WALDORFSALAT

Der kritische Podcast zur Anthroposophie

Salatbar #3 - Lena trifft Ruth (2/2)

16.11.2023 80 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

An der Salatbar spricht diesmal Lena vom Team Waldorfsalat mit #Exwaldi Ruth über Ruths anthroposophische Krankenpflegeausbildung, die Waldorfschulzeit ihrer Kinder, ihre Erlebnisse in der Pandemie und ihren Ausstieg aus der Anthroposophie.

 

Zu Ruth:

Ruth wuchs als Kind anthroposophischer Eltern und Großeltern in Holland auf, wo sie Waldorfkindergarten und Waldorfschule besuchte. Heute lebt sie in Deutschland und hat selbst 3 Kinder, die nun nicht mehr auf die Waldorfschule gehen. Nach einer Ausbildung zur Krankenpflegerin an einer anthroposophisch orientierten Krankenpflegeschule hat sich Ruth nämlich seit der Covid19-Pandemie von der Anthroposophie abgewandt.

 

Das Salatbar-Format:

An der Salatbar wollen wir die Möglichkeit schaffen, in einem möglichst sicheren Rahmen Kritisches aus der Welt der Anthroposophie zu erzählen. Wir wollen dem Narrativ der Einzelfälle und des persönlichen Versagens etwas entgegensetzen.

Wir wollen das Schweigen brechen und Worte finden. Wir wollen komplexe Gefühle und Wahrnehmungen validieren und vielleicht ein bisschen sortieren. Dabei können emotionale und schwierige Themen zur Sprache kommen. 

Wir bemühen uns darum, unser Material möglichst sicher und zugänglich aufzubereiten, haben selbst aber keine therapeutische Ausbildung, nur begrenzte Kapazitäten und unseren eigenen beschränkten Erfahrungshorizont. 

 

Bitte achtet auf euch. Ist gerade ein guter Zeitpunkt? Könnt ihr gut für euch sorgen und ggf. danach mit jemandem darüber reden? 



Content-Notes:

  • 00:08:00 - 00:23:43 medizinische Fehlbehandlung, Medical Gaslighting
  • 00:22:28 - 00:23:43 Tod, medizinische Gewalt
  • 00:38:22 - 00:40:50 Beschämung von Kindern, Essensentzug, Gaslighting
  • 00:49:20 - 00:51:20 Bestrafung, Gewalt gegen Kinder, Gaslighting
  • 00:51:30 - 00:52:30 Mobbing, Hilflosigkeit, Ohnmacht

 

Kapitelmarken:

  • 00:00:00 Intro
  • 00:00:45 Heimweggedanken
  • 00:02:31 Begrüßung
  • 00:04:18 Schwierigkeiten im Studium
  • 00:08:00 anthroposophische Krankenpflegeausbildung
  • 00:21:45 Bedeutung von Rudolf Steiner in der Ausbildung
  • 00:23:43 Arbeit und Schwierigkeiten in der “Außenwelt”
  • 00:28:10 Abwendung von der anthroposophischen Medizin
  • 00:31:03 Schwangerschaften und Geburten der Kinder, Impfen
  • 00:33:30 Waldorfkindergartenzeit der Kinder
  • 00:42:04 Waldorfschulzeit der Kinder
  • 00:42:30 Covid-Lockdown, Unterrichtsausfall, Homeschooling, Maskenbefreiung
  • 00:48:40 Abmeldung der Kinder von der Waldorfschule, Probleme mit Lehrer*innen
  • 00:58:18 Erfahrungen mit Feindseligkeit und Rücksichtslosigkeit
  • 01:05:40 Erfahrungen an der Regelschule, nachträgliche Reflexion
  • 01:07:50 Schein-Mitbestimmung an der Waldorfschule, fehlende Anlaufstellen
  • 01:13:00 Ablösungsprozess
  • 01:16:47 Schlusswort & Verabschiedung

 

Nachtrag zur Salatbar mit Ruth Teil 1

In der ersten Salatbar hat Ruth erzählt, dass ihre Urgroßeltern und Großeltern teilweise überzeugte Nazis waren bzw. ein Großvater in seiner Fabrik Zwangsarbeiter beschäftigt hat.

Dazu haben wir eine kritische Zuschrift bekommen, für die wir uns bedanken möchten. Dort wurde angesprochen, dass wir die Täterperspektive zum Thema machen und nicht die Perspektive der Verfolgten.

Wir haben im Podcast bisher aus der Perspektive der weißen, nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft gesprochen, wenn es um Antisemitismus, Nationalsozialismus und Verfolgung von Jüd*innen geht. Das reflektieren wir und möchten es in Zukunft auch ändern. Uns ist es aber auch wichtig, im Podcast über die Täter*innen in der Anthroposophie offen zu sprechen und uns mit ihnen aktiv (kritisch) auseinanderzusetzen und auch Kontinuitäten zu benennen.

Ergänzend möchten wir hier noch ein paar Texte zur Kritik der deutschen Erinnerungskultur und zur Idee eines “Schlussstrichs” verlinken, die wir gut und hilfreich finden.




Beratungsstellen:

Anlaufstellen für Hörer*innen, die nach dem Hören Gesprächsbedarf haben.

 

DEUTSCHLAND

Die Telefon-Seelsorge ist gebührenfrei und rund um die Uhr unter 0800/111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar.

Wer nicht telefonieren möchte, findet auch einen Chat oder kann per Mail kommunizieren: https://online.telefonseelsorge.de

 

Angebot für Erwachsene:

https://www.psychenet.de/de/hilfe-finden/schnelle-hilfe.html

Angebot für Frauen: https://www.hilfetelefon.de/das-hilfetelefon/angebot-im-ueberblick.html

Angebot für Jugendliche:

https://jugendnotmail.berlin

 

ÖSTERREICH

Liste mit verschiedenen Angeboten für verschiedene Zielgruppen

https://www.gewalt-ist-nie-ok.at/de/was-kann-ich-tun-adressen-links

 

Angebot für Jugendliche und auch Eltern - telefonisch, Chat, Online

https://www.rataufdraht.at



SCHWEIZ

Sorgentelefon 143 - Auch Chat und Mailberatung

https://www.143.ch/Beratung/Beratungsangebot

 

Liste mit Anlaufstellen

https://www.lilli.ch/gewalt_schutz



Das Waldorfsalat-Format:
Ein Gast oder eine Gästin mit Expertise, der "Anthroblogger" Oliver Rautenberg als Moderator und zwei #ExWaldi mit Erfahrungen in anthroposophischen Einrichtungen - das sind die Zutaten für unseren Waldorfsalat.
 
Wir möchten uns in diesem Podcast kritisch über Anthroposophie unterhalten. In jeder Folge nehmen wir uns einen anderen Aspekt vor - von der Pädagogik über die Landwirtschaft bis hin zur Medizin und Weltanschauung. 
Wir bringen alle unterschiedliche Motivationen, Vorerfahrungen und Hintergründe mit.
Uns eint der Wunsch nach Aufklärung, die Theorie und Alltagspraxis zusammen bringt.


Allgemeines
Mehr Kritisches über Waldorfpädagogik und Anthroposophie findet ihr auf Twitter, Bluesky und Instagram unter #ExWaldi und #AnthroMeToo. Unter diese beiden Hashtags schreiben   Betroffene in den sozialen Medien über ihre Erfahrungen.
Wir sind gespannt und neugierig auf die kommenden Gespräche.


Ihr könnt uns gerne schreiben:

Mail: feedback@waldorfsalat.com
Twitter und Instagram: @waldorfsalatpod
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Webseite: Waldorfsalat.com
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Blog von Oliver Rautenberg: https://anthroposophie.blog


Bluesky:

Oliver: @anthroblogger.bsky.social
Lena/Emma: @emmalou.bsky.social (bis 26.02.2024)
Steffen: @ahriman.bsky.social
Katharina: @ex-waldi.bsky.social
Lea: @fraulea.bsky.social
Sarah: @veelana.bsky.social


Instagram:

Cosmo: @cosmosophic
Lea: @fraulea
Katharina: @ex_waldi
Lena/Emma: @emmalou_exwaldi (bis 26.02.2024)
Oliver: @anthroblogger
Sarah: @veelana.exwaldi
Steffen: @steff_indi

 
Danke für Eure Bewertungen bei Apple oder Spotify.


