WALDORFSALAT

Der kritische Podcast zur Anthroposophie

Salatbar #6 - Lena trifft Marie

08.02.2024 70 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

An der Salatbar redet diesmal Lena vom Team Waldorfsalat mit Marie über ihre Kindheit in einer Camphill-Gemeinschaft und ihre späteren Erfahrungen auf der Waldorfschule.

 

Zu Marie:

Marie wurde in eine anthroposophische Familie geboren und wuchs als Kind in einer Camphill-Gemeinschaft auf. Sie besuchte den Waldorfkindergarten und später zwei verschiedene Waldorfschulen, 

 

Das Salatbar-Format:

An der Salatbar wollen wir die Möglichkeit schaffen, in einem möglichst sicheren Rahmen Kritisches aus der Welt der Anthroposophie zu erzählen. Wir wollen dem Narrativ der Einzelfälle und des persönlichen Versagens etwas entgegensetzen.

Wir wollen das Schweigen brechen und Worte finden. Wir wollen komplexe Gefühle und Wahrnehmungen validieren und vielleicht ein bisschen sortieren. Dabei können emotionale und schwierige Themen zur Sprache kommen. 

Wir bemühen uns darum, unser Material möglichst sicher und zugänglich aufzubereiten, haben selbst aber keine therapeutische Ausbildung, nur begrenzte Kapazitäten und unseren eigenen beschränkten Erfahrungshorizont. 

 

Bitte achtet auf euch. Ist gerade ein guter Zeitpunkt? Könnt ihr gut für euch sorgen und ggf. danach mit jemandem drüber reden? 



Content-Notes:

Ableismus: 00:08:13-00:19:25

Rassismus: Verharmlosung von Sklaverei 00:18:05

verwehrter Zugang zu Wissen: 00:19:25-00:33:15; 00:36:20-00:42:50

Vernachlässigung: 00:15:13-00:19:25

religiöser Zwang 00:23:35-00:25:42

grenzüberschreitendes Verhalten ggü. Kindern 00:27:45-00:28:05

Gewalt durch Lehrer, Mobbing, Gewalt unter Kindern 00:29:25-00:30:20

Sexismus, Bloßstellen einer Schülerin, Slutshaming 00:35:35-00:36:20

Verweigerung medizinischer Behandlung 00:41:50-00:44:37

Ausschluss, Abwertung 00:51:50-00:55:50
Thematisierung von Gewalt an Kindern 01:06:50-01:07:20


Kapitelmarken:

00:00:50 Heimweggedanken

00:03:50 Begrüßung

00:04:48 Vorstellung Gast

00:08:13 Kindheit im Camphill

00:15:13 Hausstrukturen im Camphill

00:19:25 Zeit im Waldorfkindergarten

00:24:35 Rebellion in der Christengemeinschaft

00:28:05 Einschulung in die Waldorfschule

00:31:25 erste Schuljahre, Mobbing

00:32:20 Hospitation in Grundschule, Wechsel auf andere Waldorfschule

00:36:15 Klassenspiele, unangenehme Rollen

00:37:35 erneuter Wechsel zurück auf die erste Waldorfschule

00:41:20 Rebellion in der Oberstufe, Einschränkungen durch die Schule

00:46:50 Homöopathie und Esoterik zuhause und unter Anthroposoph*innen

00:53:50 Ausbruch in eine “spießige” Parallelwelt, politische Aktivität

01:00:20 Ausschluss, Abwertung, Lernverhinderung, Indoktrination

01:04:00 abschließende Worte von Marie: Kritik an Waldorfpädagogik

01:07:50 Plädoyer für das Glücklichsein
01:08:45 Aus uns “ist was geworden”, aber zu welchem Preis?




Der Begriff „Schulmedizin“ ist antisemitisch konnotiert.  

Bei Wikipedia ist unter dem Stichwort folgendes zu finden: 

“Antisemitisch eingestellte Kritiker der etablierten Medizin verwendeten in den 1930er Jahren den Kampfbegriff „verjudete Schulmedizin“, um ihrer Forderung nach einer „gesunden Volksmedizin“ bzw. der Neuen deutschen HeilkundeNachdruck zu verleihen.”

https://de.wikipedia.org/wiki/Schulmedizin

Der Begriff ist in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als abwertender Kampfbegriff im Umfeld der Homöopathie entstanden.

 

In ähnlicher Weise wird im anthroposophischen Umfeld der Begriff “Staatsschule” abwertend für öffentliche Schulen benutzt.

 

Beratungsstellen:

Anlaufstellen für Hörer*innen, die nach dem Hören Gesprächsbedarf haben.

 

DEUTSCHLAND

Die Telefon-Seelsorge ist gebührenfrei und rund um die Uhr unter 0800/111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar.

Wer nicht telefonieren möchte, findet auch einen Chat oder kann per Mail kommunizieren: https://online.telefonseelsorge.de

 

Angebot für Erwachsene:

https://www.psychenet.de/de/hilfe-finden/schnelle-hilfe.html

Angebot für Frauen: https://www.hilfetelefon.de/das-hilfetelefon/angebot-im-ueberblick.html

Angebot für Jugendliche:

https://jugendnotmail.berlin

 

ÖSTERREICH

Liste mit verschiedenen Angeboten für verschiedene Zielgruppen

https://www.gewalt-ist-nie-ok.at/de/was-kann-ich-tun-adressen-links

 

Angebot für Jugendliche und auch Eltern - telefonisch, Chat, Online

https://www.rataufdraht.at



SCHWEIZ

Sorgentelefon 143 - Auch Chat und Mailberatung

https://www.143.ch/Beratung/Beratungsangebot

 

Liste mit Anlaufstellen

https://www.lilli.ch/gewalt_schutz

Das Waldorfsalat-Format:
Ein Gast oder eine Gästin mit Expertise, der "Anthroblogger" Oliver Rautenberg als Moderator und zwei #ExWaldi mit Erfahrungen in anthroposophischen Einrichtungen - das sind die Zutaten für unseren Waldorfsalat.
 
Wir möchten uns in diesem Podcast kritisch über Anthroposophie unterhalten. In jeder Folge nehmen wir uns einen anderen Aspekt vor - von der Pädagogik über die Landwirtschaft bis hin zur Medizin und Weltanschauung. 
Wir bringen alle unterschiedliche Motivationen, Vorerfahrungen und Hintergründe mit.
Uns eint der Wunsch nach Aufklärung, die Theorie und Alltagspraxis zusammen bringt.


Allgemeines
Mehr Kritisches über Waldorfpädagogik und Anthroposophie findet ihr auf Twitter, Bluesky und Instagram unter #ExWaldi und #AnthroMeToo. Unter diese beiden Hashtags schreiben   Betroffene in den sozialen Medien über ihre Erfahrungen.
Wir sind gespannt und neugierig auf die kommenden Gespräche.


Ihr könnt uns gerne schreiben:

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Twitter und Instagram: @waldorfsalatpod
Mastodon: @waldorfsalatpod@podcasts.social
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Webseite: Waldorfsalat.com
WhatsApp: +49 1 567 88 67 65 6

Blog von Oliver Rautenberg: https://anthroposophie.blog


Bluesky:

Oliver: @anthroblogger.bsky.social
Lena/Emma: @emmalou.bsky.social (bis 26.02.2024)
Steffen: @ahriman.bsky.social
Katharina: @ex-waldi.bsky.social
Lea: @fraulea.bsky.social
Sarah: @veelana.bsky.social


Instagram:

Cosmo: @cosmosophic
Lea: @fraulea
Katharina: @ex_waldi
Lena/Emma: @emmalou_exwaldi (bis 26.02.2024)
Oliver: @anthroblogger
Sarah: @veelana.exwaldi
Steffen: @steff_indi

 
Danke für Eure Bewertungen bei Apple oder Spotify.


