waren, weil sie auf einmal als junge Menschen ohne Ausbildung verantwortlich waren für 20 Kinder oder für sechs behinderte Menschen, die gepflegt werden mussten und so weiter. Also die werden da wiederum als Arbeitskräfte eingesetzt für Jobs, die ja eigentlich lokale Menschen machen sollten, müssten und zwar richtig bezahlt. Und das heißt, man hat da eine Geldsparmaßnahme, wo sozusagen Geld des deutschen Staates, da anthroposophische Organisationen mitfinanziert. Und dann hat man natürlich die Freunde der Erziehungskunst als Organisation mit ziemlich vielen Angestellten, die auch alle Gehälter haben und die auch alle bezahlt werden wollen mit Räumen, wo der Rudolf Steiner an der Wand hängt und einer ziemlich aufwendigen Marketinggeschichte und so. Und die setzen auch Freiwillige für ihr eigenes Marketing ein. Also die Social-Media-Kanäle werden von den eigenen Freiwilligen, auch wieder vom Bund bezahlt, eingesetzt. Und das ist irgendwie so, finde ich, auch ziemlich krass. Also an wie vielen Stellen, nicht nur Waldorfschulen, sondern eigentlich ganz viele anthroposophische Organisationen, obwohl sie so gegen den Staat sind eigentlich und ganz viele Menschen anziehen, die sich vom Staat distanzieren möchten. aber Steuergelder ohne Ende bekommen dafür. Also das war mir nicht so klar. Ja, das finde ich einen super wichtigen Punkt. Ich merke, dass ich so ein bisschen hader und sehr, das stimmt, die Freiwilligen werden ausgebeutet und genutzt für teilweise Planstellen, das passiert aber wirklich oft sehr selten, dass es Planstellen sind. Ich glaube, das ist auch nochmal wichtig zu verstehen. Also es ist schon so, dass natürlich überall, wenn man sich irgendeinen wenn man sich in, nehmen wir Tansania, dass natürlich nicht genug Lehrer*innen da sind, es gibt super fragile Systeme und so weiter, und dann kommt da halt so eine Freiwillige und übernimmt und unterrichtet dann auf einmal Englisch. Also so eine Deutsche, die kaum irgendwie. Das kommt schon auch auf jeden Fall vor, aber oft, und das, glaube ich, wollte ich auch noch mal benennen, ist, dass es ja unglaublich viel Arbeit für die Organisation, Und da finde ich dann, das zu halten. Und ich glaube, in dem Waldauf-Kontext kann es natürlich sein, also ich frage mich jetzt gerade, wenn es, keine Ahnung, in Kapstadt, die Waldaufschule in Kapstadt oder so, wo sowieso nur Deutsche sind, wo dann auch noch Freiwillige hinkommen, das ist schon irgendwie, da würde ich auch sagen, ja, auf jeden Fall. In anderen Kontexten weiß ich nicht so richtig, ob ich es Ausbeute nennen würde, weil ich glaube, dass das, was sie davon kriegen, und das ist dieser Selbstverwirklichung, der Gedanke, was sie damit tun. Und diese Erfahrung ist ja meistens, also der Austausch ist ja eine, der Träger, die Organisation Whatever kriegt irgendwie ein bisschen Geld dafür, unter anderem, und ein bisschen Zugang zu weiteren finanziellen Möglichkeiten. Ich glaube, es ist super wichtig zu benennen, dass dieses Netzwerk, was diese ganzen Freiwilligen in Organisationen tun, ist ja auch ein Fundraising-Tool. Weil diese Einzelnen, die dann mal da waren, ganz oft weiter Fundraisen, Über Jahre. Die fühlen sich so verbunden mit dem Ort und nutzen dann ihre Netzwerke auch später im beruflichen Leben. Also da werden ja Netzwerke, davon profitieren ja auch die lokalen Organisationen weiterhin. Aber letztendlich, was am meisten daraus gewonnen wird, ist diese Erfahrung für den individuellen Volontär. Das ist die Ware, die da ausgetauscht wird. Und zwar genau das, was du, Lea, am Anfang genannt hattest, Der Gedanke, dass der Weg zum Ich, also ab jetzt in der Anthroposophie oder in der herkömmlichen Volontärindustrie, das ist das, was jemand sagen würde. Und wie war das? Ja, es war anstrengend. Ich bin an meine Grenzen gekommen. Ich habe super viel über mich gelernt. Und natürlich meistens dann die "slightly racist"-Konnotation, die sagen, Also ich bin jetzt hier und merke einfach, was ich alles habe und ich bin einfach nur grateful für die Ressourcen. Ich bin mir meiner Privilegien bewusst und die sind alle so arm, aber doch so glücklich und davon will ich mir eine Scheibe abschneiden und so weiter. Also das sind dann sozusagen die verschiedenen Mechanismen, die danach natürlich auch nochmal zählen. Und ich glaube, das überschneidet sich dann auch grundsätzlich. Die einen verpacken es nur schon in ihr Weltbild, die anderen benennen es einfach dann danach. Aber ich glaube, Cosmo wollte noch was beitragen. Ich wollte auch nochmal sagen, dass ich auch das Gefühl habe, dass die Ausbeutung da vor allen Dingen auf anderen Ebenen so passiert. Also ich finde schon, in der Waldorfwelt ist es ein großes Problem, dass Schüler*innen ausgebeutet werden, also auch hier in Deutschland und eben auch in solchen Projekten. Aber ich habe gestern zum Beispiel ein Video gesehen, wo eine deutsche Freiwillige darüber geredet hat, wie sie in Südafrika dort Deutschunterricht gibt, um Incoming-Leute vorzubereiten, die dann auf Demeter-Höfen in Deutschland, da haben sie irgendwie von Chance geredet, da die Chance bekommen, da zu lernen, wie man richtig biodynamische Ausbeutung macht. Und das ist halt auch so eine Ebene, die ich in meiner Demeter-Ausbildung selber mitbekommen habe. Also da ist nochmal so eine Ebene von Ausbeutung. Und dann andererseits eben auch diese großen Projekte, die da aufgebaut werden, wo dann auch wieder