Transkript

Herzlich willkommen an unserer Salatbar! Schön, dass ihr bei uns seid. Diese Art hier ist ein bisschen anders als die regulären Folgen vom Waldorfsalat. Hier werdet ihr gleich ein Gespräch zwischen zwei Ex-Waldis erleben und eine Person davon ist aus unserem Team. Bevor es aber auch schon gleich direkt losgeht, noch mal ein Hinweis. Wenn ihr selber Ex-Waldi seid, dann schaut bitte vorher noch mal in die Shownotes und Kapitelmarken. Vielleicht findet ihr da ein paar Inhaltswarnungen und wenn es euch mit dem Themen nicht so gut geht, dann hört einfach noch mal einen anderen Zeitpunkt rein oder oder holt euch jemanden dazu, mit dem ihr das zusammen anhören könnt. Und wenn ihr keine Ex-Wallis seid, schaut trotzdem mal rein, dann könnt ihr schon mal sehen, was euch gleich erwartet. Also seid gespannt auf eine ehrliche, zum Teil emotionale und spannende Unterhaltung. Und wenn die Musik hier gleich vorbei ist, dann geht das auch schon direkt los. Das ist die zweite und vorerst letzte Salatbar mit mir, Leda und Ruth. Heute geht es um Ruths anthroposophische Krankenpflegeausbildung, um die Waldorfschulzeit ihrer Kinder, Ruths Erlebnisse in der Pandemie und letztlich ihren Ausstieg aus der Anthroposophie. Zum ersten Teil unseres Gesprächs haben wir noch einen Nachtrag, den ihr in den Shownotes findet. Ihr werdet hören, dass Ruth in der Folge einmal kurz das Thema "Gendern" anspricht und sich entschuldigt, dass sie das nicht getan hat, obwohl sie es eigentlich wichtig findet. Die Erinnerungsprozesse, aus denen heraus die Salatbargespräche entstehen, brauchen viel Konzentration und so kommt es immer wieder vor, dass wir nicht gendern oder Begriffe benutzen, die wir so heute nicht mehr benutzen würden. Gerade wenn es um die anthroposophische Medizin geht, passiert es schnell, dass wir deren Propagandabegriffe wie zum Beispiel Komplementärmedizin benutzen, ohne diese einzuordnen. Oder wir erklären anthroposophische Behandlungsmethoden, ohne noch mal zu betonen, dass sie natürlich völlig wirkungslos sind. Bitte seid euch bewusst, dass es in der Folge um Lebenserinnerungen geht und nicht um medizinische Aufklärung. Grundsätzlich gendern wir im Waldorf Salat Podcast und finden das wichtig. WUHUT hat großes Interesse daran, sich weiter mit euch auszutauschen. Wenn ihr also Fragen an sie stellen wollt, meldet euch gerne bei uns oder direkt bei ihr. Auch dazu findet ihr Infos in den Show Notes. Und jetzt viel Spaß mit der Folge. Hallo, ich bin Lena und ich sitze heute zum zweiten Mal an der virtuellen Salatbar mit Ruth. Ruth hat mit uns schon mal über ihre Kindheit und Familiengeschichte gesprochen. Sie ist in einer streng anthroposophischen Familie aufgewachsen und ist Teil der Ex-Waldi-Community. In der Salatbar vom 10. August ging es um Ruths Kindheit und Jugend und ihre deutsch-österreichische Familiengeschichte, ihre Waldorfschulzeit in Holland und heute wollen wir darüber sprechen, wie es denn dann da noch weiter ging. Deswegen erstmal Hallo, liebe Ruth und schön, dass du wieder da bist. Ja, danke Lena für diese Chance, eine zweite Plauderrunde mit dir an der Salatbar zu haben und vielen Dank auch an die Hörer und das Feedback. Das hat mich wirklich beeindruckt. Ich habe nicht gedacht, dass so viele Leute sich für diese Geschichte interessieren. Das hat mich ein bisschen überwältigt. Das kann ich mir gut vorstellen. Das Interesse war da und es gab auch schon einige Nachfragen, wann denn Teil 2 oder ob denn Teil 2 noch kommt. Ich denke, das ist einfach auch eine Geschichte, mit der sich dann doch auch manche identifizieren können. Und andere, die das nicht von sich selber kennen, finden es einfach unglaublich spannend, diesen Einblick mal zu bekommen in so eine anthroposophische Familie über Generationen hinweg. Ja, die dann mit mir aufhört so zu sein. Ja, ja, tatsächlich, darüber wollen wir heute auch sprechen, aber vielleicht fangen wir da an, wo wir letztes Mal aufgehört haben. Da warst du dann eben fertig mit der Schule, hattest die Schule abgeschlossen. Ich glaube, da sind wir ungefähr geendet. Und du hast ja dann, danach, aber weiterhin auch was anthroposophisches gemacht. Ja. Du warst in der anthroposophischen Krankenpflege. Genau. Wie kam es denn da dazu? Ich hatte, nachdem ich in Holland den Äquivalent zu Abitur erfolgreich bestanden und abgeschlossen hatte, mir lange überlegt, ja, was will ich denn? Was mache ich denn jetzt? Und damals hat Gorbatschow mit Glasnuss und Perestroika einen großen Eindruck auf mich gemacht. Und ich habe dann angefangen, Russisch zu studieren an der Uni. Und es gab einen vertiefenden Studiengang der so Richtung, wie könnte man das nennen, Geschichte und Kulturen der slawischen Sprachen. Und in Holland hat man das salopp "Sowjetologie" genannt, dass man sozusagen ein Kremlin-Versteher wird, nachdem man dort fertig ist. Okay. Ich habe angefangen zu studieren und mir ist die Uni um die Ohren geflogen. Also ich war vollkommen überfordert. Ich hatte keine Ahnung davon, wie man akademisch lernt oder forscht oder liest, wie man anständig zitiert, ich habe in der Waldorfschule nicht gelernt zu arbeiten, Hausaufgaben zu machen. Also die Haltung war so ein Stück weit, wenn sozusagen man innerlich anthroposophisch genug ist und mit der dort erforderlichen Haltung die die Themen wiedergibt oder eine Leistung präsentiert, dann kommt man auch durch. Ja, ist genau so meine Erfahrung. Ja, könnte ich voll unterschreiben. Genau. Und nach nach einem halben Jahr habe ich dann irgendwann aufgehört, war in der Gastronomie tätig und habe irgendwie gemerkt, es geht es geht in Holland irgendwie nicht weiter. Ich bekomme ich habe mich ja sowieso nie wohlgefühlt in dem Land. Und ich bin auch nach Deutschland gefahren, weil ich mich dort zu Hause gefühlt habe. Das war so die Mitte zwischen dem im Norden liegenden Holland und Österreich. Und da habe ich mich dann in der Mitte, wollte ich mir einfach mal angucken, wie das hier ist. Und dann bin ich hängen geblieben. Ich habe also gejobbt, erst mal an einem Flughafen Und habe wie verrückt Cello gespielt. Und dachte dann irgendwann noch, na Musikstudium wäre vielleicht nicht schlecht. Und dann bin ich also mit meinem Cello nach Wien und habe dort einen Professor an der Musikhochschule vorgespielt. Und auch dort wiederum, ja, ich habe nicht arbeiten gelernt. Und ich hätte richtig üben sollen. Und das ist etwas, was man an der Waldorfschule nicht lernt. Wie übe ich, wie arbeite ich, wie lerne ich Vokabeln, wie eigne ich mir Wissen an und wo hole ich es mir? Und auch da hat es nicht gereicht. Der hat gleich von Anfang an gesagt, machen Sie lieber ein Hobby draus. Okay. Und das habe ich dann auch gemacht. Es ist für mich das schönste Instrument zum Selberspielen. Und ja, dann saß ich da, kein Studium, mit dem Cello, so wurde das dann auch nicht. Und dann stürzte meine Großmutter und verletzte sich sehr. Und ich habe sie besucht und habe gesehen, wie sie gepflegt wurde. Und sie war an einem normalen Krankenhaus. Und ich in meinem jugendlichen Eifer oder in meinem jugendlichen Schwung fand das also schlimm, wie sie gepflegt wurde. Ich fand das ganz schrecklich. Ich dachte, das kann ich besser. Rückblickend haben die gar nicht so schlecht gepflegt. Nur ich war eben so anthroposophisch und so unter dieser Glocke, dass ja, da wurde sachlich gepflegt, ja, ohne diese diese Andächtigkeit und ohne Kerzenschein und Wohlgeruch und viel Zeit. Und ja, das war einfach ein öffentliches Krankenhaus, ja, und da lag einfach jeder drin und irgendwie. Und jeder war, wie er war. Und da wurde nicht, ja, der Fernseher lief bei der Nachbarin, die andere hatte das Radio laufen. Und inmitten meine sehr anthroposophische Großmutter, die verzweifelt versuchte, Steiner zu lesen oder zu überlegen. Sie war, es war schrecklich. Ja, sie war wirklich sehr schwer verletzt und es war nicht einfach. Aber da habe ich dann gedacht, das will ich lernen, das muss besser gehen. Ja, und dann habe ich mich nach einem Praktikum an einer anthroposophischen Krankenpflegeschule beworben. Und das Erste, was wir dort bekamen, war auch der Vertrag, wo ganz klar gesagt wurde, ihr kriegt nur x 100 Mark. Ich glaube, das waren, wie viel waren das, 400 Mark, weil diese Krankenpflegeschule nicht staatlich subventioniert wurde. 