Transkript

Herzlich willkommen an unserer Salatbar. Schön, dass ihr bei uns seid. Diese Art hier ist ein bisschen anders als die regulären Folgen vom Waldorfsalat. Hier werdet ihr gleich ein Gespräch zwischen zwei Ex-Waldis erleben und eine Person davon ist aus unserem Team. Bevor es aber auch schon gleich direkt losgeht, noch mal ein Hinweis. Wenn ihr selber Ex-Waldi seid, dann schaut bitte vorher noch mal in die Shownotes und Kapitelmarken. Vielleicht findet ihr da ein paar Inhaltswarnungen und wenn es Euch mit dem Themen nicht so gut geht, dann hört einfach noch mal einen anderen Zeitpunkt rein oder oder holt Euch jemanden dazu, mit dem ihr das zusammen anhören könnt. Und wenn ihr keine Ex-Waldis seid, schaut trotzdem mal rein, dann könnt ihr schon mal sehen, was Euch gleich erwartet. Also seid gespannt auf eine ehrliche, zum Teil emotionale und spannende Unterhaltung. Und wenn die Musik ja gleich vorbei ist, dann geht das auch schon direkt los. Ihr hört gleich Marie und mich, Lena, an der Salatbar. Wir haben uns nach gemeinsamer Vorarbeit getroffen, damit Marie Euch ihre Geschichte erzählen kann. Wir haben uns dafür auf ein Thema und einen roten Faden geeinigt, damit das für Euch zum Hören eine runde Sache wird. Wie ihr hören werdet, hat Marie als Kind in einer Camp Hill-Gemeinschaft gelebt. Camp Hill ist der Name einer Bewegung aus der anthroposophischen sogenannten Heilpädagogik. Camp Hill-Communities gibt es hauptsächlich in England, Irland und Schottland, aber auch in vielen anderen europäischen Ländern sowie in Nordamerika, Afrika und Indien. Weltweit sind es etwas über 100 kleine Dörfer, in denen nach anthroposophischen Gesichtspunkten gelebt und gearbeitet wird. Oft gibt es einen angeschlossenen Demeter-Bauernhof oder Demeter-Garten. In Camp Hill-Gemeinschaften leben behinderte Menschen in kleinfamilienähnlichen Häusern mit Betreuer*innen und deren Kindern zusammen. Diese Wohnform ist aus vielerlei Gründen problematisch und anfällig für Machtmissbrauch. Wie immer geht es in der Salatbar-Folge darum, dass Marie den Raum hat, ihre Kindheitserinnerungen zu erzählen. In der Folge fehlt stellenweise die kritische Einordnung von Camp Hill und der ableistischen Ausbeutung und Behandlung der behinderten Bewohner*innen. Zu dem Thema haben wir vor kurzem die Folge "Werkstätten für behinderte Menschen" mit Manuela Lohwasser veröffentlicht, die wir Euch in diesem Kontext nochmal ans Herz legen wollen. Wie in jeder Salatbar gilt auch hier, im Erinnerungs- und Erzählprozess rutschen wir immer wieder in die Sprache von früher mit Begriffen wie Staats-, Schule- oder Schulmedizin. Infos zu den beiden Begriffen findet ihr in den Shownotes. Wir hatten diesmal ein bisschen schwierige technische Voraussetzungen, wir saßen nämlich tatsächlich physisch zusammen. Deshalb mussten wir sehr darauf achten, nicht gleichzeitig zu sprechen, damit Steffen mit der Bearbeitung nicht noch mehr Arbeit hat als sowieso schon. Und deshalb hört ihr in dieser Folge von mir eher wenig. Mir machen diese Folgen großen Spaß, weil so eine Vielfalt an wichtigen Stimmen ehemaliger Waldis und Andro-Kinder hörbar gemacht wird und gerade dadurch systemische Probleme sichtbar werden können. Aber jede Geschichte steht auch für sich. Die Anthroposophie hat versucht, uns alle in die gleichen Schubladen von Jahr 7 und Entwicklungsschritten zu stecken, aber wir sind alle einzigartig und unser Umgang mit Waldorf war und ist es eben auch. So auch der von Marie, deren Geschichte ein paar Wendungen nimmt, die ihr vielleicht nicht vermuten würdet. Viel Spaß dabei! Hallo, ich bin Lena und ich sitze heute nicht an der virtuellen Salatbar, sondern an einer Kuchenbar. Ganz real mit Marie, die sich bei uns gemeldet hatte, als wir nach Stimmen aus der Community gefragt haben und die so viel zu erzählen hatte, dass wir dachten, wir machen eine Salatbar-Folge draus. Hallo Marie. Hallo Lena. Ja, schön, dass du mit uns reden und uns deine Geschichte erzählen willst. Du hast ja auch vorher, also wir haben ein bisschen vorher schon gesprochen und du hast mir schon erzählt, worum es ungefähr geht und was so deine Geschichte ist und vielleicht magst du dich jetzt noch mal den Hörer*innen vorstellen mit gerne auch so einer kleine Einordnung, in welchen Jahrzehnten du deine Waldorf-Erfahrungen gemacht hast und was das eigentlich für Erfahrungen waren. Ja, Jahrzehnte ist gut. Also geboren wurde ich 1992 und im Prinzip fing das dann mit meiner Erzeugung für mich dann auch an, die ganze Waldorf-Geschichte. Und das Das bedeutet, ich bin in eine sehr anthroposophische Familie geboren worden, wo auch die Großeltern schon entsprechende Affinitäten hatten und habe Kindergarten mitgemacht. Wir haben im Campbell gewohnt. Mein Vater ist Demeter-Gärtner, meine Mutter wollte Eurythmie studieren und musste das dann aber aufgrund der Schwangerschaft dann leider lassen, für sie leider. Und meine Eltern waren dann, ich weiß gar nicht mehr, wie der richtige Begriff ist, also Heilerziehungspfleger*innen, glaube ich, in dem Camp. Wir haben dort richtig gewohnt in einem Haus und mit behinderten Menschen zusammen. Und anschließend, aus verschiedenen Gründen, sind wir dann raus aus dem Ganzen. Ich habe den Waldorf Kindergarten mitgekriegt, ich habe die Waldorf Schule mitbekommen, ich habe einen ehemaligen Stiefvater mitbekommen, der ein, ich sage es mal, Hardcore-Hummelpaar ist. Ich habe Hellseher*innen kennengelernt. Ich würde sagen, ich habe aus dem ganzen Potpourri der Anthroposophie ziemlich viel mitgekriegt und habe aber mein Leben lang damit sehr zu kämpfen gehabt, weil ich mich da nie zugeordnet gefühlt habe und entsprechend auch an alle möglichen Wände innerhalb der Familie auch gestoßen bin, weil es bei uns eigentlich niemanden gab, der in Anführungszeichen "normal" war, sondern zwar immer diese Anthroposophie. Genau, insofern, 1999 bin ich eingeschult worden und 2012 habe ich das Abi gemacht und ab dann war mein Bruch, den ich selber setzen konnte, das auch gemacht habe und bis heute das auch so fortführe. Ich habe rein gar nichts mehr mit Waldorf zu tun, außer das, was man natürlich so tagtäglich mal mitbekommt, aber jetzt nicht von mir aus gesehen intrinsisch motiviert. Ich brauche Kontakt. Nein, so ist das nicht mehr. Okay, spannend. Ich finde das eine Perspektive oder eine Lebensgeschichte, die wir auch im Podcast so nicht unbedingt vertreten haben. Also diejenigen von uns, die Ex-Waldis sind, sind ja nicht unbedingt in so streng anthroposophischen Familien oder so traditionell anthroposophischen Familien aufgewachsen. Und einige von uns waren ja auch doch relativ angepasst oder haben vielleicht, also unterschiedlich. Aber ich zum Beispiel habe irgendwie damals das Gefühl gehabt, mir geht es da sehr gut und ich leide jetzt nicht drunter und habe das erst im Nachhinein aufgearbeitet und bei dir war das ja ganz anders von Anfang an. Deswegen finde ich es umso toller, dass du dich gemeldet hast, weil ich glaube, es gibt einige, denen es so geht wie dir, wo das so gegangen ist. Das weiß ich natürlich nicht, wir haben uns nicht gefunden, aber kann natürlich sein. Ja, ich habe tatsächlich, seitdem ich denken kann, habe ich mich da nicht wohl gefühlt. Ich habe immer versucht, irgendwie auszubrechen. Ich bin als Kleines, ich war zwei oder drei, ich weiß es nicht mehr, auf jeden Fall erinnere ich mich noch dran. Da war ich ziemlich klein, da habe ich mich das erste Mal aus dem Campel abgehauen. Ich wollte einfach wissen, wie die Welt da draußen aussieht. Ich habe meinen Eltern immer gesagt, dass ich zu den Kühen möchte. Da gab es ein Campel und ein bisschen weiter oberhalb gab es so einen Antrohof und ich habe denen erzählt, ich wollte eigentlich zu den Kühen, bin aber halt einfach losgezogen, bis mich dann irgendjemand aufgegabelt hatte und das hat sich eigentlich so durchgezogen, also auch im Kindergarten. Ich bin halt, immer wenn ich gemerkt habe, es gibt so eine Möglichkeit, durch so ein Tor durchzugehen, habe ich die irgendwie immer ergriffen und wollte einfach raus aus dem Ganzen. Du wolltest die Welt sehen, hast du gesagt. Also du hattest das Gefühl, du bist eigentlich abgeschottet von der Welt und kriegst nichts mit vom normalen Leben sozusagen. Ja, voll eingeschränkt. Also im Camping, ich erinnere mich noch sehr gut daran, da gab es zwar keinen Zaun drumrum, wo man jetzt gedacht hätte, da kann man wirklich als Kind nicht drüber. Aber es war so ein emotionaler Zaun. Also man wusste ganz genau, über diese Grenzen darf man nicht rüber. das ist das Feld und ab dann fängt die harte Hälfte nach außen, diese ganz verstaatlichte Welt, die fängt dann an und das ist nichts Gutes. Also wartet das absolut Böse auf einen und ich