Landwirtschaft betrieben wird. Also sorry, das führt jetzt gerade ein bisschen weg von dem, was du gesagt hast, Aileen, aber das ist jetzt nochmal so dieses androspezifische, glaube ich. Also, dass ich das Gefühl habe, da existiert eine ganze Welt, von der kriegen wir hier gar nicht so richtig was mit. Und da passiert eben, ja, auf ganz vielen Ebenen doch halt, ja, Ausbeutung, um eigentlich dann ja auch wieder hier, keine Ahnung, Demeter-Bananen zu haben oder die beste Pädagogik oder eben, worum auch immer es dann geht. Vielen Dank. Ich glaube, das ist ein super wichtiger Punkt. Ich habe das auch gesehen, das Video und fand das auch interessant. Aber aus meiner Perspektive und wie ich drauf geguckt habe, war erst mal ein Incoming-Projekt-Programm, das ist ja erst mal gut, weil du natürlich guckst, wie ist der Strom der Menschen, der fließt. Die einen sind normalerweise einfach durch ihre Pässe und der Verortung in der Welt davon abgeschnitten, irgendwie mal kurz einen Freiwilligendienst im globalen Norden zu machen. Und deswegen war zum Beispiel bei Weltwärts- und bei Weltwärtsler*innen der Süd-Nord-Austausch etwas, was Ex-Weltwärtsler*innen in ihrer Politisierung angefangen haben zu pushen. Und das gibt es jetzt auch nicht. Natürlich nicht in dem großen Stil. Auch von der deutschen Regierung gefördert, dass sozusagen Kündliche aus den Ländern im globalen Süden nach Deutschland kommen und auch hier Freiwilligendienst machen können. Bedeutet, als ich das Video gesehen habe, war ich erst mal so ein bisschen, ach ja, das ist ja erst mal nicht schlecht. Zu sagen, okay, diese Ebene ist auch schon mitgedacht. Also es war mein erster Eindruck. Ich habe das mit den Demeterhöfen tatsächlich total überhört oder nicht detailliert genug geguckt. Das tut man wahrscheinlich, wenn man irgendwie Weidorf-Kritikerin ist, etwas ein bisschen anders. Also guckt da anders drauf und hört anders zu. Und deswegen ist das ein voll spannender Aspekt, also den Ausbeutungsaspekt dort nochmal mit zu benennen. Weil ich war auch so im Hubschrauber, warum lernen die Deutsch? Ich finde sowas immer erstmal cringe, wenn ich das so sehe. Und im nächsten Moment habe ich dann aber gedacht, naja, okay, das ist für einen Süd-Nord-Austausch, das macht ja Sinn, dann ist es wenigstens nicht nur ein einseitiger, wir lernen hier ganz viel über uns selber. Aber dass sozusagen die Jugendlichen dann auch in Philippi, In Cape Town in Südafrika habe ich gesehen, dass die sozusagen auch die Chance haben, davon zu profitieren, im globalen Norden Zeit zu verbringen. Aber deswegen fand ich den Aspekt von dir jetzt nochmal super erweiternd. Danke dafür. Ich finde es auch sehr interessant, um jetzt nochmal eine kleine Abbiegung zu nehmen. Es gibt ja ein Landwirtschaftspraktikum in den Waldorfschulen, wo dann viel auf Demeterhöfen gearbeitet wird, ich glaube überwiegend. Wo ich dann oft höre, wir haben eine Mauer gebaut, wir haben einen Schuppen errichtet, wir haben geerntet. Wir waren also quasi billige Arbeitskräfte für die Landwirt*innen. Erst im September 2023 hatten wir diesen Skandal, dass Waldorfschulen nach Russland gereist sind, trotz des Angriffskriegs auf die Ukraine, um da die Freundschaft zu den russischen Waldorfschulen aufrechtzuerhalten. Was haben die im Endeffekt gemacht? die haben auf einer Demeter-Plantage gearbeitet als Waldarbeiter. Das heißt, das war eben auch immer so, ja, wir engagieren uns vor Ort, aber im Endeffekt haben sie der Demeter-Apfel-Plantage da die Bäume zurecht geschnitten und sind deswegen auch da wieder günstige Arbeiter*innen. Genau, da wollte ich noch mal einhaken. Also erstens ist es, glaube ich, so, dass es bei Waldorf schon so ist, dass Schwerpunkte auch auf Osteuropa und auch auf Asien liegen, weil da Waldorf boomt. Und es natürlich schon so ist, dass die Freunde nicht nur die Freiwilligen haben, sondern zum Beispiel auch Gebäude finanzieren. Und das ist, was du vorher sagtest, Aileen, dann hat man sozusagen beides. Du schickst Leute hin, du finanzierst das Gebäude und so. Und dann ist es aber halt so, dass das alles in Waldorfhand ist sozusagen. Und diese Idee von "Ich gehe in die Welt, ich erlebe was anderes", eine andere Kultur wird dadurch eigentlich aus meiner Sicht ziemlich torpelliert, weil ich habe mir halt wie gesagt diese Bilder auch von den Waldorf-Organisationen auf der ganzen Welt angeguckt und es war ganz oft so, dass ich so ein Foto gesehen habe und dachte, ja das ist jetzt zwar Brasilien oder irgendwie Thailand, aber das sieht genauso aus wie mein Kindergarten, in dem meine Kinder hier mitten in Deutschland waren. So, das sind die gleichen gehäkelten Schneckenbänder, die da irgendwie rumliegen und das heißt, diese Diese Einheitskultur, das ist natürlich mit den Materialien und der Innenarchitektur noch mal krasser. Aber auch wenn die die Gebäude finanzieren, sehen natürlich die Gebäude, die dort sind, häufig sehr Waldorf-mäßig aus. Das heißt, ich fliege zwar auf einen anderen Kontinent, aber eigentlich bin ich genau in der gleichen kulturellen Soße, in der ich zu Hause auch war, in der Parallelgesellschaft. Und da dachte ich halt auch irgendwie so, ich glaube, wenn man wirklich andere Kultur, also andere Weltanschauung haben will, müsste man wahrscheinlich in die nächstgelegene Grundschule gehen für sein freiwilliges Jahr, um mal wirklich was anderes zu erleben. Und das passiert natürlich aber