200 Mark war für die Miete. Mittagessen bekamen wir verbilligt in der Kantine. Und dann ging es los. Wie in anderen Krankenpflegeschulen, mit Einheiten von Unterricht, Blockplatten, Pflege oder eben Unterricht. Und wenn wir pflegten, dann ein Tag Schule pro Woche. Und es war unglaublich spannend zu sehen, dieser Spagat oder dieser Auseinanderklaffen in der Chirurgie, in der anthroposophischen Pflege. Man braucht Propofol und man braucht Ketanest und man braucht Dipydolor oder andere Schmerzmittel. kriegt man diese Schmerzen oder manche Sachen kriegt man mit Hyalurhythmie und glücklich und nicht weg. Und die Chirurgen, die waren halt da. Damals ein sagenhafter, guter Chirurg dort, der orthopädisch wirklich was drauf hatte. Und dann gab es die inneren Ärzte, die auch bei uns Anatomie, Physiologie und Pathologie die dann in der Schule unterrichtet haben, die auch die Globuli verschrieben haben, Wickel und Auflagen an- und abgesetzt haben. Und wenn es, ja natürlich auch die ganzen evidenzbasierten Medikamente wurden auch eingesetzt, aber sozusagen on top kam dann die anthroposophische Medizin. Und die Krankenschwestern, vor allem auch die Oberarzt und Chefärzte, verzichteten zu großen Teilen auf ihr Chef- und Oberarzt-Honorar. Und von dem wurden dann die Sachen finanziert und Mitarbeiter finanziert, die zum Beispiel Heilarythmie, Musiktherapie oder Sachen anboten, die zum anthroposophischen Paket gehörten, salopp gesagt, aber von den Kassen nicht übernommen wurden. Sprachgestaltung, Heilarythmie zum Beispiel. Ich glaube, Musiktherapie gehört auch noch dazu. ob das heute so alles ist, weiß ich nicht. Wir sprechen jetzt über die späten 90er Jahre, wo das der Fall war. Okay, es gibt ja auch heute Beispiele. Letztes Jahr gab es so eine Reportage, wo auch Bilder aus dem anthroposophischen Krankenhaus gezeigt wurden. Oder war das dieses Jahr? Das kann ich auf jeden Fall noch in die Show Notes packen. Aber wo man auch die Heilarythmie und die was ist das, rhythmische irgendwas. Es gibt rhythmische Massage nach Hauschka. Rhythmische Massage, wo man das auch noch sieht. Ja, ich habe ja selber auch Heilarythmie gemacht. Und wie verrückt, es hat aber nicht geholfen. Also du hast es für dich gemacht? Ich habe es auch für mich gemacht. Ich habe früher eine ziemlich heftige Endometriose gehabt. Das wurde dann erst später festgestellt. Und bevor ich das sozusagen sachlich, objektiv durch eine Labaroskopie habe feststellen lassen, habe ich Hyalurhythmie gemacht. Gegen Menstruationsbeschwerden. Und wirklich jeden Tag zehn Minuten. Und das hat nichts genützt. Spannend ist auch, ich habe dann gefragt, was kann ich denn gegen Fingernägel kauen? Ja, gibt es eine hyalurhythmische Übung, damit das besser wird? Und da gab es nichts. Das fand ich sehr spannend. Da gibt es nichts. Okay. Eigentlich gibt es doch was gegen alles. Ja, aber da geht nichts. Nein. Ich lief da als Krankenpflegeschülerin durch die Gänge. Wir hatten einen Patienten mit Zustand nach Herzinfarkt und Behandlung. Er wurde wieder zu uns zurückverlegt auf die Station. Der sollte dann eine Einreibung kriegen. Und in der Mittagspause musste der immer ein Läppchen mit dieser Salbe von der Veleda, Gold, Rosen und Lavendel-Salbe auf die Brust gelegt kriegen und damit dann ruhen und sich entspannen. Und der entspannte sich nicht. Der war irgendwann echt stockwütend und hat gesagt, Leute, Was zur Hölle? Ich weiß noch, wie die Krankenschwester und ich so von "Ja, ja, das ist typisch Herzinfarktpatienten. Die kann sich auf Nicht-Einlassen und kann sich nicht auf Einlassen und..." Also ich würde empfehlen, ja, und dann kam die Musiktherapeutin oder Sprachgestaltung. Und aus heutiger Sicht fand ich das ganz schon übergriffig. Oder so überheblich, ja. Entschuldigung, man liegt da mit einer lebensbedrohlichen Sache. Man hat Angst, man ist verunsichert. Und dann kommt Leute mit einem Tüchlein, das nach Rose und Lavendel riecht. Aha. Ja, anstatt dass ein Arzt vorbeikommt, der ihm einfach in aller Ruhe ... Als wäre der immer zu blutwertig, so und so. Und sie entweder angenommen, sie wiegen zu viel oder sie haben zu viel geraucht, ihre Gefäße sind verkalkt. Was auch immer sozusagen die Ursache war, das wird nicht angesprochen, auch unter den Pflegenden. Es wurde mal zur Sprache. Ja, also ... Aber dass man dann darauf absetzt und da in die Richtung therapiert, das hat mich sehr gewundert. Dann gab es natürlich noch Öldispersionsbäder. Sodass man sich in feuchte Tücher gewickelt wird bei den Rheumapatienten, was die als sehr wohltuend empfunden haben. Aber wenn ich mir damals im Rückblick die Patienten anschaue, ist es wirklich äußerst fraglich, fraglich, ob das nicht die Zuwendung ist und vor allem die Stimmung ist, in der das getan wird und dass es irgendeine Substanz hätte sein können. Und dass es nicht sozusagen die Substanz als Heilmittel an sich gewirkt hat, sondern dass sich da ein Mensch wirklich eins zu eins um einander gekümmert hat. Was auch nur in einem Krankenhaus funktioniert, wo wahnsinnig viel Stiftungsgeld reingebuttert wird, damit es läuft. >> DOREEN SIEGFRIED: Okay, das dann auch noch. Also nicht nur haben die Oberärzte auf Teile ihres Gehalts verzichtet, sondern es gab noch einen Haufen Geld, was da reingeflossen ist. >> TAMARA PIANOS: Ja, ja. Also das ist wirklich, ich war damals heftig überzeugt. Ich fand es wunderbar. Es war ein, ist architektonisch in meinen Augen damals, also ich habe die Architektur auch nicht infrage gestellt. das Göttli-Hahnum, wunderschön. Und das Krankenhaus war also ein Traum von Holz- und rosalasierten Wänden und ja mit der Möglichkeit, die hatten sogar einen Raum, wo man die Menschenweihhandlung gehalten hat und auch einen Raum unterm Erdgeschoss, wo die Toten wunderschön aufgebahrt wurden. Und ich kann mich auch erinnern, wie man das schön abgeschlossen hat, wenn jemand verstorben ist. Das konnten die wirklich. Also da denke ich mir heute manchmal noch, diese Stille und Ruhe, die dann danach dort eingekehrt ist, wenn jemand verstorben ist, konnte man damals zeitlich noch leisten. Ich weiß nicht, wie es heute ist. Das, was mich sehr gewundert hat, war auf der gynäkologischen Station, also der frauenheilkundlichen Station, wo auch schwangere Frauen mit vorzeitigen Wehen oder Blutungen waren, dass die teilweise wochenlang gelegen sind. Kein Fernseher, kein Radio, Bücher, Musiktherapie, Heilarythmie, keine Haare waschen. Keine Haare waschen? Keine Haare waschen, ist wehenauslösend. Jedenfalls dort in dem Krankenhaus. Aha, ja, okay. Das muss ein ganz anständiges Märtyrium gewesen sein, wenn man da sechs, sieben Wochen liegt. Das stelle ich mir wirklich unerträglich vor, ehrlich gesagt. Vor allem, wenn man nichts anderes als Bücher hat und auch kein Fernseher. Jetzt ist in diesem Krankenhaus "9/11", kein Fernseher, es stand ein Computer im Arztzimmer. Das war das höchste der Gefühle, glaube ich, damals. Und was damals dann, als ich den Einsatz auf der Intensivstation hatte als Schülerin, hochkochte, war, dass es da um die Widerspruchslösung der Organspender ging. Und in diesem Krankenhaus der damalige Chefarzt sehr gegen Organspende war. >> Anthroposophisch begründet? >> Nun, anthroposophisch begründet ein bisschen, wo ich auch nicht genau weiß, ob man das jetzt Verschwörungstheoretische Begründungen nennen kann. Er war der Ansicht, dass begründete Befürchtung haben müsste, dass wenn man sich nicht für Organspende bereit erklärt, man schlechter versorgt wird. Und wenn man sich als Organspender bereit ist, Bereit ist, Organe zu spenden, dass man dann zu einem superintensiv Patienten wird und man eigentlich nicht wirklich tot ist. Und dass diejenigen, die den Hirntod feststellen, das unlauter machen. Okay, das ist eine heftige Unterstellung auf jeden Fall. Ja, und da habe ich das erste Mal auch gesehen, was für ein unglaublich großes Misstrauen der evidenzbasierten Medizin gegenüber herrscht. Und ich habe auch einen anthroposophischen Pharmazeuten in der Familie gehabt, der da auch sehr misstrauisch und ablehnend der evidenzbasierten Medizin gegenüberstand. Was mich damals einfach in meiner Annahme bestätigt hat, ich habe mich da sehr sicher gefühlt und wusste, das ist richtig. Ich war davon überzeugt. Die "Schulmedizin" ist profitorientiert, die repariert den Körper nur. Es gibt doch einen Grund, warum man krank ist. Und daran soll man auch wachsen. Das ist eine Chance zur Entwicklung. Das habe ich wirklich geglaubt. Und sollte ich jemanden damals deswegen Unrecht getan haben, hoffe ich, dass ich die Chance bekomme, irgendwann im Leben mich dafür zu entschuldigen. Da frage ich mich manchmal heute noch, was hast du denn da? vielleicht ja nicht richtig gemacht oder man auch auch die Art wie man zum Beispiel die Erkrankung der Schizophrenie versuchte anthroposophisch darzustellen, indem man dann gesagt hat, ja, ein Organ übernimmt da Funktionen im Geistigen, die ihm nicht zugedacht sind. Okay, welches Organ? Das kann die Leber sein oder die Milz. Es ist meistens die Leber. Also bei den Anthroposophen ist es immer die Leber, die irgendwie. Das ist so ein Organ, was sehr pflegebedürftig erscheint, wo man gut ansetzen kann. Wenn die Leber nicht richtig funktioniert, dann wird man depressiv oder man ist die Galle. Das ist das, was ich so völkisch daran finde. Ja, es ist mir was über die Leber gelaufen oder da kommt mir die Galle hoch. Das wird da richtig gut eingebaut in die pathologie, also anthroposophische Pathologie. Und in der Krankenpflegeschule haben wir ganz viel über Steiner gelernt und Steiner Sichtweisen. Und wie die verschiedenen Lebensglieder und Wesensglieder sozusagen auf den Körper einwirken. Wenn ein Patient diese Krankheit hat, dann geschieht im Prinzip, dass sozusagen dann die Wesensglieder so oder so oder zu sehr ineinander oder zu sehr voneinander gelöst oder zu viel Bewusstsein an der falschen Stelle. Dadurch entsteht Schmerz, wenn ich zu viel Bewusstsein an der falschen Stelle habe. Wenn zum Beispiel in deinem Arm, wenn das im Arm geschnitten ist oder eine Wunde ist, dann ist zu viel Bewusstsein dort, damit das wieder heilt und dadurch entsteht Schmerz. Okay, gut. Ja, das fand ich. Und was ich sehr beeindruckend fand auf der Intensivstation, Spätschicht, es war viel los. Der Arzt, der war schon 24 Stunden da und war wirklich fertig. Und dann fing gerade ein Patient, der sterben durfte, fing an zu sterben. Und der Arzt, der wahrscheinlich wirklich nicht mehr konnte, greift ans Fußende des Intensivbettes und kipft ihn einfach in Kopftieflage, wodurch der Kreislauf noch eine Weile weiterläuft. Und der Tod dann nicht während seiner Schicht stattfand. Damals war ich wahnsinnig empört. Ich habe nichts gesagt. Du bist Schülerin, du hältst den Mund. Nachdem ich jetzt an einem anderen Krankenhaus lange gearbeitet habe, nach dem Examen an der Krankenpflegeschule und dieses antroposophischen Krankenhauses, habe ich großes Verständnis