habe immer irgendwie so das Gefühl gehabt, ich weiß nicht, es zieht mich halt doch irgendwie raus, ich will das nicht, ich möchte jetzt nicht hierbleiben, ich will schon sehen, was das Böse eigentlich ist. Das war so ein bisschen, glaube ich, meine kindliche Intuition da rauszunehmen. Und entsprechend habe ich diese ganze Erziehung von allen Seiten um mich herum als etwas sehr Belastendes empfunden. Ich habe ganz viele Fragen gestellt, andauernd. Ich habe zu allen irgendwelche Fragen gestellt, und mir wurden diese Fragen nie beantwortet. Ich glaube, das geht ja allen eigentlich so, dass wir diese Fragen halt nie beantwortet bekommen. Und ich habe mich damit total schwer getan, das einfach zu akzeptieren, dass ich da keine Antwort drauf kriege. Und mir ist es auch immer sehr schwer gefallen, es fällt mir bis heute schwer, mich einfach nur anzupassen und das einfach so hinzunehmen, wenn man mir irgendwas sagt. Also ich möchte schon die Möglichkeit haben, darüber nachzudenken, bevor ich jetzt zu irgendetwas Ja oder Nein sage. Und deshalb habe ich gemerkt, dass mir das eigentlich die komplette Kindheit durch so nicht begegnet hat. Ich musste, wenn ich etwas wollte, immer unfassbar dafür kämpfen. Und dann war nie sicher, ob der Ausgang für mich gut war oder ob das dann doch eher zu meinem Nachteil wurde. Das heißt, deine Kindheit war schon geprägt von Kämpfen oder den Versuchen, dich durchzusetzen, was für dich zu erstreiten. Ja. Wo war denn, also wenn du das sagen magst, oder zum Beispiel ungefähr in welchem Land dieses Camp Hill war, weil ich kenne es ja auch viel aus Schottland, England. Missen Deutsches. Ja. Also es war hier in Deutschland und das gibt es auch nach wie vor. Als meine Eltern dann rausgegangen sind, das war für sie ein sehr harter Prozess, waren wir mehr oder weniger auch nicht mehr Teil der Community. Also das war im Rückblick auch sehr sektenhaft, wie man da gelebt hat. Es gab sehr viele Verbote, das weiß ich auch noch, also Fernsehverbot, Handyverbot, also da gab es dann das erste Handy irgendwann mal, kam er auch für mich. Aber so alles, was Elektronik betrifft, Ich glaube, da haben sie sich mittlerweile etwas geöffnet, aber es war alles total verboten. Ich erinnere mich noch, das ist bis heute unser Running-Gag von meiner Mama und mir, ich durfte nie schwarze Sachen anziehen oder weiße Sachen. Ich musste immer irgendwelche bunten Sachen anziehen und ich habe es gehasst. Ich habe es wirklich gehasst. Und das waren also lauter solche Sachen, die innerhalb dieser Community halt auch entsprechend gefördert und auch gefordert wurden. Und ja, wir haben verschiedene Feste mitbekommen mit dem Nikolaus, mit dem Sankt Martin, also diese ganzen typischen Feste der Anthroposophie oder der ganzen Waldorf-Pädagogik. Das war natürlich in dem Camp noch mal sehr viel verstärkter. Und ich habe das immer auch so ein bisschen empfunden als eine Möglichkeit, auf uns Kinder Druck auszuüben. Auch das mit dem Nikolaus. Wenn du ein braves Kind warst, kriegst du ein Geschenk. Oder du darfst sogar ganz große Ehre diesen komischen Stab halten. Oder das Buch, das goldene Buch. Und ich weiß noch mal, ich hätte eine Stecknadel fallen lassen können. Das Raum war komplett still. Mit allen behinderten Menschen drin, mit allen Kindern drin. Es war immer so was von still. Und ich hab das immer als Druck empfunden. Da sitzt man dann da und muss jetzt irgendwie ein gutes Kind sein. Und man weiß aber gar nicht, was ist eigentlich ein gutes Kind. Weil es wird dir ja nicht so gesagt. Ja. Ja, und insofern, ja, hatte ich da sehr meine Schwierigkeiten, mit da irgendwie klar zu kommen, so als gutes oder als böses Kind. Ich erinnere das auch aus dem Waldorfkindergarten, dass es so eine ehrfürchtige Stimmung war, wenn dann der Nikolaus kam und bei uns gab es auch das Goldene Buch und den Stab. Ich weiß nicht, ob wir das halten durften. Glaube ich nicht. Das hat er immer selbst gehalten. Wir durften dann da vorne stehen und durften das Buch dann einfach so ja, kinderarbeitmäßig zusammen mit diesem Nikolaus halten. oder eben den Stab. Ich konnte diese Ehrfurcht irgendwie nicht teilen. Das war für meine Eltern, glaube ich, etwas schwierig. Wir haben auch diese Adventskränze gemacht. Da war ich fünf. Da hatte ich echt etwas Besseres zu tun, als an diesem Adventskranz als weißer Engel da durchzulaufen. Ich hatte einen Wackelzahn und fand das extrem spannend. Da hat jemand an meinem Wackelzahn rumgesprungen und hab das dann auch entsprechend laut kundgetan, dass jetzt mein Zahn draußen ist, anstatt jetzt ehrpflichtig durch diesen Garten durchzugehen. Und meine Eltern hatten es vielleicht leichter in der Community mit mir, aber okay. Ja, krass, obwohl du ja quasi einfach ein ganz normales Kind warst, das halt ein Wackelzahn hat und das kundtun möchte, aber das war schon zu viel, das Gute. Schernbar war das für mich wichtiger als für alle anderen. Irgendwie verständlich. Ist doch ein einschneidendes Erlebnis, wenn man einen Zahn verliert. Eben. Ja, und wie habt ihr denn da gelebt als Familie? Camp Hill hat ja oft so diese Hausstrukturen. Warst du dann auch in einem Haus? Ja, also wir haben in einem Haus gewohnt. Wir waren im Erdgeschoss. Oben gab es noch eine andere Familie. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Ich meine, wir hatten neun Menschen, die wir betreut haben, oder beziehungsweise meine Eltern betreut haben. Ich bin dort aufgewachsen, zusammen mit meinem Bruder nach mir. So eineinhalb Jahre sind wir auseinander. Wir hatten eine kleine, ja, ne, Wohnung war es nicht. Also wir hatten eine Tür dazwischen, aber die durfte nie abgeschlossen sein. Da hatten mein Bruder und ich ein Zimmer, wo wir zusammen geschlafen haben, und meine Eltern hatten ein Zimmer. und wir hatten ein Bad für uns. Ansonsten haben wir alles andere mit den Bewohner*innen dort geteilt. Meine Eltern haben die Bewohner*innen gepflegt. Wir hatten hohe Pflegegrade in der Wohnung drin. Und wir haben das komplette Leben mit denen ausgerichtet. Wir haben Weihnachten zusammen gefeiert, wir haben Geburtstage gefeiert. Wir haben gelebt mit denen. Das muss ich sagen, das war eigentlich das Einzige, was ich mitnehmen kann als etwas Positives, dass für mich dieser Begriff Inklusion eigentlich so völlig nichtig ist, weil das für mich selbstverständlich war. Ich habe mich mit den Bewohner*innen total gut verstanden. Das waren für mich eigentlich so passende Arten wie auch andere Kinder. Die hatten zwei mit Down-Syndromen Und eine, die, ich weiß gar nicht was, also das müsste ich jetzt fragen, meine Mutter, aber und wir haben uns so super verstanden und das war für mich einfach total normal mit denen aufzuwachsen. Für meine Eltern hingegen war das grausam. Die haben 24 Stunden am Tag gearbeitet, zehn Tage die Woche. Urlaub gab's so nicht. Wir haben wirklich darum kämpfen müssen, dass wir mal meine Großeltern besuchen konnten. und die haben unfassbar wenig dafür verdient. Und es blieb ja nicht nur bei dieser Betreuung im Haus oder in der Wohnung, sondern mein Vater ist dann als Gärtner noch in die Gärtnerei gegangen, hat dann dort auch wieder betreut, also auch noch andere Bewohner*innen aus anderen Häusern, weil natürlich dieser Garten gepflegt werden musste und so weiter und so fort. Meine Mutter war hauptsächlich zu Hause in der Wohnung und hat da geguckt, dass alles so weit stimmte. Aber für meine Eltern war es unfassbar kräftezehrend. Und wir Kinder, wir sind total drunter. Wir haben gemacht, was wir wollten, weil es niemand geguckt hat. Und alle anderen Kinder im Dorf auch. Wir haben uns dann im Dorf irgendwo getroffen, haben zusammen unsere Spielchen gemacht. Ich weiß noch, bei uns im Haus gab es so einen Essensaufzug. Von der oberen Etage nach unten. Und mein Bruder und ich, wir haben uns den größten Spaß gemacht, uns da gegenseitig reinzusetzen und immer hoch und runter zu fallen. Also hochgradig gefährlich, aber das war so eine der kleinen Dinge, die wir einfach dann gemacht haben, weil niemand zugeschaut hat. Niemand hat darauf geachtet, Hauptsache wir waren irgendwann abends mal da. Es hätte sonst was passieren können den ganzen Tag über, aber... Ja, finde ich auch. Also die Tatsache, dass du als so junges Kind auch schon weggelaufen bist, spricht ja auch dafür, dass du da irgendwie relativ unbeobachtet warst, schon so früh. Und das ist ja auch klar, wenn die Eltern 24/7 eigentlich arbeiten, dann ist man nicht so wirklich unter Aufsicht. Ja. Ja, das ist schon krass. Ja. Ja, und bist du dann schon im Waldorf-Kindergarten gewesen, als ihr da noch gelebt habt, oder kam das erst später? Ja, ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Ich glaube, ich bin mit vier in den Kindergarten gekommen. Da