nicht. Und deswegen glaube ich, ist auch sowohl dieses, was du gesagt hast, dass Freiwillige in eine, also aufzunehmen so aufwendig ist, kulturell, fällt, glaube ich, ein Stück weit in Waldorforganisationen weg. Dadurch können sie einfacher auch sozusagen dann ausgebeutet werden und in wertvolleren oder aufwendigeren Positionen eingesetzt werden, weil es weniger kulturelle Friktionen gibt, sozusagen, mit der man irgendwie umgehen muss. Und auch die Chefs häufig ja dann Deutsch oder überhaupt Anthroposophen sind, die dann da vor Ort die ganze Organisation leiten. Es ist irgendwie von einer deutsch-anthroposophischen Leitkultur geprägt. Und ich erinnere mich auch zum Beispiel, wir hatten bei mir an der Schule auch einen Hortner aus Brasilien, aber der war halt auch Anthroposoph. Also das sieht dann zwar vom Namen her und von der Optik dann divers aus, aber eigentlich ist es genau das Gleiche, naja, noch nicht mal in Grün. Und dann macht man natürlich Touri-Ausflüge am Wochenende, das ist eh klar. Was ich ganz spannend fand, und das hast du auch gerade so ein bisschen eingeleitet, dieser Gedanke, dass alleine Freunde der Erziehungskunst, als wenn die einzig wahre Erziehungskunst in diesem Waldorf-Kontext besteht, was ja schon alleine im Namen steht, ist der Gedanke, dass da, wo man hingeht, diese Kunst dort nicht geht. Also das heißt natürlich, dass jegliche lokale Wege, wie mit Kindern umgegangen wird, wie er erzogen wird, wie Kinder begleitet werden und aufgewachsen wird, dass es dazu ja überhaupt gar keinen Zugang gibt. Also auch ganz klar nicht gegeben werden soll. Das ist mir gerade nochmal aufgefallen. Das fand ich nochmal ein Spinnenliebfall. Ich glaube, was hier super wichtig ist, und das haben wir nämlich noch nicht getan, ist, dass man hier einmal ganz kurz den Begriff "White Savior Complex" mit reinwirft. Also der Gedanke, dass die weiße Person, die ins Ausland geht, als Hero wiedergeht, also ganz klar in einer Heldenposition ist. Dieser Begriff wurde 2012 von Tejo Cole das erste Mal gedroppt, und zwar in einem Twitterfeed. Also man denkt immer, es ist so ein totaler theoretisch-akademischer Kontext, aber der ist tatsächlich auf Twitter entstanden. Teju Cole hat einen Thread gemacht, in dem er darüber gesprochen hat. Ich kann den auch einmal tatsächlich, ich habe mir den noch mal aus einer meiner Präsen rausgeholt. Und zwar sagt er "The white saviour industrial complex is not about justice. It's about having a big emotional experience that validates privilege." Also der white saviour complex hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern der dreht sich darum, dass man eine große emotionale Erfahrung macht, die das eigene Privileg bestätigt. Und das war ein, ich glaube, zwölf verschiedenen Tweets-Thread und danach haben alle gesagt, er schreibt doch mal einen Artikel. Und dann gab es dazu einen Medium-Artikel, oder weiß, glaube ich, auf jeden Fall, einen langen Artikel, der das erste Mal das sozusagen in den White-Savior-Industrial-Komplex sozusagen verpackt hat. Der Gedanke, dass dahinter auch System besteht. Und der zeigt sich jetzt natürlich auch hier. Weiße Person geht ins Ausland, Und der Gedanke, alle sind ganz begeistert, dass man da ist und weinen, weil wenn du gehst, weil du diese große emotionale Erfahrung hattest, dass du gebraucht wirst, gerettet wirst und so weiter. Im großen globalen Kontext gesehen ist es natürlich absurd, wenn man sagt, okay, wenn wir uns darauf hier jetzt sowieso einigen, dass ein großer Grund dafür, dass der globale Süden keine Ressourcen hat, historische Ausbeutungsverhältnisse sind, dann ist es natürlich absurd, dass dann jetzt Weiße in den globalen Süden gehen und sagen, jetzt haben wir Euch gerettet, wenn wir doch dafür zuständig sind, dass sie dem Abgrund nahe sind. Also da sind halt diese ganzen verschiedenen Widersprüche drin. Und genau, who's the hero of the story? Wer ist die Heldin in der Geschichte? Das ist immer die Frage, die man sich stellen muss, wenn man irgendwie versuchen möchte zu gucken, ob es jetzt irgendwie einen White-Savior-Moment gibt oder nicht. Und da habe ich jetzt gerade auch nochmal zurückgedacht an unsere Konversation. und die gibt es natürlich super viel, in dem auch wie dargestellt wird, was die Wirksamkeit dann ist, dieser Auslandserfahrung. Sei es in Südafrika, in dem Video, sei es in dem Podcast und so weiter, ist ja immer ganz klar, dass die ausreisende Person auch die ist, die sozusagen diesen großen Impact bringt. Ja, ich glaube, der Impact, der war auch schon damals bei Rudolf Steiner beabsichtigt. und da komme ich endlich an die passende Stelle, noch mein Rudolf Steiner Zitat unterzubringen, ohne dass ich ja nicht glücklich bin in jeder Folge. Und zwar hat er 1920 vor Mitgliedern gesprochen und hat gesagt, was eigentlich die Mission der Waldorfschulen in der Welt ist, und darüber reden wir ja gerade. Und er sagte Folgendes, "Unsere deutschen Freunde sind gerade abgereist, aber auf sie kommt es nicht an bei diesem Weltschulverein. Es kommt auf diejenigen an, die als Freunde zum größten Teil aus allen möglichen Gegenden der nichtdeutschen Welt hier erschienen sind und hier noch sitzen, dass sie verstehen dieses Wort "Weltschulverein". Denn es ist notwendig, dass wir Schulen über Schulen in allen Gegenden der Welt aus dem pädagogisch-didaktischen Geiste heraus gründen, der in der Waldorfschule herrscht. Das