dafür. Wenn man 24 Stunden oder länger Dienst hat und man weiß, man hat jetzt noch sieben Stunden Schlaf und muss dann wieder. Verständnis in Nichtgutheisen, aber ich habe dann nach eine Weile verstanden, wie es dazu kommen kann. Nach dem Examen ging dann oder während schon, ging der Tanz in den Krankenhaus los. Welche Station hat Lust, welchen Schüler zu übernehmen? Dazu musste man sich beliebt machen. Und das ist etwas, worin ich nicht gut war. Das heißt, mich wollte nur die Chirurgie haben. Und da war die Personaldecke so dünn, dass ich wusste, ich werde nicht richtig angeleitet wahrscheinlich, weil so wenig Personal da ist. Und ich war damals Ich war damals schon sehr schlecht darin, mich Ärzten unterzuordnen oder sozusagen nur Befehlsempfänger zu sein. Und war dann, dachte ich mir, jetzt gucke ich mal, wie gut ich in der Außenwelt bin. Ob das, was ich hier gelernt habe in der "Außenwelt", also außerhalb der anthroposophischen Bubble, funktioniert. Ob ich das kann. Was habe ich denn gelernt? Ja, auch deswegen, weil ich sozusagen von zwei so mega bekannten Anthrofamilien abstamme, dass ich an diesem Krankenhaus von sämtlichen Leuten angesprochen wurde. "Ja, sie sind doch die Enkelin von..." Ja, und das hat mich irgendwann so genervt, dass ich... Ich wollte wissen, was kann ich? Ja, und das war eigentlich so der vorsichtige Anfang des Ausstieges, dass ich gerne von mir wissen wollte, was kann ich ohne Anthroposophie und dieses Umhüllende, dieses Korsett, was einen so stützt und subjektiv beschützt und Sicherheit gibt. Dann bin ich an einen Maximalversorger, also Krankenhaus-Maximalversorger, der wirklich alles hat, bin ich gegangen. Ich habe mich für die chirurgische Intensivstation beworben, wo ich nach einem halben Jahr mit Pauken und Trompeten gescheitert bin. Es war einfach von Mastschuhgröße zu Kruz. Ich komme da und pflege langsam und andächtig und vorsichtig. Die Kolleginnen haben einfach gesagt, das und das und das muss innerhalb der Zeit gemacht werden. Der Patient muss bilanziert werden und der muss die Medikamente pünktlich haben. Und das und das und das sind die Regeln. Und ich so, ja, aber meine Absicht und schau mal mit was für einem guten Willen so innerlich. Ja, ja, das interessiert den Arzt nur länger, wenn nicht rechtzeitig bilanziert worden ist, damit er dann sozusagen die Medikamente neu berechnen kann. Ja, ob der Patient jetzt noch mehr Entwässerungsmedikamente braucht oder nicht. Dazu muss man einfach gucken, wie viel scheidet er aus und wie viel bekommt er. Und da müssen einfach manche Schritte abgeschlossen sein zu einer bestimmten Zeitpunkt, weil es sonst man nicht weiter den Patienten maximal gut versorgen kann. Vor allem, wenn sie so kritisch krank und so schwer krank sind wie auf der chirurgischen Intensivstation. Und dann bin ich auf die innere Station gewechselt. Und das hat mir echt Spaß gemacht. Da war ich auch echt gut. Nach einem halben Jahr auf der inneren Station hat man mich gefragt, ob ich stellvertretende Stationsleitung werden möchte. Es waren 40 Betten, 18 Mitarbeiter. Und das war heftig. Die hatten von Führung wenig Ahnung und ich noch weniger. Und das habe ich ein Jahr lang gemacht damals und habe gemerkt, was die evidenzbasierte Medizin machen kann. Wir hatten einen Chefarzt, der wirklich sehr viel wusste und das immer wieder betont hat, wie wichtig es ist, sich Studien dazu anzugucken. Also habe ich angefangen zu versuchen, Studien zu lesen. Konnte ich auch nicht, habe ich auch nicht gelernt in der Schule und in meiner Umgebung. Ja. Und das war heftig, sich hinzusetzen. Also da habe ich auf einmal gemerkt, wie viel Fleisch man braucht, um etwas wirklich zu lesen und dann zu verstehen und nicht einfach nur seelisch zu ergreifen. Ja, ich weiß genau, was du meinst. Ja, was ist 2+2? Und was ist der Unterschied, wenn ich 2+2 Zucker würfel und 2+2 Äpfel? Da kommen ganz unterschiedliche Sachen raus. Und man kann nicht sagen, ja, das sind doch alles vier. Ja, da liegen trotzdem Behälter dazwischen. Und die eine vierwürgt und die andere nicht. Und warum ist das so? Jetzt beweise es mal. Das ist, wo ich auf einmal gemerkt habe, die Anthroposophie, die sich Geisteswissenschaft nennt, das ist keine Wissenschaft. Das habe ich da gemerkt. Es ist keine Wissenschaft. Die homeopathischen Medikamente und Ähnliches, sie wirken nicht über den Placebo-Effekt hinaus. Das war richtig hart, das war schwer. Der Übergang von der anthroposophischen Krankenpflegeschule und Krankenhaus an das sozusagen evidenzbasierte, maximal versorgende Krankenhaus, das war schrecklich. Ich war so einsam und so am Boden zerstört, als ich aus dieser Bubble rauskam und in diese so unglaublich vielfältige, sehr direkte Umgebung stieß, dass ich alles gegeben hätte, wieder an das anthroposophische Krankenhaus zurückgehen zu können. Ich hatte den Telefonhörer an der Hand, ich hatte die Telefonnummer vom Personaler schon gewählt. Ich hatte mir aber das Versprechen gegeben, dass ich erst wieder zurückgehe, wenn ich nicht mehr unbedingt zurück will. Okay. Weil ich wollte unbedingt wissen, wie es da draußen ist. Und ob ich da draußen auch ohne Anthroposophie und Waldorf und Rudolf Steiner überleben kann. Und da war ich Gott sei Dank wirklich stur genug und hab irgendwie versucht, mich durchzubeißen. Und das hat mehr oder weniger gut funktioniert. Und ich hab das dann auch wirklich da rausgeschafft. Jedenfalls so, dass ich gesagt habe, ja, ich bin noch Anthroposophin, aber ich bin eine Rosinenpäckerin jetzt. Ich glaube nicht mehr alles, sondern ich suche mir das raus, was mir gefällt. Und Michaela Glöckler hat ja bei der ersten Internationalen Pflegetagung auch gesagt, Steiner möchte nicht, dass man ihm glaubt, sondern dass man seine Aussagen überprüft und den Aussagen dann glaubt, die man selber überprüfen und richtigstellen. also als wahr sehen kann. Ja, habe ich auch schon oft gehört. Ja? Das hast du sehr ernst genommen. Das habe ich wortwörtlich genommen. Ja, ich habe das auch gebraucht. Das hat mir Halt gegeben. Ja, und als ich dann am maximal versorgenden Krankenhaus gearbeitet habe, war ich noch super anthroposophisch nach innen und habe also Bücher von Steiner gekauft und gelesen. Und wie erkennt man, also die Philosophie der Freiheit und Geheimwissenschaft und – ich habe die Bücher alle weggeschmissen. Ich kann die Titel jetzt nicht mehr herbieten. Ja, so bin ich raus. Und dann wurden meine Kinder geboren. Das heißt, nein, ich wurde schwanger. und griff natürlich zu allen anthroposophisch orientierten, Willida und Vala Ölen und homöopathischen Medikamenten und habe mir echt einen Gedanken gemacht, ja, jetzt muss ich die Sixtinische Madonna angucken, weil das wichtig ist. Okay. Aha. Ah ja, ich kenne die doch aus dem Kindergarten. Also die ist auch schon in der Schwangerschaft wichtig. Die ist wichtig, genau. Und überhaupt, ja, eine Madonna von Raphael, Da muss man sich davor setzen und das auf sich wirken lassen. Ich bin in der zweiten Schwangerschaft hingefahren und hab sie mir in echt angeguckt. Weil das guttun würde, laut Steiners Aussagen. Und ja, mein Mann ist Arzt, evidenzbasierter Arzt. Dann waren die Kinder da und dann ging die Diskussion, Wann impfen wir, wie impfen wir? Und da hab ich mich sehr schnell gefragt, kann ich das verantworten, wenn mein Kind eine Krankheit bekommt? Und Schaden. - Ja. Und da kam meine pragmatische Ader durch, und ich dachte mir so, nee ... Ich könnte nicht neben meinem Kind am Bett sitzen. Ich sah mich so, wie ich dann am Bett des Kindes sitze. Das hat dann vielleicht Kinderlähmung gehabt oder Keuchhusten oder hat einen bleibenden Schaden. Und ich sitze dann da und erkläre, ja, das hast du dir in deinem letzten Leben so rausgesucht. Nee, das kann ich nicht. Das kann ich nicht. Also wird geimpft. Das ist mir nicht leicht gefallen, aber die Erzieherinnen im Kindergarten haben dann gesagt, ja, das gleichen wir dann. Das wird schon noch ausgerichtet. Dann bekommt es mehr Schnupfen oder... Dann holt sich das Kind das irgendwo anders, dass es sich dann weiterentwickeln kann. Dann ist ja nicht schlimm mit dem Impfen. Ja, es wird dann einfach... Du machst es deinem Kind schwer dadurch, dass du es impfst. Du tust ihm nichts Gutes eigentlich. Weil es muss sich dann irgendwo anders sozusagen die Krankheiten nehmen, um sich weiterentwickeln zu können. Ich habe das geglaubt. Das heißt, es war ein Waldorf-Kindergarten dann? Meine Kinder sind auf den Waldorf-Kindergarten gegangen. gegangen. Und zwar mein Mann ist auf einem Dorfkindergarten gewesen und fand das nicht sehr schön und nett und ist ab und zu mal abgehauen, weil er auch die Erzieherin nicht leiden konnte. Und dann sahen wir diesen Waldorfkindergarten. Der war so schön. Der war so wunderbar. Die echte Baumwollvorhänge und Holztische und Holzbänke. Und es wurde mit Naturmaterialien gespielt und es war so beschützend, nicht hell und und grell, sondern alles war so so Pastellfarben angehaucht und es gab einen Ofen, wo man dann ab und zu Brot backte und Jahreszeitentisch, aber ein wunderschönen Jahreszeitentisch und Tannenzapfen und Kastanien und Haselnüsse und wo wir die Kinder spielen konnten. Es gab ein paar Spielständer und Tücher. Das sah ich mir und dachte so, "Yes, hier möchte ich, dass mein Kind aufwächst. Hier ist es gut behütet." Hat dich das auch an deinen eigenen Kindergarten erinnert? War das optisch und so das Gleiche? An meinen eigenen Kindergarten habe ich weniger Erinnerungen. Also, das war ein Kindergarten, der war in irgendeinem Notfallgebäude untergebracht, mit bescheidenen Mitteln ausgestattet und schön