waren wir noch oft in dem Camping. Und alle Kinder aus dem Dorf sind dann in den Kindergarten, die Schule direkt daneben gegangen. Das war völlig normal, was anderes gab es da nicht. Und in dem Moment gab es für mich auch so, ich habe noch nichts anderes kennengelernt. Ich habe ja noch nicht mal die Außenwelt gesehen, wirklich. Also da waren meine Großeltern das einzige Mal, wenn man wirklich mal raus konnte. Und ja, den Kindergarten selber habe ich eigentlich als positiv in Erinnerung. Ich hatte eine sehr gute Kindergärtnerin. Die hat meinen Namen gehabt und wir haben uns da irgendwie gleich so gut gefunden gehabt. Ich durfte, glaube ich, auch sehr viel mehr bei ihr als andere das durften. Einfach aufgrund, vielleicht von dem Namen her, vielleicht mochte sie mich auch, ich weiß es nicht. Also ich hatte nie dieses strenge Regulare mit dem, was ich jetzt spielen durfte und was nicht. Ich musste auch nicht immer, was sonst alle anderen immer mitnehmen mussten, das Essen zubereiten. Das war nämlich auch so eine Sache, das hat mir meine Mutter im Nachhinein erzählt, dass sie das nie aufgefallen hat, dass immer die Mädchen das Essen machen mussten mit den Bauklötzen spielen. Und das ist tatsächlich so gewesen. Also diese ganze Gender-Thematik ist auch noch so eine Sache in der Anthroposophie. Also ja, in meiner Gruppe persönlich habe ich mich eigentlich wohl gefühlt, wenngleich dieses... Also ich fand das Spielzeug halt langweilig. Diese Holzklötze waren unfassbar langweilig. Was willst du damit anstellen? Du kannst es stapeln, aber du kannst halt nichts zusammenbauen. Ich glaube, da war ich acht oder so und habe das erste Mal Lego gesehen. Ich fand es geil. Ich hätte gerne Lego gehabt, aber es ist doof von mir. Es ist ja Plastik gewesen. Egal. Aber trotzdem habe ich gemerkt, dass uns immer wieder Dinge erzählt worden sind, die ich nicht glauben konnte, nicht glauben wollte. Unter anderem mit irgendwelchen Zwergen. Die haben dann immer so kleine Wanderungen gemacht in einem kleinen Wald. Und dann wurde uns immer erzählt, da leben unter den Bäumen, da bei den Wurzeln, da leben die Zwerge. Und die Kindergärtnerinnen haben es auch immer gut geschafft, dass da immer so kleine Edelsteine versteckt waren. Das heißt, man hat die dann gefunden und fand das dann ganz toll, man hat da jetzt einen Stein mit so einem Zwerg gefunden. Und viele haben das wirklich geglaubt. Also wenn wir spazieren gegangen sind, die haben immer unter allen Bäumen nachgeschaut, ob da irgendein Steinchen drin ist. Und ich dachte mir dann immer, das kann halt einfach nicht sein. Und dann habe ich zusammen mit einem Freund und einer Freundin aus dem Kindergarten gehandelt und gedacht, wir überprüfen das jetzt mal. Und dann sind wir aus dem Kindergarten abgehauen, also wieder dieses Abhauen, wir gucken und überprüfen jetzt, ob das alles so stimmt. Und haben dann nachgeguckt, natürlich waren da keine Steine mehr drin. Und es gab ein Riesenaufheben in diesem Kindergarten, dass wir da abgehauen sind. Und vor allen Dingen auch mit der Begründung und die Konsequenzen selber. Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass wir sehr strenge Konsequenzen erfahren haben. Also wir wurden nicht irgendwie rausgeschmissen oder sonst irgendwas. Aber trotzdem war ganz klar, ab dem Moment gab es einfach ein Schloss an der Tür und man konnte nicht immer einfach so rausgehen. Und ja, und wir haben unser Mythos "Zwerge" sozusagen widerlegt gehabt für den Moment als Kinder. Ziemlich cool, finde ich, dass wir das einfach mal überprüft haben. Aber eigentlich auch wieder fragwürdig, wenn man als Kind irgendeine Theorie, die die Eltern einem da so hinklatschen, muss man dann erstmal überprüfen, ob das stimmt, ob man das so annehmen möchte. Ja, es passt auf jeden Fall nicht in die siebte Lehre, nach der ihr eigentlich in dem Moment das gar nicht hättet hinterfragen können sollen oder da irgendwie drüber nachdenken, ob das jetzt stimmt. Ihr hättet das einfach ganz toll finden müssen und aufregend und und sich dann wohlfühlen, als zärtliches. Aber geht nicht auf. Ja, und ähnlich war es auch in der Christengemeinschaft. Wir waren auch in der Christengemeinschaft integriert, sagen wir mal so. Meine eine Großmutter sehr viel stärker, für die war das unfassbar wichtig. Und das ist bis heute ein unfassbar wichtiges Thema für sie. Da kann man mit ihr eigentlich auch nicht wirklich drüber sprechen. Man nimmt sich eine Flasche Schnaps dazu und macht daraus eine Witzveranstaltung. Aber ich hatte mal eine Folge über die Christengemeinschaft, wo es dann auch um diesen Spruch ging, den ich dann auch mal rezitiert hatte. Mir ist da echt kalt runter, weil das war genau dieser Spruch, der hat mich so getriggert. Wir mussten dann immer sprechen da als Kinder da vorne und ich weiß noch, es war alles dunkel und ich den Pfarrer, ich weiß nicht, ich kann damit überhaupt nichts anfangen und ich fand das auch alles nur scheiße. Und dann ging der da rum und dann wurde mir diese Frage da gefragt nach dem Motto, willst du ihn suchen oder sowas? Und irgendwann hat es mir so gereicht, dass ich meinen Eltern immer gesagt habe, ich möchte nicht hin, ich will das nicht, lass mich in Ruhe. Dann habe ich dann immer gesagt, ja, will ich ihn suchen, ich habe ihn auch schon längst gefunden. Und mit dem Zeitpunkt war ich dann draußen. Dann war ich dann nicht mehr gern gesehen. Und das erzählen mir meine Großeltern bis heute noch, dass sie es so spannend fanden, dass ich das einfach so gesagt habe. Warte kurz, das hast du in der Kinderhandlung gesagt? Zum Pfarrer? Ja. Wow, okay. Wir hatten es, glaube ich, in der Folge kurz davon, dass es manchmal vorkommt, dass halt irgendein Kind vielleicht sich traut zu sagen, nein, ich will ihn nicht suchen oder so. Aber das finde ich noch mal eine Spur cooler. Ich habe ihn schon längst gefunden. Und dann durftest du nicht mehr? Ich glaube, ich durfte nicht mehr. Ich habe das nicht nachgefragt. Ich habe mich einfach nur gefreut, dass ich nicht mehr hin musste. Aber ich habe gemerkt, dass meine Eltern dann eben auch nicht mehr hin sind. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass ich das dann auch nicht mehr durfte. Also Christengemeinschaft, das war ein ganz übles Thema für mich. Schon als Kind, ja. Du hast vorhin noch mal deine Großmutter erwähnt und ich habe mich gerade gefragt, so von der Generation her, die war dann ja wahrscheinlich, also ist sie irgendwann zur Anthroposophie gekommen oder hat sie quasi noch so fast die Anfangszeiten? Also ich weiß nicht, ob sie auf der Weidelschule war, das kann ich nicht sagen. Dafür haben wir auch nicht so einen guten Kontakt, aber sie war auf jeden Fall schon sehr früh anthroposophisch geprägt. So viel ich weiß, war ihre Mutter auch schon in Anthroposophie in irgendeiner Art und Weise integriert. Mein Vater war auf der Schule, der war auch in einem Kindergarten. Meine Mutter war auf der Waldorfschule. Für die gab es nichts anderes. Meine Großmutter geht da auf, das ist ihr Leben. Die liebt diese Kunst zu malen, die lebt diese Art zu singen, die macht das mit voller Melan. Das war für sie auch ganz, ganz schlimm, dass ich da mit der Christengemeinschaft schon so früh gebrochen habe. Sie hat immer wieder versucht, dass ich die, ich glaube das ist Firmung oder so was, dass ich das dann irgendwann mache noch. Oder Konfirmation, weißt du auch immer. Ist egal. Ich habe immer gesagt, ich möchte das nicht, ich will da nicht mehr rein, ich will da gar nichts mehr zu tun haben. Und für sie war es aber was ganz Lebenswichtiges oder ist es auch immer noch. Und dann warst du später auf der Waldorfschule? Ja, und dann war ich später in zwei Waldorfschulen. Ich durfte zwei besuchen, eine doppelt. Und ich wurde eingeschult. Ich sollte eingeschult werden. Ich wollte schon früher in die Schule. Ich wollte mit sechs in die Schule, weil mir der Kindergarten einfach zu langweilig war. Und da gab es ja immer diese Einschulungstests, ich weiß nicht, wie sie das nennen, wo man dann wirklich zu dieser Schulärztin musste oder Schularzt. Und so komische Übungen machen, wie einmal den Arm über den Kopf und dann muss man seine Ohr berühren können oder lauter so Zeugs. Und was ich damals total gruselig fand, war, dass wir uns bis auf die Unterwäsche ausziehen mussten und eigentlich so Hampelmänner machen mussten. Und das fand ich, also im Nachhinein, das hätte niemals passieren dürfen, aber das war völlig normal, das haben alle nicht gemacht. Und da hat man dann gesagt, dass ich definitiv schon einfach zu viel kann und ich brauche noch ein Jahr Kindergarten. Also ich konnte mit viereinhalb, glaube ich, was lesen und das habe ich mir alles selber beigebracht, weil ich einfach