heißt, man exportiert Esoterik, man exportiert Anthroposophie, man exportiert das Waldorf-Schulen-Konzept und damit natürlich auch die anthroposophische Weltsicht und die Menschenkunde. Dieses Zitat, ich würde da gerne nochmal meinen Eindruck teilen, und das hat so was, für mich hat das so was so Weltherrschen, Beherrschendes. Also das ist so der Gedanke, den ich da rausgezogen habe. Also, keine Ahnung, wenn man das so im kapitalistischen Kontext denken würde, Kontext denken würde, wäre das so jemand der sagt, okay geil jetzt ein Multinational und überall sind wir. Ja, es gibt, also ich finde es interessant immer bei Waldorf und Andro, dass man sich das immer anguckt und so das Thema so Geld und Finanzen immer so im Hintergrund versagt. Und eigentlich, dass aber total der Antrieb für alles ist. Auf der Vorderseite, also ich sage da gleich noch mal was, aber auf der Vorderseite steht eher immer so was, wir wollen die Seelen retten. Also es geht auch, wenn wir Kinder in Waldauferziehung angedeihen lassen, da sind sie gegen Impfungen immun und verlieren ihre Seele dadurch nicht. Und sie müssen das auch nicht verstehen. Man muss das denen noch nicht mal sagen. Aber wenn man mit denen das auf ihre Seelen wirken lässt, dann hat das eine Wirkung. Das heißt, als Waldaufkind musst du noch nicht mal einverstanden damit sein. Es wirkt sowieso auf dich. Und dann hat man diese Seele halt dann optimal. Der hilft man optimal zu inkarnieren. und dadurch kann die dann schneller oder besser in ihr nächstes Leben. Also höher, wie auch immer. Und das mit dem Geld im Hintergrund, das fand ich bei einem Weltschulverein nämlich auch ganz interessant, dass das eigentliche Problem oder das konkrete dahinter stehende Problem war, dass die diese Waldorfschule in Stuttgart hatten und die war aber zu dem Zeitpunkt nicht staatlich finanziert. Und das wurde dann ja von Emil Moll, also hier als Großunternehmer, Zigarrenfabrik, die Kohle raufgeschmissen und die Arbeiterkinder durften da hingehen. Schon im dritten Jahr waren es mehr Anthroposophen-Kinder als Arbeiterkinder, aber egal. Und die hatten ein Finanzierungsproblem. Und dann ist halt Steiner aufgefallen, naja, es ist nicht so einfach. Leute, die auf der ganzen Welt verstreut sind, also weil das war damals schon so, dass es auch in den Niederlanden, in Frankreich, in der Schweiz, in England irgendwie immer schon Anthroposophen gab. Wie kriegt man die jetzt davon überzeugt, dass sie Geld in eine Stuttgarter Schule geben sollen, wo ihre Kinder nie hingehen werden, weil das ist halt in Stuttgart. Und dann war so die Idee, aber wenn wir sagen, wir machen eine Weltschulbewegung und Stuttgart ist die Muster Schule, dann wird es interessant für Leute zu investieren. Und dann kann man nämlich in diese Idee, in die Weltschulbewegung investieren und da Kohle sammeln. Und dann muss man halt erst mal in diesen Prototyp Ullanshöhe das Geld reinschmeißen, damit sich das dann um die ganze Welt verteilt. Ja, das ist immer so ein bisschen peinlich in der Anthroposophie, das Geld, weil das ist ja auch die Urform des Materialismus oder ein Urbild für den Materialismus, den man ja eigentlich ablehnt. Man will sich ja mehr mit spirituellen Welten befassen. Und das ganze materialistische, anfassbare, messbare ist ja eher profan und nie die ganze Wahrheit. Und deswegen redet man nicht gerne über Geld, aber man hat es natürlich. Selbstverständlich sind anthroposophische Unternehmen die Marktführer in ihren Branchen, Also die größten Biomärkte und so weiter kommen aus der Anthroposophie. Und wie ich es immer wieder betone, allein die drei größten Stiftungen der Anthroposophen haben mehr als zwei Milliarden Euro Stiftungskapital. Es ist eine unfassbare finanzielle Macht hinter dieser esoterischen Bewegung. Wenn man dann bedenkt, dass sie auch noch in weiten Teilen staatlich finanziert wird oder subventioniert wird, in vielen Bereichen. Jetzt hier bei der Waldorfschule ist es so, dass die zu drei Vierteln in etwa bundesweit aus Steuermitteln bezahlt wird, teilweise besser gestellt ist als die Regelschule, dann finde ich das schon ganz schön krass. Also nach außen hin das Seelenheil, nach innen hin verdient man aber sehr, sehr gut an diesen alternativen Nischenkonzepten und investiert das Geld natürlich auch zur Missionierung in der gesamten Welt, wie wir gerade gehört haben. Ja, jetzt haben wir über White Saviorism gesprochen, Neokolonialismus vielleicht sogar. Und man exportiert die Esoterik und importiert dann Produkte, zum Beispiel Demeter-Produkte mit sauberem Image, wie Kartoffeln aus Ägypten, die dann beim Mondlicht betanzt wurden. Und auch da ist es ja wieder so, dass man... Du kannst ja nicht in Ägypten Kartoffeln anbauen oder du kannst nicht Kaffee oder Bananen anbauen in der Welt, ohne das mit anthroposophischen Ritualen zu machen, Mondphasen zu beherrschen und so weiter. Ja, da habe ich eine ganz interessante Geschichte, weil wir kriegen ja, also unser Verein, also Lemonade & Charity e.V. kriegt ja seine Gelder, finanziert sich aus dem Sponsoring der Getränkemarke Lemonade & Charity. Und die Zutaten dazu sind alle Bio und Fairtrade. Und mein Job ist es manchmal, wenn ich auf Projektreise bin, mit Reisenden auch den Besuch zu den Rohwaren. Also wir gehen dann, um die dann kennenzulernen. Und dann waren wir auf einer Teeplantage in Sri Lanka und es war tatsächlich eine Bio-Teeplantage, aber