gemacht. Ja, die hatten auch Tücher und es war auch rosa und pastellfarben, nur es waren eben keine abgeeckten Fenstern und es war kein schöner Holzfußboden und ja, die Schaukelpferde und Spielständer und ich habe auch Kastanien gerieben wie verrückt. Aber es gab Bilderbücher in dem Kindergarten und in dem Kindergarten meiner Kinder gab es kein einziges Buch, keine Bücher. Und das, was spannend ist, wir hatten bei unserem ersten Kind das unglaubliche Pech oder das unglaubliche Glück, je nachdem wie man es betrachtet, eine fantastische Erzieherin zu haben, die jetzt auch ausgebrochen ist. >> DOREEN SIEGFRIED: Ah ja. >> KS: Und auch eine fantastische Klassenlehrerin zu haben, die jetzt aber auch woanders ist und nicht mehr an der Waldorfschule. Und die beiden waren für das erste Kind so toll und das hat mit denen so gut harmoniert und die haben das Kind verstanden und abgeholt und der hat arbeiten gelernt bei dieser Klassenlehrerin und das war wirklich toll. Ja, beim zweiten Kind im Kindergarten gab es dann schon Reibereien und er wurde als nicht einfach dargestellt, ja da muss er Es mussten alle Hyaluronid-Medikamente bekommen. Irgendwann kamen die Erzieherin auf mich zu, das Kind braucht Hyaluronid-Medikamenten. Das waren dann so 10 Mal für 480 Euro damals. Es hat sich nicht wesentlich was geändert. Dann hat man gesagt, es müsste man vielleicht nochmal eine Serie machen. Dann haben wir gesagt, jetzt möchten wir gerne ein Feedback haben. Was genau verbessert sich, was nicht, welche Übungen und warum. Und da fiel dann den Erzieher*innen nichts mehr ein. Da kam dann nichts, auch von der Heilerin-Mieterin nicht. Und dann haben wir ihm gesagt, nö, also nix Heiler-Mieter*innen mehr. Das habt ihr selber bezahlt? Ja. Ja, logisch eigentlich. Aber ich weiß eben gar nicht, wie das abläuft normalerweise. Also die Eltern werden angesprochen. Von der Erzieherin. Die zahlen das dann. Und die zahlen das dann. Aber ihr konntet dann auch sagen, nö, das machen wir nicht mehr. Ich komme gleich dazu, was dann passiert. Ja. Dann hatten wir unser drittes und jüngstes Kind im gleichen Kindergarten. Und da habe ich dann, als sie fünf Jahre alt war, gesagt, ich möchte, dass sie mit sechs Jahren eingeschult war. Die waren der Ansicht, nein, erst mit sieben, bitte. Und ich habe gesagt, ich möchte aber bitte mit sechs. Ich bin anderer Ansicht. Und da merkt man dann auf einmal, was passiert. Da kommt dann sozusagen die wirkliche Haltung ans Licht. Wenn man mit denen nicht einverstanden ist, mit den Autoritäten dort, dann steht man ganz schnell eiskalt im Wind und draußen. Ja, also die 5-Jährige bekam dann die Schulkindaufgaben. Und die Erzieherin so von, na, dann macht sie halt die Schulkindaufgaben. Das heißt, zähle mal, wie viele Kinder sind in der Gruppe und so viel Schälchen stellst du an den Tisch und fürs Müsli essen. Ja, das tat mein Kind und dann hatte sie sich verzählt und da die Kinder, die Tisch gedeckt haben, immer als letzte drankamen, war für sie kein Müsli-Schälchen da. Ja, dann sollte sie sich mal hinsetzen und so sagt die Mirzya, ja, dann wollte ich jetzt einfach mal gucken, was sie sich einfallen lässt, um zu gucken, wie schulreich sie schon ist. Ja, meine Tochter hat sich an den Tisch gesetzt und ja, und während dann sie sich das überlegte, habe ich gedacht, lassen Sie, dann dürfen die anderen Kinder schon mal anfangen mit Essen. Da saß meine Tochter, alle fingen an zu essen und sie saß da, hatte sich verzählt, hatte was falsch gemacht und was nicht richtig gemacht, verstand es nicht richtig und merkte so ich habe mich verzählt im zählen und jetzt werde ich dafür geschämt und gestraft das kam alles ans licht indem meine tochter mir eines abends mitteilte ich esse kein müsli mehr im kindergarten ja warum denn nicht habe ich gefragt ja was ist denn passiert ja ja ich habe mich verzählt und dann haben alle anderen gegessen und ich nicht das haben wir dann auf dem elternabend haben durchschimmern lassen, dass wir das für ungut halten, sozusagen rechnerischen Erfolg mit Essen zu verknüpfen. Ja. Und die Erzieherin so von der Haltung her, ja, was glaubt ihr denn eigentlich, so von der Haltung her mich da infrage zu stellen? Und ich hab gesagt, bitte mach das nicht mehr. Und am nächsten Tag ist es wieder geschehen. Und dann hab ich mein Kind aus dem Kindergarten rausgenommen, Anfragen für Gespräch und dass man diese Differenz löst, gestellt. Und die haben ewig lang nicht geantwortet. Also alles in allem, meine Tochter war dann acht Wochen nicht im Kindergarten. Es gab erst mal null Einsicht seitens der Erzieherin. Ich habe gesagt, ich will, dass sie in die Gruppe wechselt. Ich habe kein Vertrauen mehr. Ja, Gruppenwechsel ist nicht möglich. Wir haben dann irgendwann gesagt, und jetzt gibt es einen runden Kreis und wir holen Anwälte dazu. Da wurde auf einmal ganz schnell reagiert. Dann saß man da und dann wurde erst mal gesagt, die lügt. Also nicht so direkt, aber ja, Sie wissen doch, wie das mit Kindern ist. Das können Sie doch nicht erwarten, dass Ihre Tochter die Wahrheit sagt. Puh, wow. Die ist doch erst fünf. Wie kannten die das? Mhm, ich kann's mir vorstellen. Und ja, dann ist die da noch... Ich habe dann die Einschulungsuntersuchungen an der Waldorfschule machen lassen, wo auch meine beiden Älteren waren. Und wen wundert's? Die haben natürlich gesagt, nein, sie ist noch nicht schulreif, sie muss jetzt noch ein Jahr länger bleiben. Wir nehmen sie noch nicht. Ich fand das sehr interessant, denn ein anderes Kind, was also mindestens noch viel unreifer war, das wurde schon genommen. Ich habe mich dann aber nicht beschwert. Ich habe da auch weiter nicht Druck gemacht oder nach mehr Begründung gefragt. Ja, denn man ist ja in dieser Abhängigkeitssituation. Die beiden Älteren sind schon da. Man möchte die Jüngere dann auch an diese Schule bringen, weil man doch davon überzeugt ist, dass diese Schule richtig ist. Stellt sich selber also wieder in Frage. Man gaslightet im Prinzip sich selber, um das auszuhalten. Und ja, dann wurde sozusagen das ausgesessen. Oder ist denn irgendwie begründet, euch als Eltern gegenüber, warum sie jetzt noch nicht genommen wird? Ja, weil sie so ein Krankkind ist, weil sie erst so spät Geburtstag hat. Und dann wäre sie auch noch die Jüngste in der Klasse. Und dass sie dann einmal sozusagen als Älteste ist, wartet man jetzt. Dann wurde sie eingeschult und ihr war langweilig, langweilig, langweilig, langweilig. Die Klasse war laut, laut, laut. Ja, so kam das dann erst mal nach Hause. Und ja, sie war nicht sehr lange in der ersten Klasse. Dann kam der erste Lockdown. Ah ja, okay. Ja. Und das war ein schockierendes Erlebnis. Die Söhne meines Bruders, die bekamen auch einen Lockdown. Und mit dem Lockdown war sozusagen ein Lock-up des iPads. Und das Notebooks und der Unterricht lief einfach weiter. Es gab gar keine Pause. Die kamen weiter Unterricht. Ja, und ich bekam E-Mails, ich bekam Post. Ich habe noch nie so viel Druckerpapier verbraucht. Und saß dann und hatte drei Kinder im Homeschooling. Also alle noch in der Klassenlehrer-Zeit. Genau. Von anderen Klassenlehrern weiß ich die Bemerkung, die Bemerkung, der sagte, "Boah, Corona, tolle Zeit, mein Schreibtisch war noch nicht so aufgeräumt." Ja. So war der Unterricht auch. Und ich habe gebettelt, dass die wenigstens ein kleines Filmchen oder eine Zoom-Konferenz oder Gypsy-Konferenz machen, wo die Kinder sich mal sehen können. Und das wurde abgelehnt. Es hat sich dann ein oder zwei wenige Lehrer haben sich dann am Ende der Pandemie getraut, mal eine Aufnahme zu machen von einem Märchen oder einem Spruch oder einem Stück, was sie dann geschickt haben. Aber der Unterricht war unterirdisch. Die Klassenlehrerin des ältesten Kinders, die hat es fantastisch gemacht, die ist tagelang von Elternhaus zu Elternhaus gefahren und hat sozusagen die Kinder am Gartenzaun besucht. Und das nicht nur einmal im Monat. Und war auch jeden Tag erreichbar. Und von den anderen Kindern, die Lehrer waren schwer zu kriegen, gar nicht erreichbar oder haben ab und zu mal angerufen. Jedenfalls war das wirklich, Es war unglaublich enttäuschend. Und vor allem beim mittleren Kind, da kam dann im Sommer, während das Unterrichtsmaterial per Mail geschickt wurde, wurde im Anhang an diese Mail an die Eltern einfach eine Mail geschickt von einer Mutter, die dann vorgeschlagen hat, ja, lass uns einen Naturspaziergang machen, die Kräuter in der Natur angucken und Gemeinsamkeiten pflegen und zusammen sein. Und ich dachte so, was? Wir sollen Social Distancing machen? Und dieser Klassenlehrer schickt von dieser Klassenmutter die E-Mail raus, dass sie anbietet, Naturspaziergänge zu machen mit den Kindern. Geht's noch? Ja, und dann hatten wir Kontakte ans Max-Planck-Institut, wo man damals Luftabsauganlagen oder sozusagen für die Klassen, dass man die alte Luft absaugt nach draußen und dann neue Luft über ein Gegibtesfenster reinkommt, die haben angefangen, das zu entwickeln und zu bauen. Wir haben dann angefangen, mit der Schule das Gespräch zu suchen, so eine Anlage mal, ja, die Klassen damit zu versorgen, damit man Unterricht haben kann. Oder auch flöten und sprechen und chorische sprechen und diese Dinge machen. Und Luftfilter haben wir denen angeboten, als die auf dem Markt waren. Und der Vorstand hat es abgelehnt. Und wir waren sprachlos. Ja, ich bin auch sprachlos. Wir haben nachgebohrt. Und die Kommunikation wurde dann langsam etwas hässlich und endete dann damit, dass im Namen des Vorstands geschrieben wurde, ja, überlegen Sie sich mal gut, ob Sie Ihre Kinder wohl an der richtigen Schule haben. Da