wissen wollte, was in diesen komischen Büchern da drin steht. mir diese Bilderbücher, die wir immer vorgeklatscht bekommen haben, die haben wir einfach nicht ausgereicht. Und also ich sollte einfach noch was. Es hätte mir deutlich besser, wenn ich jetzt einfach noch mal ein Jahr im Kindergarten verbräuchte. Also weil du schon zu viel konntest. War mitunter eine Begründung. Also zumindest die, die ich immer so im Hinterkopf hatte. Man hat ja mit mir über solche Entscheidungen einfach auch nicht geredet. Das war ja das Nächste. Das heißt, ich musste da jetzt nochmal ausharren, ich fand es total scheiße. Ich wollte ja eigentlich gehen und kam dann in die erste Klasse. Wir waren 40 Kinder in einer Klasse. Also das hat sich auch durchgezogen, die komplette Schullaufbahn über, und vorzugsweise natürlich immer 20 Mädels, 20 Jungs, warum auch immer. Wir hatten in den ersten paar Jahren einen Klassenlehrer, der meiner Meinung nach überhaupt nicht für die Pädagogik beschaffen war. Wobei, wenn ich jetzt so eure Podcast-Folgen anhöre, dann ergibt mir auch vieles auch wieder Sinn. Also dieser Schlüsselbund auf den Tisch knallen, auch das gab es für uns. Kreide, die durch den Klassenraum geflogen ist, gab es alles. Und ich war tatsächlich in den ersten drei Jahren kein gesehener Gast in dieser Klassengemeinschaft. Ich gehöre zu den Kindern, die tatsächlich Opfer von gewissen Gruppierungen wurden. Da ging es vor allen Dingen viel. Ich würde auch sagen, typische Mädchensachen, aber Kleidung. Wenn man neue Sachen hatte, sollte die ausgezogen und getauscht werden. Lauter solche Sachen. Ich habe immer was gesagt. Ich habe mich immer beschwert. Es wollte immer Hilfe. Ich habe nie Hilfe bekommen. Ende der dritten Klasse ist es dann so weit eskaliert, dass ich leider diesen anderen Mädchen, die das bis auf die Spitze gedreht haben, voll eine reingehauen habe. In dem Moment hat mein Vater dann gesagt, jetzt geht sie raus, jetzt hat das keinen Sinn mehr, das macht ihr nicht weiter. Mit dem Moment bin ich dann auf eine andere Waldorf-Folie gekommen und da ging es mir eigentlich relativ gut. Von der Kleinsturkassengemeinschaft her habe ich das gut empfunden. Und dann gleich, als ich immer dieses Gefühl hatte, mir wird das Wissen nicht vermittelt, das ich haben wollte. Ich habe mittlerweile andere Kinder kennengelernt, weil wir aus dem Camping ausgezogen sind. Ich habe gesehen, die gehen auf Grundschulen. Ich habe gesehen, die haben Schulhefte, die haben Schulbücher, die haben Hausaufgaben, die können Dinge lernen. Die wissen Dinge, von denen hatte ich keine Ahnung und ich wollte es unbedingt. Ich fand das total gut. Und als dann die Frage war, auf welche Schule gehe ich jetzt nach meinen ersten zwei Jahren, war meine erste Antwort, ich möchte auf die Grundschule. Und ich habe mir die Grundschule angeguckt, ich bin da rein, ich habe einen Tag hospitiert, habe gesehen, die rechnen schriftlich geteilt, ich fand das so geil. Und weil wir immer noch bei, irgendwie gefühlt bei den Buchstaben waren, da war gerade mal Plusrechnen. Und das war dann aber für meine Eltern nicht möglich oder nicht machbar, weil von allen Seiten aus kam dann, dass das Kind nicht auf die Startschule darf. Das würde mich komplett durcheinander bringen. Ich werde Hartz-IV-Empfängerin. Also lauter Begriffe sind dann plötzlich durch den Raum geflogen. Ich werde auf jeden Fall keine Entwicklung durchmachen, wenn ich auf die Startschule komme. Und ich weiß noch, ich fand das einfach nur geil. Ich wollte unbedingt auf diese Schule. Ich wollte ein Schulbuch haben. Ich fand das so gut. Und mir wurde das völlig verwehrt. Ich durfte es nicht. Und deshalb musste ich auf die andere Waldorfschule. Ja, und habe aber trotzdem gemerkt, ich will halt wissen. Ich möchte mehr als das, was da kam. Ich wollte keinen Eurythmie-Unterricht machen. Ich fand das von vornherein teilbanane. Ich fand Gartenbau total scheiße. aber mein Vater war oder ist Gärtner, da habe ich eigentlich alles mitbekommen, was ich brauchte. Und habe gemerkt, ich habe aber dafür nur drei Stunden Englisch, nur drei Stunden Französisch gehabt und diese ganzen Epochenwechsel, das war einfach, also ich habe das Wissen, das ich wollte, habe ich nicht bekommen. Und vor allen Dingen auch nicht das Wissen, was in einem Buch drin steht, sondern ich musste das ja immer selber reinschreiben und zwar von von irgendeiner Trafel ab. Und da habe ich mich total gegen gesperrt. Ich habe mich auch gegen irgendwelche kreativen Aufgaben gesperrt, irgendwelche Tagebücher führen zu müssen für die Schule, also was wir am Tag gemacht haben. Und da ging es ganz persönlich, das wurde auch so gefordert. Da habe ich irgendwann einfach nur noch Quatsch reingeschrieben, weil mich das, ja, konnte damit einfach überhaupt nichts anfangen. Ich wollte wirklich was Anständiges machen und ich habe es, Ja, hab's nicht gekriegt. Und dann gab's zig Klassenspiele, die ich als eine Belastung empfunden habe. Weil einfach jedes Mal, wenn diese Klassenspiele anstanden und die Rollenverteilungen waren, die Rollenverteilungen wurden ja nicht so vergeben, dass man sich jetzt für eine Rolle beworben hätte oder sowas, sondern die wurden einfach zugeteilt. Und ich hatte immer die Rolle der bösen Figur. Immer. Durchweg. Und das hat mich tatsächlich sehr gestört. Ich wollte auch mal was anderes spielen und nicht immer nur das. Und das hat mir letztendlich auch so ein bisschen dieses... ja, doch auch so ein bisschen meine Lust am Theaterspielen total verdorben, weil ich immer gemerkt habe, ich muss immer das spielen, was ich nicht spielen wollte. Und auch das, was eigentlich immer dieses Böse markiert. Du bist immer besiegt am Ende. Du bist immer derjenige, der dann am Boden liegt und du bist auch alle klatschen. Bravo! Und das hat natürlich auch meine persönliche Beziehung zur Klassengemeinschaft nicht unbedingt besser gemacht, weil ich mich dann auch immer ein bisschen so einfach außen vor gefühlt habe, weil ich immer diejenige war, die böse war sozusagen. Ja, genau. Und dann haben sich meine Eltern getrennt und dann leider wieder auf die andere Schule zurück, von der ich gegangen gegangen bin. Die war allerdings zweizügig oder ist immer noch zweizügig und dann habe ich gesagt, ich komme da nur mit, wenn ich dann in die Parallelklasse gehen kann. Auch zur Auswahl hätte ich in den Gymnasium gestanden. Das wäre meine favorisierte Wahl gewesen. Allerdings war ich dieser G9, G8 Jahrgang, dieser Doppeljahrgang. Und dann bin ich zum und wir haben darüber gesprochen und der Rektor meinte nur, ich hätte, wenn ich das jetzt wirklich gewollt hätte, hätte ich sozusagen mit vier Jahre jüngeren Schüler*innen in einer Klasse sein müssen, weil ich hätte nochmal ein Jahr zurückgemusst. Auf jeden Fall. Also da wäre kein Zeitrank vorbei. Und da dachte ich mir, na ja, dann ziehen wir das jetzt einfach durch. Also es war achte Klasse, ging zur neunten Klasse. Und dann bin ich wieder zurück in die Parallelklasse von der alten Schule der alten Schule. Ich hatte damals einen Freund, dem sein kleiner Bruder, der ging in diese Parallelklasse. Das ist bei einigen Eltern aufgestoßen. Bevor ich dann in diese Klasse kam, gab es einen Elternabend. Das hat mir die damalige Mutter von meinem Freund erzählt. Da gab es einen Elternabend, und da haben sie darüber gesprochen, dass sie das nicht gut finden, dass ich jetzt in diese Klasse komme, weil ich ja schon sexuelle Erfahrungen sammeln konnte, die sie eigentlich für ihr Kind nicht wünschen. Bitte was? Dazu gab es einen Elternabend. Dazu gab es einen Elternabend, ja. Und ich habe das eben durch die Mutter von meinem damaligen Freund erfahren und habe mit dem Moment dann auch gedacht, so Leute, wenn ihr mir ans Bein pissen wollt, tue ich das auch. Und habe dann natürlich auch die komplette Oberstufe wirklich versucht, mit allen Mitteln irgendwie zu rebellieren. Und wenn es das war, dass ich mir halt hochhackige Schuhe angezogen habe, ein T-Shirt, das ein bisschen zu weit ausgeschnitten war, was auch immer. Ich habe alles genutzt. Und ja, das wurde tatsächlich, also es war sehr arg, wenn ich das betrachte, dass ich da in diese Klasse komme. Und ja, das war dann so der Start wieder in diese Schule. Und da ging es dann auch klassengemeinschaftstechnisch war es dann so, die Klasse war eigentlich seit neun Jahren zusammen. Da bist du dann als Externe dazugekommen. Und ja, das ist halt extern. An der Schule gibt es eigentlich Russisch als Sprache. Da gab es so einen kleinen Französischkurs für alle von außerhalb. Und das heißt, man war halt wirklich so unter den Externen. Die Externen haben sich so gefunden. Wir waren dann im Französischen und alle anderen hatten Russisch und haben da so