eine Demeter. Die Demeter, genau. Zertifiziert. Genau, ich weiß gar nicht, ob sie zertifiziert waren oder zertifiziert werden wollten. Auf jeden Fall haben sie das Demeter benannt. und uns dann auch von den Mo, also wirklich richtig lange, über die Mo-Phasen erzählt und wie halt so Knochen irgendwie verbuddelt werden zu bestimmten Zeiten und so weiter. Und wir standen da alle und haben uns angeguckt und haben gesagt "Is this real?" Also wir wussten das halt gar nicht. Also ich wusste das zu dem Zeitpunkt nicht, dass das irgendwas, also das Demeter das bedeutet. Für mich war Demeter bis zu dem Zeitpunkt immer so eine total integre Marke, die irgendwie die beste Bio-Qualität benannt hat. Ich habe das nie hinterfragt, bis zu dem Moment, wo ich in Sri Lanka auf einem Berghang stehe und mir der sri-lankanische Tee-Plantagen-Manager so total enthusiastisch erzählt und mir so die Mondphasen aufmalt. Und ich war so, wo bin ich denn hier gelandet? Das war schon ein sehr, sehr ein prägender Moment für mich. Ja, das ist genau das, was ich meinte mit Kolonialwaren importieren, aber Esoterik exportieren im Tausch dagegen. Und ganz wichtig, es darf nicht Demeter sein, wenn nicht die esoterischen Rituale eingehalten werden. Wenn die magischen Kuhhörner, die Kackhörnchen nicht vergraben werden bei Vollmond und so weiter. Wenn man die astrologischen Konstellationen nicht berücksichtigt, dann darf es nicht Demeter sein. eine mit Spiritualität aufgeladene Nahrung dabei rauskommen, die uns auch alle spirituell wachsen lässt. Das ist das Interessante daran, dass das für ihn halt so eine, das war halt wie so eine Aufgabe. Also es hatte total wenig mit Spiritualität zu tun, sondern es wurde, das müssen wir machen, um zertifiziert zu werden. Und das war halt ein super, das war ein total interessanter Moment, weil das natürlich ein letztendlich kolonial aufgeladenes Konzept ist, Konzept ist, was irgendwie weitergegeben wird. Genauso gehen ja viele dann mit anderen Aufgaben oder Vorschriften um. Das ist ja eine weitere Kondition, um irgendwie bessere Preise zu kriegen. Okay, das ist meine Kondition, ich muss das jetzt tun. Hat sich genau aufgeschrieben, wann was passieren muss, ja? Um dann am Ende diesen größtbesseren und faireren Preis zu bekommen und eine hochwertigere, eine hochwertigere Idee zu produzieren, angeblich. Also, es war halt eine superinteressante, also, eine spannende Dynamik da drin. Weil für ihn war das nicht, er stand da nicht und hat uns so total überzeugt von seinem spirituellen Auffassung, sondern "No, we have to do it." "Wir müssen das machen damit." Und das ist halt ein echt ... Also, wenn ich da jetzt drüber nachdenke, auch mit Euch zuhörend, auch noch mal absurder. Mhm. Ja, es ist ... Man weiß nicht, ob die Missionierung immer so klappt, aber definitiv müssen die Methoden angewandt werden. Das ist in Deutschland und im deutschsprachigen Raum auch so. Ich kenne auch einen sehr netten Demeter-Bauern, der sagt, ich brauche die Abnahmesicherheit durch einen großen Verband. Und ich brauche die guten Preise. Dann vergrabe ich das blöde Kackhörnchen und denke mir, ich glaube nicht dran, aber es ist halt Vorschrift. Dann führt es nicht zur Esoterisierung der Landwirtschaft oder zur Missionierung. Aber es wird auf jeden Fall sichergestellt und kontrolliert, dass diese esoterischen Vorgaben auch einzuhalten sind. Und das weltweit. Da sind wir jetzt schon wieder bei dem Begriff Missionierung. Denn nichts anderes sehen wir ja hier bei den Freiwilligendiensten von Freunde der Erziehungskunst zumindest oder bei Demeter und Co. Aber ich habe jetzt noch eine Frage an Euch. Glaubt ihr dann, dass... Also ich frage mich jetzt, ob dann diese Freiwilligen, das ist ja dann schon über die Jahre eine große Anzahl an jungen Menschen, die wahrscheinlich viele auf Waldorfschulen waren, die sich bei den Freunden bewerben. Aber ich kannte auch Kinder außerhalb, die sich dann als Träger beworben haben. Aber letztendlich kriegt man dann noch überzeugtere Anthroposophinnen wieder, also aus den Ländern. Glaubt ihr, dass es sich darin auch widerspiegelt, dass es sozusagen eine Bestätigung noch mal ist? Ich glaube, jetzt wieder aus meiner Erfahrung aus der Ausbildung schöpfend, Das ist sehr polarisiert. Und das ist bei jeder von diesen krassen Andro-Erfahrungen, Leute abspringen und merken, krass, wo bin ich hier eigentlich? Was passiert hier gerade? Was ist los? Und die Krise kriegen. Meiner Erfahrung nach, bei allen Sachen, die ich so kenne, sind das auch mehr als die Hälfte, die abspringen. Aber die, die da bleiben, die gehen natürlich immer weiter rein. Und dass so viele irgendwie abspringen, Oder eben nur einmal so einen freiwilligen Dienst machen und dann doch nichts mehr damit zu tun haben wollen und dann nicht dann noch irgendwie weiter ehrenamtlich arbeiten oder Seminare geben oder was das ist. Egal, weil durch diese Masse von Leuten, die das einmal mitmachen, sind immer genug Leute da irgendwie. Und der harte Kern wird wahrscheinlich dann in diesem Antwo Netzwerk auch irgendwo seinen Platz finden. Okay. Meistens dann ja auch irgendeinen gut bezahlten Schreibtischstopp irgendwie abkriegen. Alles klar, ja. Was ich interessant fand, auch da nochmal, ist, dass mir aufgefallen ist, auch sowohl auf der Webseite als auch im Podcast, kommt Anthroposophie immer nur, wenn du genau danach guckst, raus. Also wenn du dir so Hintergrund, also