habe ich echt einen Schreck gekriegt, weil ich dachte so, oh, man droht uns. Ich will doch meine Kinder nicht jetzt schon von der Waldorfschule nehmen. Ich war damals noch, ich dachte, die fühlen sich da wohl, die gehen da gerne hin. Oh Gott, ja, also. Das hätte für deine Kinder auch wahrscheinlich viel bedeutet und nichts Gutes. Nichts Gutes in der Zeit. Erstmal. Ja, dann die Maskenpflicht im Unterricht und in der Schule, wo es Lehrer gab, die das wirklich anständig umgesetzt haben, aber sehr viele Lehrer die Maske unter der Nase getragen haben oder kaum getragen haben. Und Kinder nicht in die Schule gegangen sind, weil andere Kinder Maskenbefreiungsatteste hatten. Und anstatt, dass man gesagt hat, also die Kinder mit Maskenbefreiungstest, die keine Maske tragen können, die dürfen den Unterricht von zu Hause aus wahrnehmen, ja, und alle Kinder, die Masken tragen können, in die Schule kommen. Anstatt es so zu machen, haben die, also es gab so wahnsinnig viele maskenbefreite Kinder, von denen ich als Krankenschwester ganz genau weiß, denen hat nichts gefehlt. Deine Eltern sind auf diese Querdenken-Ballweg-Demonstrationen gegangen und haben den gefeiert. Ich habe irgendwann beim Kultusministerium angerufen und hab denen gesagt, sie sollen doch mal bitte genau nachgucken, welches Attest gerechtfertigt ist und nicht. Und da habe ich dann erfahren, dass denen die Hände gebunden sind, dass die kaum Durchgriff an die Privatschulen haben, weil die sozusagen so geschützt sind, dass das von Staat aus da kaum Handhabe ist, die zu rügen, zur Ordnung zu rufen oder sonst wie, ja, da Einsicht zu bekommen und zu sagen, jetzt zeigen sie mal, ob das wirklich korrekt ist, was sie da machen. Und das hat für sehr viel Druck und Angst bei uns zu Hause gesorgt, weil wir natürlich auch alte und vulnerable Leute in unserer Familie haben, die wir nicht anstecken wollten. Ja. Ja, und vor allem in der Klasse des mittleren Sohnes. Ich glaube, der Lehrer war auch sehr in der Verschwörer- und Corona-Leugner-Szene involviert. Der hat so schlecht darauf geachtet, dass die Kinder die Maske anständig tragen. Und das war so der Moment, wo diese Drohung von der Schule kam, so schauen Sie mal, ob Ihre Kinder da noch richtig sind, dass wir angefangen haben, uns umzuschauen nach Alternativen. Und wir haben die dann ganz leise gesucht, haben die irgendwann gefunden und haben nach langem Überlegen der Schule dann den Vertrag gekündigt, anständig, zu den Sommerferien. Und ich bin dann noch in die Schule, hab mich bei jedem einzelnen Klassenlehrer morgens um acht, damit die das nicht irgendwie, sondern von mir hören, weil ich das mindest an Anständigkeit fand, habe mich vor die hingestellt, habe ihnen erklärt, dass das Kind nach dem Sommerferien nicht mehr kommt. Und dann ging es los. Also der Klassenlehrer meines zweiten Kindes hat angefangen, das Kind schlechter zu behandeln und zwar so schlecht zu behandeln, dass Eltern auf mich zugekommen sind und gesagt haben Also, mein Kind XY Das hat mir gesagt, der Klassenlehrer geht mit dem Kind so böse um und bestraft ihn so härter als die anderen Kinder, dass es kaum zum Aushalten ist. Aber bitte erwähnen Sie mich nicht. Ja, mein Kind geht weiterhin gerne in diese Schule und wir möchten keine Schwierigkeiten. Und das ist oft. Also einige Eltern. Dann gab es irgendwann eine Fachlehrerin, die im Treppenhaus unterwegs war, wo auch mein Kind mit anderen unterwegs war. Und sie ohne Maske. Und mein Kind so, also Sie müssen nicht Ihre Maske tragen. Und diese Fachlehrerin so, nee, meine Gesundheit ist mir sehr wichtig. Und junger Mann, und dabei tippt sie ihm auf die Brust. In zehn Jahren röntgen wir deine und meine Lunge. Und dann wirst du sehen, was für einen Schaden du genommen hast. Der war 13. Oh Gott. Zwölf. Der war zwölf. Mhm. Und der Klassenlehrer hat auch so leicht, leicht drohend dann ihm gesagt, so na, wie stellst du dir jetzt unsere weitere gemeinsame Zeit hier an der Schule vor? Und das hat ihn schon beunruhigt. Also er ist ein robuster Kerl. Ja, und hat dann, möchte auch, dass er aussprechen darf. Und möchte nicht unterbrochen werden. Der Klassenlehrer meint, er kann ihn schon unterbrechen. Und dann hat das Kind sich nicht unterbrechen lassen. Und es hat sehr viel Kommunikation zwischen der Schule und uns darüber gegeben. Und die Schule hat jedes Mal gesagt, ja, also wir hätten eigentlich von Ihnen erwartet, dass Sie in der Lage sind zu sehen, dass Ihr Kind natürlich nicht die Wahrheit sagt. Und das war für uns die Bestätigung, dass wir es richtig gemacht haben. Ja. Ja. Es waren auch, was der Grund war, dass wir die anderen Kinder auch rausgenommen haben, ist, dass die jüngste hatte eine Klassenlehrerin und deren Sohn war der Klasse drüber und hat sie also Wochen, Monate, Jahre lang immer wieder gemobbt. Und da kannst du nichts dagegen tun. Ich habe das versucht, aber es ist nicht dauerhaft besser geworden. Da gehen 13 oder 14 Kinder an diese Schule, wo die Eltern Klassenlehrer sind oder Fachlehrer. Und das ist eine sehr unangenehme Situation, auch vor allem für die Klassenkameraden dieser Kinder. Ich denke, für die Kinder ist es selber auch nicht schön, weil die Sachen über ihre Eltern hören müssen, die kein Kind über seine Eltern hören will. Aber ja, dieses Kind, wo ich dann auch nichts sagen kann, wo ich dann auch nicht ein hässliches Elterngespräch führen kann. Sagen Sie, jetzt gucken Sie mal, dass Sie Ihr Kind da mal in den Griff kriegen. Ja, kannst du nicht machen, weil ja, dann büßt ein anderes Kind das von dir oder das betreffende gemobbte Kind selber. Und an dieser Schule wurde sagenhaft nach unten differenziert, binnen differenziert. Kinder mit Lernschwäche hat man versucht aufzufangen mit Heilerythmie. Aber mein Kind, was rechnerisch ein Überflieger war, hat immer nur zu hören gekriegt, ja, mach dein Epochenheft mal schöner. Klassiker, ja. Und das hat ihn aussteigen lassen. Dann hat er irgendwann resigniert und keine Lust mehr gehabt, auch nur irgendwo richtig mitzumachen. Der Klassenlehrer, der hatte zwölf Jahre Waldorfschule hinter sich, ein bisschen FSJ von einem anderthalb Jahren und dann ein bisschen Lehrerseminar und dann wurde der sozusagen da auf die Waldorfschule losgelassen und auf 30 Kinder. Und das kannst du heute nicht mehr machen. Das geht nicht. Es geht überhaupt nicht ohne eine fundierte pädagogische Ausbildung. Fundiert nicht im Sinne von, ich habe jetzt ganz viel Steiner gelesen und weiß, wie die Welt funktioniert, sondern ja, was lernt man, wenn man an die Uni geht und auf Lehramt was studiert oder an einer pädagogischen Hochschule, die wirklich Didaktik und Pädagogik unterrichtet? Da lernt man sein Handwerk. Und ich glaube, an einem Lehrerseminar lernt man das nicht. Da lernt man Steiner lesen. So ein bisschen ähnlich wie bei dir und deiner Ehe-Schule. Ja, das ist ziemlich, ja, es hat keine Basis. Es ist nicht logisch, es ist nicht evidenzbasiert. Man vergleicht und untersucht nicht, sondern setzt auf seine Gefühle und seine subjektiven Wahrnehmungen ab. Die haben alle ihren richtigen Platz in dieser Welt, aber nicht da, wo man auf andere schließt. Das hört sich für mich auch alles sehr willkürlich an. Also ich kenne das ja auch aus der Schule. Aber wenn du das nochmal so erzählst, gerade während Anfang der Pandemie, wo dann irgendwie alle anscheinend auch machen konnten, was sie wollten, und halt so viel Einsatz zeigen, wie sie wollten, also von den Klassenlehrer*innen, den verschiedenen, ob sie jetzt lieber zu Hause ihren Schreibtisch aufräumen oder halt wöchentlich alle Kinder besuchen. Schien ja noch so ein bisschen Ihnen überlassen. Das ist das Prinzip Waldorf ein Stück weit, wo dem Klassenlehrer und dem Fachlehrer, entschuldige, dass ich nicht gender. Ich muss so nachdenken bei den Sachen, die ich sage. Nee, ich möchte aber, dass die Zuhörer*innen sich alle angesprochen fühlen. Wenn ich nicht gender, dann liegt es nur daran, weil es mich emotional sehr triggert, das noch mal zu erzählen. Wir haben Briefe dann gekriegt, wir halten uns ganz genau an die Vorgaben des jeweiligen Ministeriums. Und um den Schulfrieden zu bewahren, ja, hinterfragen wir dann diese Maskenatteste auch nicht. Dass sie das im Prinzip den Schulfrieden gekostet hat, ein Stück weit, das war ihnen dann egal. Aber ich habe dann später auch gehört, dass vom Querdenken Poster im Lehrerzimmer hingen und auch dass dort so Schilder mit Warnhinweisen hingen, die vor der CO2-Rückatmung hinter der Maske gewarnt haben. Wo ich dann dachte, ja, es ist gut, dass wir hier raus sind. Der pädagogische Leiter hat uns in keinster Weise auch nur irgendwie unterstützt oder war bereit, objektiv da mit uns in das Konfliktgespräch mit dem Klassenlehrer zu gehen, sondern der war nicht erreichbar, nicht da, hat sich geweigert, mit uns zu sprechen. >> DOREEN SIEGFRIED: Okay. >> NICOLE CLASEN: Immer jemand anderen vorgeschoben. >> DOREEN SIEGFRIED: Interessant. Ja, und es hat uns wirklich Kraft gekostet, auch die Kinder rauszunehmen und sie sozusagen so auf den anderen Schulunterricht vorzubereiten. An der Schule, wo sie jetzt sind, wurden sie nicht zurückgestellt. Also das haben wir hingekriegt, sie schulisch in den Sommerferien so vorzubereiten, dass sie durchstarten konnten. Und ich habe vor allem beim Mittleren und bei der Jüngsten gemerkt, dass das immer wieder noch sehr nachgeklungen hat und immer wieder angesprochen wurde, was ihnen da in der Waldorfschule zugestoßen ist an Ungerechtigkeiten, an Unverständnis, an Shaming und Unterdrückung. Ja, das ist jetzt langsam abgeschlossen, habe ich gemerkt. Das war also vor allem