ihr Ding gemacht. Ja, und ich habe gemerkt, dass diese Waldorfspädagogik und die ganzen Inhalte, die da unterrichtet worden sind, eben nichts mit dem zu tun haben, was andere auf dem Gymnasium lernen. Und das ging so weit, dass mir dann irgendwann empfohlen wurde, nachdem wir das Nebelungenlied versprochen hatten und wir in das Nebelungenlied und dann irgendwelche Mondknoten interpretieren mussten, genauso wie beim Parseval, die ganzen Entwicklungsstufen, da ist alles so, siebte beim Parseval und so, ja, und wir mussten immer irgendwelche Mondknoten reininterpretieren, und ich hab mich so dagegen gewernt, ich hab mich immer gefragt, was soll ich sagen, was ist das bitte? Und das hab ich dann auch nicht gemacht, und daraufhin wurde mir empfohlen, dass ich erstmal bitte den Hauptschulabschluss mache, bevor ich dann anschließend gucke, was mit mir weiter passiert. Das war dann zu Zeiten meines Handwerkspraktikums, und da war ich in einem Buchladen. Und in dem Buchladen gab es einen Professor von der naheliegenden Universität, und mit dem kam ich ziemlich gut aus. Wir haben uns über Literatur Wir haben immer wieder Empfehlungen gegeben, was ich lesen könnte. Nach dieser Empfehlung war ich so fertig und habe ihn dann gefragt, was er davon hält. Passiv, Wundknoten und, und, und. Dann haben wir exzessiv darüber gesprochen. Er hat sich meine Sachen angeguckt und hat mir erklärt, wie er das ansehen will. Er ist selber Germanistikprofessor und hat mir gesagt, so schlimm mach es nicht. Also Hauptschule würde er nicht empfehlen. Und ich soll mich davon ja nicht unterdringen lassen. Er hat mir tatsächlich dann auch noch, ich weiß nicht, ob er es mir schriftlich gegeben hat oder ob er es mir mündlich gesagt hat, was ich dann entsprechend auch erwidern könnte. Meinem damaligen Deutschlehrer, der nebenbei erwähnt, gelernter Zimmermann war und gar kein Germanist. So wie mein Klassenlehrer auch. Wir hatten bis zur 12. Klasse als Deutschlehrer. Das habe ich dann auch entsprechend weitergegeben. Ich habe gesagt, ich möchte keinen Hauptschulabschnitt machen. Mein Ziel war es schon immer, Abitur zu machen. Ich möchte unabhängig sein. Ich möchte mir von niemandem irgendwie was sagen lassen. Und dann fing es letztendlich an, dass es von allen Seiten mehr oder weniger Versuche unternommen wurden, meinen Kontakt nach außen wie einzugrenzen. Also ich wollte, ich habe ziemlich viel Musik gemacht. Ich wollte gerne ein Studium machen an der Musikhochschule. Ich hätte Kurse dafür besuchen können. Das wurde mir verwehrt, aus dem Grund, weil Musik ja nicht als Leistungsorientierung gesehen werden soll, sondern ich soll es schön innerhalb der Schule machen. Ich soll da meine Sinfonie komponieren, was ich gemacht habe und mit dem Schulorchester aufführen. Ich soll ja am besten in der 12. Klasse meine Projektarbeiten, Wohnkonzert schreiben und das aufführen. Ich soll hier, ich soll da bei allen möglichen Veranstaltungen, sollte ich da schön spielen und machen und tun. Aber bitte nicht so, dass ich da jetzt irgendwie Gartenlose passen würde. Ja, und das habe ich tatsächlich als sehr schwierig empfunden, dass mir mein Wunsch danach neben der Schule, mich für das, was mich wirklich auch interessiert, mich da weiterzubilden bzw. dann einfach schon so weiter so ein Türchen da wieder betreten zu können. Und ja, das wurde mir verwehrt komplett. Auch jeglicher Versuch mal an so einer Schüler*innen-Vorlesung an den Universitäten mal teilzunehmen oder so was, wurde mir nie erlaubt. Also meine beste Freundin hat es mal erlaubt bekommen, aber ich habe es nie erlaubt bekommen. Ah, okay. Es war nicht für alle gleich, ob man sowas machen darf oder nicht. Okay. Ne, und ich kann auch nicht sagen, wer das letztendlich entschieden hat. Das weiß man da nie. Es gibt ja keinen Rektor oder eine Rektorin. Ich weiß nur, dass ich es einfach nicht durfte. Das habe ich als sehr belastend und vor allen Dingen auch sehr einschränkend empfunden. Nebenher hatte ich es ja auch noch zu Hause. Meine Mutter war mit einem Hummelpartner zusammen. Es war total extrem. Wir durften noch nicht mal Paracetamol zu uns nehmen, wenn wir Fieber hatten oder Schmerzen, Periodenschmerzen. hat so ein ganz schlimmen "Nein, da muss man durch" dadurch ein Ayurveda-Käpselchen gekriegt oder ich weiß es nicht, was es war und das sollte reichen. Ich hatte Schmerzen, dass es krachte und habe auch irgendwann eine Migräne entwickelt und ich lag dann eigentlich tagelang da und habe gelitten. Das hat den nicht interessiert. Also wir durften einfach nichts anderes nehmen als irgendwelche kleinen Klo-Bullis und das führte dann so weit, dass ich gerade mein Führerschein, also ich war 18, Als ich nach Hause kam, war meine Mutter im Bett, die war nicht mehr ansprechbar. Die hat nur noch rumgeleidet, ich wusste nicht, was mit ihr los ist. Und die konnte nicht mehr mehr aufstehen. Also, es war ... meine Mama war völlig lediert. Ja. - Und ich hab dann gefragt, was mit ihr los ist. "Ja, geht schon irgendwie wieder vorbei." "Er hat dir jetzt Blubulis gegeben, damit sei das gut." Dann hab ich gesagt, so wie sie aussieht, muss sie ins Krankenhaus. Und er hat gesagt, nein, wenn ich die Dreistigkeit besitzen würde, hier einen Krankenwagen zu holen, dann würde er uns alle rausschmeißen. Also mich und meine Mama und meine drei anderen Geschwister. Und ich hab gesagt, naja, ich kann meine Mama nicht liegen lassen. Hab dann heimlich mit dem Notarzt telefoniert. Er hat mir nur gesagt, es kann sein, ihre Mutter hat eine Migräne, wie sie noch nie hatte. Das kann sein, das kann aber auch sein, sie hat einen Schlaganfall gehabt. Und damit ist jede Sekunde, die sie warten, hinüber. Ja, und dann haben meine kleinen Geschwister und ich, wir haben meine Mutter runtergetragen ins Auto und haben sie zum Krankenhaus gefahren. Da kam auch schon der Notarzt dann direkt und hat sie übernommen. Zum Glück hatte sie nur eine Vekräne und hat dann Aspirin bekommen. Aber es hätte auch echt anders ausgehen können. Und das war, das war auch so ein Erlebnis, Das ist einfach das, worüber man sich so keine Gedanken macht, wenn man an Homöopathie denkt. Es gibt halt auch sehr fanatische Leute. Und ich bin immer an diese Leute geraten, die da kein Maß kennen. Und wenn es schlecht geht, so wie jetzt in dem Fall, hätte er es in Kauf genommen, dass meine Mutter gestorben wäre oder ein krasser Pflegefall gewesen wäre, anstatt sie einmal ins Krankenhaus zu fahren. Das ist krass. in dem Moment gedroht hat, Euch auf die Straße zu setzen, also so ganz existenziell einfach, nur um seinen Glauben durchzusetzen. Das finde ich richtig krass. Ja, weil die Schulmedizin ist schlecht. Per se schlecht. Ja, und auch dazu jetzt bei dem Zuhause dann, meine Mutter hat dann irgendwie angefangen, ganz viel mit sich mit so Hälselier in der Zeit treffen. Das war so eine skurrile Zeit, weil andauernd irgendwelche Leute bei uns am Tisch saßen, die meinten, wir könnten hell sehen. Und wir haben auch unfassbar viel Geld für alle möglichen Aussagen verlangt und auch, denke ich, gekriegt. Und ich konnte es halt nicht ernst nehmen. Ich fand es immer total spooky, was die da erzählt haben. Also wir Kinder, wir setzen uns mit meiner Mutter auch heute täglich noch vor, was sie uns damit angetan hat, während sie uns da ins Haus geholt hat. Da gab es eine Situation, da kam eine, und die hat dann wirklich theatralisch am Essenstift, wo alle saßen, und ich hatte sie gefragt, "Ja, jetzt machen Sie doch einmal eine Aussage." Und dann hat sie ganz theatralisch die Augen zugemacht und hat so unter den Augenbären die Augen gerollt und man hat es so richtig gesehen, und dann hat sie die Hände gehoben, wie der Christengemeinschaftsfahrer, Pfarrer mit den Händen hoch und haben immer diese Finger gesprengt. Man hat sie so hochgehoben und dann meinte sie so voller Inbruch, "Ja, Jesus, sag mir gerade, dass du gerade so dein Abitur schaffen willst." Ich lag halt echt unter dem Tisch. Ich fand das so lustig, wie die das so voller Inbruch und so Ehrlichkeit versucht, mir zu verklickern, dass sie da gerade irgendwas von Jesus empfängt. Sie hat ja auch schon Hellsehen und Jesus, alles in einem. War sie dann auch anthroposophisch? Ja. Ja, okay. Das war immer so, ja. Und ein anderer hat auch mal gesagt, ich hätte eine Amöbe in meinem Körper. Und ich dachte, so eine Amöbe. Und dann habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt, der Schulmedizin studiert hat und ganz normal ist und nichts mit Waldorf zu tun hat. Und dann meinte er, hat jeder. Aber im ersten Moment hört sich natürlich auch ganz, ganz groß an, dass man da irgendwie am Müll im Körper hat und deshalb geht es einem einfach nicht gut. Ich glaube, da hat man Periodenschmerzen