es wird nicht verschwiegen, auch der Instagram-Handle zum Beispiel ist ja @freunde_waldorf oder so. Also es ist nicht so, dass das sozusagen wirklich versteckt wird, aber wenn du dich interessierst und erst mal nur die Infos haben willst, die du dafür brauchst, dann kommt dir das eigentlich nicht unter. Also es ist nicht so, dass... Also es sind superschöne Fotos von Natur, von Erfahrung. Es erzählen gefühlt erst mal normale Leute, normale Sachen von, was sie da erlebt haben. Und auch da finde ich es interessant, dass auch in diesen Berichten der Aspekt, wie sich diese Anthroposophie dann wiederum in den Ländern da eigentlich verhält. Also wie ist das Verhältnis einer oder der Anthro-Organisation, in der ich dann arbeite als Freiwilliger, zu ihrer Umwelt? Das wird irgendwie nicht wirklich mitreflektiert. Oder wie kommt das, also wie fühle ich mich als eigentlich jemand, der in Deutschland schon in einer Waldorfschule, in einer sehr nicht diversen Umgebung, aufgewachsen ist, dann, wenn ich dann entsendet werde, in wieder nochmal ein anderes Ausland. Also wo ich so das Gefühl habe, dass man halt nicht eine 08/15-Entsendeorganisation ist. Ich weiß nicht, ob es die gibt. Die anderen sind wahrscheinlich auch christlich und sonst sowas oder so. Aber dass das ein Aspekt ist, das wird irgendwie nicht aktiv mitreflektiert. Und das finde ich tatsächlich irgendwie besorgniserregend oder irgendwie komisch, wo ich dann manchmal auch nicht weiß, zu dieser Frage, sind die dann nachher, ich sag mal, anthroposophischer oder überzeugter? Ich weiß es nicht. Es kann sein, dass die ganz schwärmen und überzeugt sind, aber nicht wissen, dass es Waldorf ist, was sie da erlebt haben. Oder dann auf einem Biobauernhof oder in einer Bio-Biotechnik irgendwo gearbeitet haben und denen nicht klar war, dass das halt genau so gemacht wird, nicht, weil man es überall so macht, sondern weil man die Karotten bei den Demethas genauso behandelt und nicht, weil das normal ist. Mir fehlt da so ein bisschen die Bewusstheit sozusagen dazu. Ja und das Interessante ist natürlich, dass die, die dann vielleicht aus nicht diversen Waldaufsystemen kommen, die dann, keine Ahnung, wenn die dann auch noch in Ländern wie Südafrika oder Namibia ist es dann ja auch nochmal irgendwie das Extremste, dadurch dass die Ungleichheit so unglaublich groß ist und man gleich mit den krassesten komplexen Widersprüchen einfach konfrontiert ist. Aber sagen wir, Sie sind in Tansania oder auch in Asien irgendwo und das dann sozusagen Ihre Diversitätserfahrung ist, die Sie mitbringen. Also sind Sie wiedergeflogen, sozusagen, Sie haben es ja erlebt, weil Sie dann halt in Asien waren, also dass das dann sozusagen die eine Erfahrung ist, die das kompensierend. Ja, und die ja dann wieder aber im anderen Kontext war, wo man wahrscheinlich den gleichen Morgenspruch und die gleichen irgendwie Tischsprüche nur halt auf einer anderen Sprache vielleicht irgendwie gesprochen hat und halt nicht wirklich gelernt hat, sozusagen, weil wie würde man miteinander umgehen, wenn Anthroposophie in dem Moment keine Rollen spielen würde? Also es gibt auch Organisationen, die nicht anthroposophisch sind, die mit den Freunden zusammenarbeiten. Das glaube ich, ist schon noch mal wichtig zu sagen. Was uns aber aufgefallen war, ist, dass es zum Beispiel im muslimischen kulturellen Bereich fast nichts gibt. Ja, obwohl das natürlich auf alle Entsenderorganisationen zutrifft. Also die sind ja auch wenig in Ägypten, Marokko oder im nordafrikanischen Raum oder so vertreten. Die sind auch nicht im Mittel-Osten vertreten. Die sind hauptsächlich, würde ich sagen, konzentrieren sich schon auf Asien und Afrika. Was kann das für Gründe haben? Hat natürlich mit Kolonial-Kontexten zu tun. Also wo sind sozusagen die größten, also Sprachländer, also es hat ganz viel mit Sprache auch zu tun, weil es muss ja auch einfach sein und da muss ja Verständigungsmöglichkeiten da sein und deswegen machen natürlich Länder, in denen irgendwie Englisch oder Französisch oder oder so eine Kolonialsprache waren, machen das natürlich einfacher. Ja, Indien ist auch beliebt, fällt mir dabei gerade an. Indien, genau. Mit Englisch. Ja, genau. Und wo sind die Abhängigkeiten am größten? Das hat ja super viel mit Abhängigkeiten zu tun. Also, ich fand's auch ganz interessant, dass in dem Einleitungstitat, glaube ich, oder auf der Website steht irgendwas mit, sie wollen Abhängigkeiten irgendwie nicht vergrößern. Keine Abhängigkeiten aufbauen. Das ist halt total lustig. Das geht halt gar nicht. Also, dem nicht zu bewusst sein, dass es diese Arbeit nicht gibt, gibt ohne Abhängigkeiten und ohne eine Machtungleichheit, ist total absurd. Darüber habe ich mich ein bisschen totgelacht, als ich das gelesen habe. Aber das könnte auch jede andere Organisation so über sich schreiben. Das ist auch nochmal wichtig, dass viele andere Organisationen genauso naiv ihre eigenen Missionen beschreiben. Das ist schon auch wichtig zu benennen, dass im Kontext der Arbeit im Dubaien Süden viele Organisationen nicht besonders bewusst Gerechtigkeit als einen oberen Missionswert sozusagen benennen. Das ist durch die Bank weg vertreten. Ja, was du gerade noch gesagt hast, wird denn auf die kulturellen Gegebenheiten vor Ort wirklich Rücksicht genommen? Ich weiß gar nicht, ob da immer die Zeit und die Möglichkeiten dafür da sind. Natürlich wirst du in einem