für die Jüngste sozusagen, wie viel Angst die in der Schule hatte. Das hat sie gar nicht so erzählt am Anfang. Und auch den Klassenlehrern gegenüber nicht. Sie hat gesagt, es hat gar keinen Sinn, wenn ich mich noch mal melde, weil die verdreht nur die Augen und geht weg. Und hört gar nicht auf mich. Wow. Auch so die typische Pausenhof-Situation. Ich hab es nicht gesehen. Sie können ihr Kind schon um 7 in die Schule bringen. Kein Lehrer anwesend, alle sind beim Testen. Anstatt dass sie das abwechselnd machen oder Mundschutz tragen und mit dem Testen dann warten. Man hat wirklich an dieser Schule, habe ich so das Gefühl, bockigst versucht, sämtliche Corona-Schutzmaßnahmen da zu unterlaufen. Als das für mich sozusagen nicht mehr zu übersehen war, da habe ich dann auch innerlich sozusagen, konnte ich dann sagen, das ist nicht mehr das Richtige. Und war das für dich dann auch nochmal so das Letzte? Du hast jetzt schon vorhin gesagt, während deiner Arbeit, Anfangszeit, als du dann gearbeitet hast und als du dann raus bist in die evidenzbasierte Medizin, da gab es schon so ein... Da hast du gesagt, du bist noch Anthroposophin, aber du suchst dir halt das, was für dich passt und hast einige Sachen abgelehnt. Und wie ist es heute? Ja, in dieser Situation, wo dann die Kinder aus der Schule genommen waren, wo ich erlebt habe, wie feindselig dieses anthroposophische Umfeld oder diese Institution Waldorfschule und Bund der Freien Waldorfschulen reagiert, wo man die Möglichkeit hat, sich zu beschweren. Aber wenn der Klasselehrer sagt, ich habe keinen Bock darauf jetzt einzugehen, dann sagt der Bund der Freien Waldorfschule, ja wir können leider nichts machen. Also du hast keine, diese Schule, die so propagiert wird, ja bring dich ein, du kannst Einfluss nehmen, du kannst mitbestimmen, nichts kannst du. Das Es wurde so klar. Meine Eltern haben mich in der Zeit, als der Impfstoff auf den Markt kam, wirklich gefragt, bitte impft euch. Und sie haben sich dem verweigert. Als ich dann auch gesehen habe, wie meine Tochter dafür geschämt wurde, in der Klasse, dass sie geimpft ist, und wie man angefangen hat, uns zu schneiden, weil mein Mann eben sehr viel gegen Corona geimpft hat sehr befürwortet hat und sehr kritisch diesen ganzen Maskenverweigerern und Maskenbefreiungsattestlern gegenüberstand. Als ich gemerkt habe, wie unsachlich darauf reagiert wird und wie man sich geweigert hat, 2 und 2 ist 4 anzuerkennen im Sinne von, da sind Viren, die machen krank. Und Masken tragen ist nicht angenehm. Aber wenigstens aus Solidarität mit den Krankenschwestern, die völlig am Rad drehen in den Krankenhäusern und der Überlastung der Hausarztpraxen und der Krankenhäuser. Bitte tragt doch wenigstens deswegen Masken. Und als ich gesehen habe, dass die sich da geweigert haben, das war für mich so eine beispiellose Empathielosigkeit. Das war für mich so der Turning Point, wo ich gesehen habe, dass es denen wichtiger ist, ihre eigene, also dass sie nicht bereit sind, auch nur einen Jota von dem abzuweichen, was sie meinen, dass Steiner sagt oder dass andere Leute Steiner Ausleger gesagt haben. Das war für mich der Moment, wo ich dann wirklich gesehen habe, Nee, das ist es nicht. Das mache ich nicht mehr mit. Das hat mich abgestoßen, dass man da nicht bereit war. Diese Gemeinschaft ist in der Anthroposophie ja ganz groß geschrieben. Und innerhalb dieser Gemeinschaft, das Individuum. Und dass da dann nicht man als Gemeinschaft gesagt hat, und jetzt um die Krankenschwestern und die Notärzte und RTW-Fahrer und um die alle zu entlasten, um zu gucken, dass das Elektiv-Operationen durchgeführt werden können oder andere wichtige OPs. Und um die Intensivstationen zu entlasten, tragen wir jetzt Maske und impfen wir uns. Dass man da nicht dazu bereit war, auch nicht sich hinzustellen und zu sagen, Ja, ist nicht angenehm. Eigentlich widerstrebt es uns, aber um Willen der Gemeinschaft, ja, machen wir das jetzt. Diese Starreheit, dieses, ja, und dann diese Verschwörungsgeschichten und was der Michael Ballweg davon sich gegeben hat und die ganzen Waldorf Eltern, die da ganz begeistert von ihm waren, das hat mich so abgestoßen, dass ich, dass ich da dann sozusagen den Absprung, die Kraft Und auch den Mut hatte, mich dann da rauszubefinden. Da will ich kein Teil davon sein. Davon will ich kein Teil sein. Wenn das Anthroposophie und Waldorf ist, davon bin ich nicht Teil. Da mache ich nicht mit. Ja, und dann waren meine Kinder draußen und ich war auch draußen. Ich wurde geschnitten. Ich wurde nicht mehr gegrüßt. Man lief an mir vorbei und erkannte mich nicht mehr oder sagte nicht mehr Guten Tag. Also das war von einem Tag auf den anderen. Ja, bis auf die netten Eltern, die immer wieder während der Zeit auf mich zukamen und sagten, dieses oder jenes Kind hat es so schlimm, aber bitte erwähnen Sie mich nicht. Ja, mir kommt vieles auch so bekannt vor von anderen Eltern oder anderen Ehemaligen und Geschichten, dass dieses, es gibt einige, die sind sozusagen auf der Seite derer, die da irgendwie gerade rausgedrängt werden, trauen sich aber einfach nichts zu sagen. Und der Rest ist dann halt feindselig. Ja, ja. Und ich erinnere mich noch an den letzten Elternabend, wo dann irgendwann gesagt wurde, "Ja, das Kind hat ja jetzt schöne Jahre hier gehabt und war ein gern gesehenes Kind und hatte eine gute Zeit hier und wir wünschen ihm alles Gute für seinen restlichen Schulweg." Da ist mir dann der Kragen geplatzt. Ich habe mich an den Klassenlehrer gewandert und gesagt, wenn das so gewesen wäre, dann würde ich jetzt hier nicht sitzen und mein Kind würde nicht gehen. Wie können Sie so etwas sagen? Das endete darin, dass das Kind kein Abschiedsgeschenk von der Klasse bekam, weil den Kindern dann erzählt worden wäre, das Kind hätte sich über die asoziale Art der Klasse beschwert. Unfassbar, unfassbar. Und der Klassenlehrer war anwesend bei der Diskussion, ob mein Kind ein Abschiedsgeschenk bekommt, wie auch ein anderes Kind, was die Klasse verlässt. Und der Klassenlehrer hat nicht eingegriffen. Das fand ich so wahnsinnig unanständig. Auch, dass da ein erwachsener Mensch nicht in der Lage ist, zu sagen, Leute, so macht man das nicht. Ganz egal, wie ihr zueinander steht, es gibt gewisse Grundregeln. Ja, so bekam das Kind kein Abschiedsgeschenk, kein Abschied aus der Klasse. Wir hatten dieses Kind auch früher schon aus gewissen Unterrichtseinheiten von Klassenlehrern einfach rausgezogen. die zwei Sätzen, ja, das Kind wird nicht mehr Teilnehmer im Unterricht, wo dieser Klassenlehrer anwesend ist, weil er jedes Mal ihn rausgegriffen hat und angeschrien hat oder vor die Tür gesetzt hat. >> JANA: Ja. >> DOREEN SIEGFRIED: Ja. Und der war auch nicht in der Lage zu sehen, dass ein 12-, 13-Jähriger einfach nicht jedes Mal alles annimmt, was der Lehrer so sagt oder zuhört oder nicht widerspricht. Das liegt in der Natur dieser Kinder in dem Alter, dass sie widersprechen. Aber wenn mein Kind widersprochen hat, dann flog es halt sofort raus und wurde suspendiert. Und da haben wir gesagt, gut, dann bleibt der ganz zu Hause. Dann geht er noch zum Fachunterricht, aber nicht mehr zum Klassenlehrer. Ja, aber da war es dann eben so ohne Abschied. Das hat ihn wirklich damals echt gekränkt. Und das war für mich dann wirklich, da kam dann wieder so eine Bestätigung, ja, ich bin völlig richtig, indem ich jetzt da rausgehe. Und an der neuen In der Schule hatte die Klassenlehrerin meiner Tochter die neue blonde Haare, lange blonde Haare, offen, lange rosa lackierte Fingernägel, High Heels, skinny Jeans und ein pralliges Oberteil an. Und ich so, oh mein Gott, wie kann, die kann doch mein Kind nicht unterrichten. [beide lachen] Ich bekam echt Schnappatmung, ja. Ja, ja. Also dann bin ich zu ihr hin und hab mich dann vorgestellt nach dem ersten Schultag. Und da haben wir uns hingesetzt und sie hat dann so fundiert, so didaktisch, ermutigend von, mit und über *Piep* mit mir gesprochen. Ich war echt baff. Sie hat mir gezeigt, was für Tools sie nutzt, damit die *Piep* schneller lernt. Ich hab gesagt, guck mal, hier sind die Kopfhörer, die setzt sie auf, wenn es ihr zu laut ist und dann läuft das prima. Haben Sie Vertrauen in Ihr Kind? Dieses Tool kann sie nutzen. Da kann sie auf Google nachschauen, wenn sie noch was anschauen möchte. Und schauen Sie das Heft an. Ja, und das lief. Hört sich super an. Die in der Waldorfschule noch noch in den Förderunterricht gemusst hätte, wenn ich dem zugestimmt hätte, was ich nicht habe, weil die keine fundierte Anamnese gemacht haben, nach dem Grund, warum Förderunterricht nötig ist. Die, die, die, die ist jetzt fast eine Überfliegerin. Also da ist kein Problem bei ihr, sondern es ist einfach die Klasse gewesen in der alten Schule, die zu laut war, wo man dann den wilden Jungs zu viel Raum eingeräumt hat, die sich benehmen konnten, wie sie wollen. Ja, wenn man, wenn man an dieser Schule laut und auffällig war, dann, dann ging es einem gut. Ja, dann bekam man nämlich, also es, wie ihr merkt, ich kämpfe da immer noch mit Worten, weil es mir, es mich so unglaublich wütend macht, was für eine Blaueugigkeit ich dann da doch rein bin, ja, vor allem dieses "Kommen Sie an unsere Schule und gestalten Sie mit". Ja, man durfte mitgestalten, indem man für jeden Bazar also fünf Sorten Plätzchen, Marmeladen, Stockbrotteig aufräumen, abbauen und Gartenarbeit gemacht hat. Aber in dem Moment, wo man sagt "Und jetzt will ich auch über die Inhalte mitsprechen oder wir bräuchten das und das noch im Unterricht, wie wäre es denn, wenn wir?" ist man gegen die Wand gelaufen. Da gab es ein paar