und das hängt alles damit zusammen. Und diese Hellseher*innen, die haben sich auch immer mal wieder in der Schweiz getroffen, an allen möglichen Punkten. Und die haben sich dann zum Beispiel, da war ich dann einmal mit dabei, Also ich war noch zu jung, aber hätte ich die Möglichkeit gehabt, mit einer alkoholischen Flasche, das wäre ganz bombastisch gewesen. Also die haben sich da getroffen und wollten Zwerge füttern gehen. Und dann hat mein damaliger Stiefvater Zwergentinturen zu bereit. Und die haben wir dann mitgenommen und dann sind wir in den Wald gegangen, ähnlich wie diese Ehesteinssammler, und haben mit diesem Pipett noch und haben diese Zwerge gefüttert. Und das war von den Erwachsenen, die haben das so, also die haben das so wahrgefühlt. Das war der Ernst des Lebens, die ging da durch und haben die Zwerge gefüttert und mein Bruder und ich, wir wussten einfach nicht so ganz, wie uns geschieht. Und ja, bis heute ist bei uns das Zwergenfüttern ein Dauerthema. Okay, das glaube ich, das wäre es für mich auch. Ja krass, das erinnert mich auch so ein bisschen, ich hatte mal so ein bisschen Einblicke auch in die Waldorf-Klassenlehrerausbildung und war da mal so bei einem, zum Beispiel, einer Führung über Bäume, wo es dann um das Erspüren des Wesens der Bäume ging und wo einfach die mit so einem Todesernst einfach diese Dinge machen. Ja, also ich kann mir das sehr gut vorstellen, wie die die Zwerge gefüttert haben. Leider. Total ernst und wir haben, also ich habe mich so verarscht gefühlt in dem Moment. Das kann doch wirklich nicht Ihr Ernst sein, dass wir da mit so Tinkturen rumgehen. Ja, also das war so nebenher, neben der Schule war das zu Hause dann auch noch Thema mit dem ganzen Drumherum. Und ja, ich hab dann irgendwie versucht, mich nach wie vor rebellisch davon zu lösen und was von der Welt, von außen mitzukriegen. Und hab irgendwann meinen jetzigen Mann kennengelernt, da war ich 17. Und mit ihm hab ich einen absolut spießigen CDU-Anhänger vom Land schwer besprechend kennengelernt und habe seine Familie kennengelernt. Das war so das Spießatomschlickwerk, das ich so gebraucht habe. Das war dann für mich die Möglichkeit, ebenfalls zu rebellieren. Wenn man auf der Waldorfschule ist und dann auch noch in der CDU, das geht eigentlich gar nicht. Das geht überhaupt nicht. Ich habe es geliebt. Ich habe einfach gesehen, es gibt Regeln, es gibt Verhaltensnormen, es gibt für alles irgendwie so eine Antwort. Ich habe es total genossen und konnte mit meinem Mann endlich mal jemanden gefunden, der mir auch einfach mal Fragen beantworten konnte. Der ist dann zum Medizinstudium gegangen und wir haben über viele Dinge gesprochen. Er hat mit mir dann Dinge gelernt, die ich in der Schule nie so gekriegt habe. Chemie, Physik, Biologie. Hatten wir eigentlich so nicht. Aber dadurch, dass ich immer nach einem Fragen konnte, habe ich das dann irgendwie so peu à peu gekriegt. Meine Schwiegermutter hat einen Schulbuchverlag. Ich bin das erste Mal in ihr Geschäft gekommen und habe da diese ganzen geilen Schulbücher gesehen. Und ich war im Traum. Also ich stand echt eine halbe Stunde da drin. Geil. Schulbücher. Wie kann man sich über so Schulbücher einfach nur so freuen? Das war dann kurz vor dem Abi, das heißt Geschichte, das heißt Biologie, Physik, alle möglichen Fächer, Deutsch, alles. Es gab für alles ein Buch. Und in dem Moment habe ich mir dann selber auch gesagt, ich schenke mir die ganzen Tafel auf, schreibe, brauche ich eh nicht. Ich hole mir jetzt diese Bücher. Und ich habe dann auch echt für alles Mögliche die Bücher von meiner Schwiegermama bekommen und durfte einfach mit diesen Büchern lernen. Das hat mir so viel mehr Spaß gemacht. Ich habe gemerkt, ich kriege plötzlich mal Wissen von dem, was ich wollte. Dann habe ich mir gedacht, mein Schwiegervater war Bürgermeister. Es waren alle bei der CDU, es waren alle bei der Jungen Union. Da dachte ich mir, geil, das mache ich auch. Das ist gut. Ich habe mir von meinen Großeltern eine Perlenkette gewünscht, die ich gekriegt habe. Und das war dann meine Form der Rebellion in der Oberstufe, dass ich dann gesagt habe, so ich bin jetzt einmal politisch aktiv und habe damit natürlich Tor und Angel geöffnet für alle möglichen Kommentare und was halt so gerade anliegt. Und zu der Zeit gab es dann die Abstimmung, Volksabstimmung über Stuttgart 21. Ja, da habe ich auch noch die Dreißigkeit besessen und habe halbnackt irgendwo an einem Bahnhof posiert, um so Flyer zu machen für Stuttgart 21. Und das war Grund letztendlich, dass die Lehrer, vor allen Dingen die Lehrer und auch meine ganzen Mitschülerinnen, da meinten, sie müssten mit mir über Fukushima und über Stuttgart 21 in der Art und Weise diskutieren, einfach nur um eine Plattform zu haben, mich fertig zu machen. Also ihre komplette ideologische Angestaute Wut einfach mal anzulassen. Und das hat es in den letzten zwei Jahren eigentlich nicht sehr viel einfacher gemacht. Aber ich habe für mich die Möglichkeit einfach gefunden, meine Struktur zu kriegen. Ich habe es mir aufgeschrieben, Struktur und Ordnung. Man wusste genau, was passiert. Bei jeder Sitzung, man wusste, das und das wollen wir machen. Ich habe auch gemerkt, in der Jungen Union, die fanden es alle total krass, dass ich mit diesem Leid auf dem Turm um nichts zu tun haben möchte eigentlich oder sich da ausbrechen will. Und sie haben es total verstanden. Und ich habe mich plötzlich gefühlt, dass ich ja natürlich gut so was zu tun. Du bist nicht falsch, so wie es mir eigentlich mein Leben lang immer suggeriert wurde. Irgendwas ist falsch mit dir. Das Du passt dich nicht an. Du kommst mit den ganzen Dingen nicht klar. Meine Oma hat dann irgendwann mal gesagt, dass sie die auch so antropophisch ist. Das Das war dann ihre Erklärung dafür, dass ich es ja doch noch geschafft habe. Ich habe mich halt einfach selbst erzogen, weil alle anderen haben es ja nicht mehr gekonnt. Man so überfordert mit mir, das habe ich mir selbst erzogen. Und in dem Moment, als ich dann da mit den noch stinknormalen Menschen von außerhalb zusammen saß, da war plötzlich alles in Ordnung. Ich habe gemerkt, ich bin gar nicht so anders wie andere. Ich bin nur in dieser Bubble komplett anders. Ja, und diese Erwartungen, dieser Perfektionsdruck, anthroposophisch toll zu werden und eine Seele zu haben, die ich weiß nicht wohin schwimmt, das habe ich damit tatsächlich dann gemerkt, dass ich das nicht mehr brauche, ich muss mir das auch selber nicht mehr auflegen. Und das fand ich wirklich bereichernd in dem Moment, Neben dem, dass ich dann aber in der Schule natürlich da keine Gruppierung mehr um mich rum hatte, mit der ich mich da irgendwie hätte anfreunden können. Also da war ich dann wirklich für mich alleine gestellt und hab dann auch so das Abi irgendwie durchgerungen und war dann einfach nur froh, als ich dann endlich diese Schule verlassen konnte und sagen konnte, jetzt bin ich raus, ich geh mal in die staatliche Welt und schau mal, was da so kommt. Ja, und seitdem bist du raus. Also da gab es keinen Weg mehr zurück. Nein, da gab es keinen Weg mehr zurück. Also jegliche Kommentare und Diffamierungsversuche von Seiten der Lehrkräfte, die alle kamen, einfach nur, weil ich versucht habe, ich möchte gerne noch was anderes haben. Also ich habe mir das nicht aufgeschrieben, weil ich... Das war einfach zu viel. Aber ich habe einfach gemerkt, dass es im Kollektiv sozusagen versucht wird, mich einzudämmen. Meine Sucht nach Wissen, sagen wir mal so, das wird auch versucht einzudämmen. Es wurde immer gesagt, wenn ich mit irgendwas fertig war, dann helfe den anderen. Das kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Also wenn mir irgendjemand sagt, wenn du fertig bist, dann helfe den anderen. Ich wollte einfach mehr. Ich hätte mir das gewünscht. Und im Studium habe ich gemerkt, hey, du musst kein Individuum sein, du kannst auch einfach eine Nummer sein. Das war geil. Ich konnte mal lernen, ich konnte die ganzen Sachen plötzlich mir aneignen, die vorher unmöglich gewesen wären. Und damit bin ich raus und will damit auch nichts mehr zu tun haben mit der ganzen Ideologie. Ich finde die grausam. In der letzten, der folgenden Folge, da war die Katharina, die meinte, das ist schon eine Indoktrination. Und ich muss das absolut unterstreichen. Man wird komplett indoktriniert in dem, was dich tagtäglich so umgibt. Von den Zeugessprüchen bis hin ins Abi. Meine Mama, die hat gesagt, ihr wurde das nie angeboten, das Abitur zu machen. obwohl sie relativ gute Noten hatte. Sie führte zurück darauf, dass sie halt einfach eine Frau war. Meinem Vater wurde es angeboten, ihr wurde es nicht angeboten. Es war überhaupt nicht vorgesehen, dass Mädchen B2 