muslimischen Land jetzt vielleicht kein Schweinefleisch kochen, aber Wichtig ist ja immer, dass es eine rein europäische Sichtweise auch die allgemeine Menschenkunde Steiners prägt. Also da geht es immer nur um den Europäer, den weißen Europäer und wie er zum heutigen Wesen geworden ist. Und angeblich durchlebt jedes Kind in seiner Lebensgeschichte diese Kulturgeschichte des weißen Europäers nochmal nach. Ob das jetzt auch für schwarze Kinder gilt, das wage ich dann zu bezweifeln. Und ob das überhaupt möglich ist, so ein Konzept anzupassen auf kulturelle Unterschiede vor Ort, das wage ich doch stark zu bezweifeln. Was man hört, ist schon, dass es so wie du das auch, Aline, gesagt hast, dass natürlich auf den Waldorfschulen dann häufig wieder die weißen Kinder sich sammeln. Ja, und ich glaube, was ganz wichtig ist, dass ja also lokal, wenn ich so überlege, die meisten ja auf viele der Praktiken der weißen Menschen gucken und denken so, was wollen die? die machen jetzt schon wieder ihren komischen Kram. Also da wäre so ein antifaschistisches Gemisch auch nur "just another white people's thing". Ich glaube, das ist total wichtig zu belehnen, dass aus vielen lokalen Sichten, egal ob es Tischsprüche, Eurythmie oder whatever sei, es wäre einfach so etwas wie "it's just another thing white people do". Also... [Lachen] Ich sehe da so einen Comic vor mir, wie irgendeiner Eurythmie tanzt in so einem rosa Seitengewand und die anderen sagen, naja, jeder mal die Weißen. Lass die mal machen. Dafür bauen sie eine Schule, das muss man jetzt ertragen. Der Gedanke ist dann, danach haben wir halt hier eine Schule. Oder dann haben wir das Gebäude. Es wird ja oft auf das kleinste Privileg, was daraus entsteht, für einen selber geguckt. Und der Rest ist einem dann halt egal. "Okay, dann haben wir Wasseranschluss oder dann haben wir Elektrizität oder dann, na, also irgendwas springt da für uns raus." Das ist so, ja, dann lass dir doch machen. Und das ist nicht wenig Kohle, was da aus den anthroposophischen Zusammenhängen kommt. Ja, genau, und das bedeutet irgendwie, keine Ahnung, ich kriege da vielleicht einen Job als Köchin oder ich kann, da sind ja viele Gedanken dahinter und Gewinne für manche. Ich glaube, dass da der Blick von lokalen Bevölkerungen und Ansässigen sehr divers auseinandergeht. Ich würde behaupten, nicht unbedingt anthroposophiekritisch wären, sondern eher einfach "Okay, let them do it". Wie mit allen EZ, also Entwicklungszusammenarbeitskontexten, die von weißen Menschen und von Ausländern initiiert werden, ist der Blick immer so "Okay, let them do it, whatever, die sind eh nicht lange da, es ist oft der Gedanke, Mal gucken, wie lange sie es aushalten. Wenn wir danach eine Straße haben, naja, anyway, let them. Wunderbar. In Anbetracht der Zeit, die heute verflogen ist, weil wir schon 70 Minuten gesprochen haben und mir gar nicht danach ist, als wäre es so lange, würde ich gerne schon mal unser abschließendes Ritual einläuten. Und wir machen das gerne so, dass wir uns noch was wünschen von der Zukunft. quasi einen Wunsch für eine bessere Welt, eine andere Welt, eine andere Praxis mal entwerfen. Und da geht es natürlich hier besonders heute um das Volunteering, um die Freiwilligendienste, um diese Arbeit. Und da die liebe Gästin das letzte Wort haben soll, würde ich ganz gerne mit unseren beiden Teammitgliedern anfangen. Wer meldet sich freiwillig? Lea, Cosmo? Ja, ich habe mir so ein bisschen zwei Wünsche aufgeschrieben. Einen abstrakteren und einen weniger abstrakten, obwohl eigentlich sind sie beide nicht abstrakt. Aber der eine ist so ziemlich konkret, und zwar, dass ich mir wünschen würde, dass die, ich habe es jetzt mal Waldorf-Ausbeutung genannt, weltweit aufhört oder auch einfach sichtbarer wird, was da passiert. Und das andere ist, dass ich mir wünsche, dass es so in diesen Kreisen, aus denen ich komme, irgendwann leichter ist zu erklären, dass eine deutsche Ideologie aus der Zeit um 1900 nicht die Welt retten wird. Also ich finde das eigentlich ein bisschen absurd, dass so ein krasses Argument oft dann irgendwie da wieder ist. Ja. Dankeschön. Sehr spannend. Dann Lea vielleicht. Ja, ich glaube, ich würde so ganz profan eigentlich, Ich störe mich unheimlich daran, dass diese Webseiten oder diese Organisationen immer so fett mit dem Label von irgendwie Bundesministerium für UNESCO, irgendwie da Aktion Deutschland hilft, keine Ahnung, die werden extrem aufgewertet durch offizielle, eigentlich säkuläre oder durch Steuergelder finanzierte Einrichtungen, wo ich immer das Gefühl habe, sind die zu faul, da richtig hinzugucken, weil eigentlich muss man das doch sehen, das kann doch irgendwie nicht sein. Und da hätte ich gerne einen deutlich kritischeren Umgang von den Seiten, die das legitimieren und finanzieren. Das finde ich auch sehr gut. Dann soll selbstverständlich das letzte Wort unsere liebe Gästin haben. Was bewegt dich zum Thema? Also was wünsche ich mir, und das wünsche ich mir tatsächlich für alle Freiwilligendienste, ist, weil ich finde nicht, dass Jugendliche aufhören sollten zu reisen. Also ich glaube schon, dass Reisen ein unglaublicher Beschleuniger von Verständnis sein kann. Also es ist gar nicht, dass ich sage, das soll keiner mehr machen. Ich glaube, die Konditionen sollten grundsätzlich irgendwie anders sein. Es sollte keine ausbeuterische Praxis und so weiter dahinterstehen. Also weder