sozusagen, die die am meisten zu sagen hatten politisch. Die haben auch den Konsens gestellt, nachdem Sachen entschieden wurden. Und die etwas leiseren Fachlehrer haben da auch weniger zu sagen gehabt oder sind einfach nur mitgelaufen. Und die Eltern haben nichts einzubringen. Das täuscht. Sie dürfen sich einbringen in dem, was ihnen zugestanden wird. Aber wenn sie sich wirklich einmischen wollen, ist man ganz schnell draußen. Gab es denn bei euch irgendein Gremium, in dem auch Entscheidungen getroffen wurden, wo auch Eltern mit drin saßen? Das war der Schulverwaltungsrat. Da war auch ich drin und auch mein Mann drin. Und so im Nachgang haben wir rausgekriegt, da kann man zwar nicht abstimmen, aber vorher wurde schon durch den Vorstand abgestimmt, ob etwas so durchgeführt wird oder nicht. Ja, wenn im Schulverwaltungsrat der dann also aus 20, 30 Leuten bestand. Wenn da jetzt zum Beispiel alle dagegen gestimmt hätten, ja, dann hätte man vielleicht da nochmal nachgucken müssen. Aber es wurde fast, es wurde nie anonymer abgestimmt, sondern mit Handheben natürlich. Ja, und man hat nicht wirklich was zu sagen gehabt. Das war dann eher so eine Scheindemokratie quasi. Nicht-demokratischer Law und der Vertrauenskreis, wo dann Konflikte besprochen werden, der war auch schlecht, nicht existent. Er hat dem Lehrer oder der Wahlochschule den Rücken gestärkt, aber wenn Eltern wirklich eine Issue hatten, ist der Vertrauenskreis nie gegen die Schule gegangen. >> Ja, das kenne ich auch so, also, soweit ich da einen Blick hatte an meiner Schule. Aber ist ja auch schwierig, wenn ein schulinternes Gremium, wo Leute, die an der Schule angestellt sind und ja davon abhängig sind, den Job zu haben, dann gegen die Schule gehen sollen. Das gibt ja schon mal gar nicht. >> Und die Eltern eben auch nicht. Und genau das, aber das trügt einen so, wenn man da reinkommt und sich um einen Schulplatz für das Kind bewirbt. Man liest diese Sachen und denkt, das ist Demokratie und Transparenz an dieser Schule. Was ich jedem Elternhaus empfehlen kann, sich wirklich zu vergegenwärtigen, ist, dass die staatlichen und Verwaltungstools, die Eingriff und Einsicht und Durchgriff an allen öffentlichen Regelschulen haben, denen sind die Hände gebunden bei Privatschulen. Das Kultusministerium unseres Bundeslandes kann nichts gegen die Waldorfschulen tun. Es sei denn, es finden wirklich eklatant, kindwohlgefährdende, gesundheitsgefährdende Sachen statt. Oder wenn dann da so plötzlich ein Reichsbürger sich innerhalb der Schulgemeinschaft outet, ja, dann kommt sozusagen der Staatsschutz und dann können die nicht mehr anders. Aber ich merke in unserem Bundesland, was sehr pro Waldorf ist, ein Stück weit, dass das bis jetzt das Kultusministerium da gar nicht eingreift oder durchgreift. Das ist vielleicht auch mal ein bisschen unterschiedlich. Die haben keine Ahnung. Aber genau, ich habe das schon so oft gehört auch, immer wieder wenden sich ja Eltern an Behörden und werden weggeschickt Oder wenn sich dann, wie du auch erzählt hast, an den Bund der Freien Waldorfschulen, wo es dann heißt, naja, aber der Lehrer stimmt der Mediation, was es dann ist, nicht zu, passiert halt nichts. Genau. Und das ist etwas, was man vorher, also was ich gerne vorher gewusst hätte, ist, dass ich keine Möglichkeit habe, für meine Kinder zu kämpfen in der Schule Gegen einen Lehrer oder gegen eine unsachgemäße Behandlung meiner Kinder, dass ich da keine Möglichkeit habe, sondern dass ich, wenn mein Kind später und länger in der Schule ist, immer weniger Chance habe, da rauszukommen. Mein ältester, der hat richtig Glück gehabt, weil der so eine fantastische promovierte Klassenlehrerin hatte, die wusste, was Arbeiten ist, die wusste, was wissenschaftlich Arbeiten ist, die ihre Kinder hat arbeiten lassen. Wir haben immer noch ein gutes Verhältnis zu ihr und verstehen uns gut. Und das ist wirklich eine sehr positive Sache. Aber mit den anderen gar nicht mehr, auch mit denen, die ich jahrelang zu tun hatte. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Also das ist einfach weg. Und es hat mich, wie du hörst, es ist ein jahrelanger Prozess gewesen, mich daraus zu lösen. Und das, was man sich vielleicht klarmachen muss, dass solche Prozesse sind nie linear, sondern das geht immer in Kreisen, die vielleicht immer größer werden oder die immer wieder den Punkt berühren und immer länger gar nicht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, in so Akutkrisensituationen im Alltag erwische ich mich oft dabei, dass ich zurückgreifen möchte oder zurückgreife auf irgendeinen Spruch von Steiner oder ein Buch oder was ich früher gemacht habe, um mich sozusagen wieder zu beruhigen. Und das sind Sachen, für die man sich auch nicht bestrafen oder ablehnen muss, sondern das ist ganz normal, dass man da auf das zurückgreift, was einem das Gewohnteste war oder immer als Rückzug gedient hat. Und das Das ist das Anstrengende an einem Ausstieg aus so einem kulturellen Umfeld oder aus einer Sekten-ähnlichen Situation, weswegen ich auch die anthroposophische Umgebung oder die Anthroposophie allgemein als Sekte bezeichnen möchte, ist, wenn man da mal drin war ganz lange, man kommt nicht einfach so raus. Es nimmt einen die eigene Kraft, freizustehen und zu gehen, weil man sich immer wieder, Es gibt einem einen Grund und das erklärt den Grund für das Sein. Und das ist sozusagen die Basis, auf der man lebt, aber sie macht einen auch abhängig. Sie macht einen nicht frei. Und Erziehung zur Freiheit? Never. Man wird nicht zur Freiheit erzogen. Man wird zu einem Egoismus erzogen, zu einem … Individualität ist das Wichtigste, aber nur solange sie sozusagen in die antiprosophischen Gedanken reinpasst. Ja, und ich finde es sehr eindrücklich auch in deiner Geschichte, in dem Moment, wo du eine abweichende Meinung hast und dann die auch verteidigst und sagst, ich will was anders, sei es im Kindergarten eben oder in der Schule oder so, dann ist auch diese Gemeinschaft ganz schnell nicht mehr auf deiner Seite und nicht mehr offen für dich und nicht mehr dein Zuhause. Also so viel Freiheit gibt es da nicht. Ja, das hast du gut zusammengefasst. Genau, in dem Moment, wo man Sachen in Frage stellt oder Sachen erneuern möchte oder anders machen möchte, steht man auf einmal sehr überraschend alleine da. Ja, und das ist, was mich so hat aufwachen lassen auch. Und das ist auch das Trügerische. Sie verkauft sich als ein inkludierendes Wir und Gemeinschaft, die anthroposophische Medizin und die Waldorfpädagogik. Und ist sie aber nicht. Sie ist es nicht. Sondern man muss an Steiner glauben. Und ich sage glauben, weil kein Mensch hat das Gleiche geschaut, wie was Steiner angeblich in seinen Akasha-Chroniken oder wo auch immer geschaut hat. Niemand sonst. Man kann genauso gut Scientology anhängen oder Osho. oder it's the same, es ist kein Unterschied. >> DOREEN SIEGFRIED: Und das finde ich so arg, dass sich das, ja Scientology, da schreit jeder hier, sagt, gefährlich, ja? Aber dass die Anthroposophie im Prinzip genauso gefährlich ist, das will noch nicht in die Köpfe oder ist da noch nicht angekommen. >> DOREEN SIEGFRIED: Ja, ja. Ja, das finde ich, glaube ich, gar kein schlechtes Schlusswort. Also ich würde dir gleich noch mal gerne die Gelegenheit geben, falls du noch sonst was an die Hörer*innen loswerden möchtest, was dir noch wichtig ist zu sagen, das noch zu sagen. Vorher sage ich vielleicht schon mal herzlichen Dank, auch heute noch mal besonders. Ich fand es super spannend und ich glaube, diese Gespräche mit dir sind für viele einfach interessant als Einblicke, aber halt auch als Gedanken, in denen sie sich wiedererkennen, in denen sie vielleicht auch über ihre eigenen Prozesse nochmal ein bisschen was gespiegelt sehen oder verstehen können. Deswegen finde ich das so toll mit diesen Salatbars auch. Also vielen Dank für deine Offenheit und ja, gibt es denn was, was du noch sagen willst? >> DOREEN SIEGFRIED: Ich möchte vielleicht an das Letzte, was ich zum Abschluss des ersten Salatbargesprächs gesagt habe, nochmal anschließen an diese Angst, die man hat, wenn man aussteigt oder die Anthroposophie verlässt, ja, so diese richtig harte Angst. Mir kam gerade so in den Kopf, das ist wie Bungee Jumping. Indem man sie verlässt, macht man eigentlich was ganz Fantastisches, wenn man die Anthroposophie verlässt und sagt, nein, ich will das nicht mehr. Das ist der erste Moment, wo man eigentlich auch sagt, und ich vertraue jetzt meiner eigenen Wahrnehmung. Ich nehme mir jetzt den allen Mut zusammen und spring, weil ich weiß, dass ich dieses Gummiband an den Füßen habe, was mich nicht auf die Erde aufschlagen lässt oder auch ich traue es mir zu, dass ich selber stehen kann, ohne dieses Gerüst im Rücken oder ohne diese Landkarte vor mir, damit ich weiß, wohin ich gehen soll, sondern ich mache das jetzt alleine, selber, ohne jemand, der mir sagt, wo es lang geht. Und dazu braucht es sehr viel Mut und die Angst, da rauszugehen, das ist gleichzeitig auch ein unglaublicher Mut, in Neues reinzugehen. Und jeder, der sich mit dem Gedanken trägt, ich will da raus, ja, hat eigentlich schon ganz, ganz viel geschafft. Denn das sich einzugestehen, dass ich mich da nicht mehr wohlfühle, ist eigentlich der allergrößte Schritt. Ja, Ja und der ist dann schon getan, um auf neue Wege zu gehen. Sehr mutmachend. Super. Dann sage ich auch nochmal Danke an alle ZuhörerInnen, die sich für die Geschichte interessieren und uns zugehört haben. Und dann unserer Seite. Tschüss. Tschüss. Tschüss Ruth. [Musik] [Musik]

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