auch eine Lokalausbeuten als Freiwillige für seine eigene Erfahrung. Ich wünsche mir tatsächlich eine wirkliche Offenheit zu lernen bei diesem Rausgang und nicht der Auftrag zu missionieren, nicht der Auftrag in irgendeiner Form aus einer Deutungshoheit heraus etwas besser beizubringen, sondern wenn alle einfach gehen würden mit dem Gedanken Ich weiß nichts, ich kenne mich nicht aus und ich bin offen dafür zu lernen, dann würden diese Erfahrungen, glaube ich, auch noch viel, viel wirklich sinnvoll angesetzt sein. Genau, ich glaube, das ist mein Wunsch. Ach, wie toll! Das gefällt mir gut. Quasi lernen statt lehren. Sehr, sehr schön. Dann bedanke ich mich ganz herzlich, liebe Aline, für deine Zeit und deine Expertise. Und natürlich wie immer auch herzlichen Dank an alle unsere Zuhörer*innen, die sich für unsere Themen interessieren. Damit sagen wir alle zusammen bis zum nächsten Mal und tschüss. Tschüss! Tschüss! Ja. Und da auch unser Rudolf-Stander-Zitat heute sehr verkürzt war, gibt es hier noch einmal die langen Version. "Wir brauchen dazu vor allem Dingen Mittel. Zu all dem, was im höheren oder niederen Sinne Schule heißt, brauchen wir die Gesinnung, die ich schon bestätigte damals, als die Waldorfschule in Stuttgart begründet wurde. Bei der Begründung sagte ich es in der Eröffnungsrede. Diese eine Waldorfschule, ja schön, dass wir sie haben, aber für sich ist sie nichts. Sie ist erst etwas, wenn wir in dem nächsten Viertel Jahre zehn solche Waldorfschulen errichten würden und dann weitere. Das hat die Welt nicht verstanden. Dazu hatte sie kein Geld. Denn da steht sie auf dem Standpunkt, oh, die Ideale sind zu hoch und zu rein, als dass wir das schmutzige Geld an sie heranbringen sollten. Das behalten wir lieber in der Tasche, da ist es am richtigen Platz, das schmutzige Geld. Die Ideale, oh, die sind viel zu rein, die darf man nicht besudeln mit dem Geld. Es lässt sich allerdings eine solche Verkörperung der Ideale mit derjenigen Reinheit nicht erreichen, an die das schmutzige Geld nicht herangebracht wird. Und so müssen wir schon daran denken, dass wir bis jetzt ja bei der einen Waldorfschule stehen bleiben, die eigentlich noch nicht recht vorwärts kam, weil wir in großen Geldsorgen steckten im Herbst. Sie sind zunächst behoben. Zu Ostern werden wir wieder davor stehen. Und hier, hier werden wir nach verhältnismäßig kurzer Zeit fragen, sollen wir aufhören? Und wir werden aufhören müssen, wenn wir nicht vorher ein sehr stark in die Tasche greifendes Verständnis sich findet. Daher kommt es darauf an, nach dieser Richtung hin Verständnis zu erwecken. Ich glaube nicht, dass viel Verständnis erwachsen würde, das hat sich uns schon gezeigt, wenn wir sprechen würden, dass wir etwas wollen für den Bau in Dornach oder dergleichen. Aber, und dafür findet sich ja heute noch Verständnis, wenn man Sanatorien oder dergleichen gründen will, dazu kriegt man Geld, so viel man will. Das wollen wir ja gerade nicht. Wir wollen nicht lauter Sanatorien begründen. Sie sind ganz einverstanden mit ihrer Begründung, soweit sie notwendig sind. Hier handelt es sich vor allem um die Pflege derjenigen Geisteskultur, deren Notwendigkeit wohl sich beweisen wird aus dem, was gerade dieser Hochschulkursus hier leisten wollte. Daher versuchte ich dasjenige anzuregen, was ich vor einigen Tagen hier in das Wort zusammengefasst habe "Weltschulverein". Unsere deutschen Freunde sind abgereist, auf sie kommt es nicht an bei diesem Weltschulverein. Es kommt auf diejenigen an, die als Freunde zum größten Teil aus allen möglichen Gegenden der nichtdeutschen Welt hier erschienen sind und hier noch sitzen, dass sie verstehen dieses Wort "Weltschulverein". Denn es ist notwendig, dass wir Schulen über Schulen in allen Gegenden der Welt aus dem pädagogisch-didaktischen Geiste heraus gründen, der in der Waldorfschule herrscht. Es ist notwendig, dass wir diese Schule erweitern können, bis wir den Anschluss finden an das dasjenige, was wir hier als Hochschulwesen wollen. Dazu ist es aber notwendig, dass wir imstande sind, diesen Bau mit allem, was zu ihm gehört, zu vollenden und fortwährend dasjenige unterhalten können, was notwendig ist, um hier zu wirken, um zu schaffen, zu schaffen an dem weiteren Ausbau aller einzelnen Wissenschaften aus dem Geiste der Geisteswissenschaft heraus. Es fragen einen die Leute, wie viel Geld man zu all dem braucht. Man kann gar nicht sagen, wie viel man braucht, denn nach oben hat das Ganze überhaupt niemals eine Grenze. Das ist von Rudolf Steiner aus "Die neue Geistigkeit und das Christuserlebnis des 20. Jahrhunderts", Gesamtausgabe Band 200, Seiten 27 bis 31. [Musik]

Feedback geben

Dir gefällt der Waldorfsalat und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Ideen für neue Themen oder magst uns sonst noch etwas mitteilen? Dann wähle im Formular die jeweilige Folge aus und schreib uns eine Nachricht. 
Wir freuen uns auf Dein Feedback!

Mit einem Klick auf "Nachricht absenden" erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Deine Daten zum Zwecke der Beantwortung Deiner Anfrage verarbeiten dürfen. Die Verarbeitung und der Versand Deiner Anfrage an uns erfolgt über den Server unseres Podcast-Hosters LetsCast.fm. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Hier kannst Du die Datenschutzerklärung & Widerrufshinweise einsehen.

★★★★★

Gefällt Dir die Show?
Bewerte sie jetzt auf Apple Podcasts