machen zu ihrer Zeit und irgendwie was aus ihrem Leben machen, selbstständig werden. Wie gesagt, diese typische, ungepratche, anthroposophische Vorstellung ist die, Frauen kriegen Kinder, wir produzieren die Gesellschaft, und die Kerligin arbeiten. Aber alles drumherum ist unwichtig. Vor allen Dingen ist es nicht wichtig, dass man sich besonders weiterbildet oder so was, weil das bringt eh nichts. Ja, und das kann ich in Teilen tatsächlich auch so unterstreichen, dass da keine Versuche unternommen wurden, dass man da wirklich gepusht wurde hin zu einer besseren Bildung. Nee, voll. Also das kann ich auch einfach nur unterstreichen. Ich erkenne mich da schon auch so ein bisschen in manchen Punkten wieder. So zum Beispiel, ich konnte halt auch zum Zeitpunkt der Einschulung dann schon lesen und schreiben. Und ich bin damals als Kind anders damit umgegangen als du. Ich habe halt das versteckt, also versucht, mich da irgendwie so unterzuordnen und das irgendwie nicht zu zeigen, dass ich das schon kann, oder halt trotzdem das mitzumachen, weil halt klar suggeriert wurde, dass das deine Aufgabe, jetzt das mitzumachen in dem Tempo, in dem das alle machen, und wenn du schon fertig bist, dann hilf den anderen. Das war auch das Einzige, was es dann gab als Option eigentlich. Und das hat halt auch bedeutet, ich konnte ja keine Didaktik. Also habe ich es halt dem anderen Kind auch ins Heft geschrieben. Da hatte das andere Kind auch nichts davon. Also es ist ja auch keine Hilfe. Und dadurch war es für mich dann einfach anders. Und ich habe auch nicht diesen Druck gespürt, den du gespürt hast. Dieses vielleicht Aktive, dich unterdrücken wollen. Aber das finde ich schon auch krass, einfach zu sehen, was es halt auslösen kann, wenn man mehr rebelliert und wenn man sich mehr wehrt und zeigt, hallo, ich hätte aber gerne was anderes. Also das ist bei mir jetzt so als Fantasie auch aufgetaucht, dass die Entscheidung, "Du darfst nicht zum Jugendstudium gehen", eine andere aber schon vielleicht auch was damit zu tun hatte. Weiß ich jetzt nicht, ne? Kennt jetzt auch die andere Person nicht, aber dir darf man nicht zu viel erlauben, sonst wer weiß, wie du über die Stränge schlägst. Und jedes Mal, wenn ich das auch irgendwo erzähle, dann hieß es ja, warum bist du nicht zum Auskundalsem gewechselt oder hast du halt die Schule gewechselt? Und dazu muss man sagen, ab der Oberstufe ist es eigentlich schier unmöglich zu wechseln, weil wir hatten die Naturwissenschaften nicht. Also man kann es wirklich so sagen, wir haben Epochenunterricht gehabt, wir haben ein bisschen mal über irgendwas geredet. Aber wir hatten keine Naturwissenschaften, wir hatten keinen Sprachenunterricht, der wirklich äquivalent zu dem Wesen wäre, was auf dem Gymnasium gelaufen ist. Und das wussten die von der Waldorfschule immer und die haben das auch immer als Druckmittel verwendet. Also jedes Mal, wenn ich ankam mit irgendwas, dann hieß es ja "Geh doch, mach doch was, geh doch und such eine Schule, wo du einen Abschluss machen kannst." Also das war immer das Druckmittel, weshalb ich dann irgendwann auch für mich gemerkt habe, "Ja, dann musst du jetzt irgendeinen Weg finden, dich anzupassen, gleichzeitig zu rebellieren und irgendwie dann einen Abschluss zu schaffen." Aber das, ja, man konnte halt eigentlich irgendwann nicht mehr so wirklich raus, ohne komplett alles liegen zu lassen. Voll. Ich weiß auch noch, wie stolz die bei uns drauf waren oder wie das Thema war, dass wir kein Periodensystem lernen zum Beispiel. Und die armen Staatsschüler müssen das Periodensystem auswendig lernen, was halt einfach nur totes Wissen ist und mechanisches Aufsagen. Und wir erleben hier, wie der Rotkohlsaft, ich weiß nicht, was mit dem passiert ist. Oder wir haben mal geguckt, was in Cola drin ist und dann gelernt, dass das böse ist, weil da so viel Zucker drin und so. Und das halt so live gesehen und erlebt. Aber dann kannst du halt auch nicht aufs Gymnasium wechseln. Ne, also das hätte wahrscheinlich früher funktioniert in der Klassenstufe, aber nicht nach der 8. bzw. nach der 9. Klasse. Das hätte wirklich nicht funktioniert. Ja gut, du hast jetzt deine Geschichte erzählt und auch schon einiges. Gibt es denn was, was dir noch wichtig wäre, was wir jetzt noch nicht angesprochen haben? Oder ist das erstmal für dich eine runde Sache? Ich glaube, ich habe schon viel gesagt. Und es gibt natürlich noch unfassbar viel zu sagen. Vor allen Dingen bin ich nicht das einzige Kind meiner Eltern. Es gibt noch andere. Und meine zwei Brüder, die haben eine weitaus schwierigere Schulbiografie als ich. Die waren unter anderem auch auf so einer anthroposophischen Förderschule Schule. Und das ist ziemlich eskaliert mit beiden. Und bei meiner Schwester haben meine Eltern zum Glück eingesehen, dass es vielleicht doch keinen Sinn macht. Geht sie mal auf die böse, böse Startschule. Und sie hat den angenehmeren Weg gehabt durch die Schulaufbahn. Insofern, ja, also jetzt für mich, Ich glaube, das Wichtigste habe ich erst mal erzählt. Aber trotzdem, das sind fast 21 Jahre meines Lebens. Da gibt es natürlich noch super viel, was man auch einfach sagen könnte. Zu allen möglichen Themen bis heute, wie das alles noch ineinander übergreift und das auch immer noch Thema in der Familie ist, weil es für viele einfach auch ein kompletter Existenzverlust wäre, wenn man das so in Frage stellt. Wir als Kinder oder Geschwister haben manchmal so einen Spaß damit, unsere Mutter und unser Vater damit aufzuziehen. Aber trotzdem bin ich froh, dass wir alle miteinander reden können. Nicht immer alle den besten Kontakt haben, aber trotzdem können wir alle miteinander reden. Und mir wäre, glaube ich, total wichtig zu sagen, dass man, wenn man sich dafür interessiert oder sein Kind auf die Schule schicken möchte, in den Kindergarten schicken möchte. Es sieht alles so wahnsinnig toll aus. Und man hat so das Gefühl, man ist irgendwie in so einer Gemeinschaft drin und alles. Und ganz bedacht darauf, dass es ästhetisch wirkt. Und ja, man nimmt sich so die Natur ein bisschen ans Herz. Und es hört sich ja eben erstmal mit alles ganz, ganz toll an. Ich würde tatsächlich wirklich darum bitten, dass man das alles kritisch hinterfragt, weil da steht eine Ideologie dahinter, die ich ganz, ganz, ganz arg problematisch finde. Und ich glaube, da bin ich nicht die Einzige. Und ich weiß noch im Studium, als wir das erste Mal über verschiedene Pädagogikformen gesprochen hatten, da war mal ein Prof, der das erste Mal die Waldorfpädagogik kritisierte in meinem Umfeld. Ich hatte es sonst vorher nie gehabt. Und ich fand das unfassbar entlastend. Endlich mal jemanden zu treffen, der mir gewisse Dinge einfach auch noch von einer anderen Perspektive aus sagen kann. Und dazu gibt es unfassbar viel Literatur. Man muss es einfach nur auch mal durchlesen und muss sich selber hinterfragen, möchte man das? Und möchte man das vor allen Dingen für sein Kind? Ich habe eine Tochter, die geht auf eine ganz normale Grundschule. Und das war ganz bewusst so gewählt. Meine Kinder werden die Waldorfschule nicht von innen sehen. Die ist super glücklich auf der Grundschule. Ich bin selber Lehrerin, allerdings Gymnasialehrerin, aber trotzdem. Ich weiß, wie der Startschulapparat funktioniert. Und ich muss sagen, so viel individuelle Arbeit, wie wir leisten, wir Lehrkräfte, sowohl an der Grundschule als auch am Gymnasium, habe ich das auf keiner Waldorfschule, die ich bis jetzt gesehen habe, erleben dürfen. Und ich kenne viele, die einfach total Angst haben vor dieser Staatsschule, die damit hadern, soll ich mein Kind, soll ich nicht, was auch immer, wirklich auch die Angst nehmen möchte, zu entscheiden, das Kind auf eine staatliche Schule zu stecken, auf die böse, böse Staatsschule. Weil so böse ist sie gar nicht. Im Gegenteil, die machen mittlerweile so viel Kunstunterricht. Kolleginnen von mir, was die mit den Kindern in der ersten, zweiten Klasse schon macht, das finde ich nicht der Wahnsinn. Das haben wir nie gemacht. Bei uns war das immer sehr viel strenger. Und da gibt es ganz, ganz viele andere Aspekte auch noch, die man einfach auch noch mit reinnehmen darf in seine Erwägung. Und ja, also ich bin leidenschaftliche Lehrerin einer Staatsschule und möchte das mit diesem Beidorf-Prinzip einfach nichts mehr so zu tun haben. Und ich glaube, was ich so mitgenommen habe aus der ganzen Zeit, auch wenn viele immer sagen, ja, ist doch was aus dir geworden. Es hat doch auch was Gutes gehabt, dass du diese ganze Waldorf-Schulzeit durchgemacht hast. Muss ich immer auch antworten, ja, zu welchem Preis? Das ist das eine. Also ich glaube nicht, dass jedes Kind so agiert hätte wie ich und vielleicht sogar daran gescheitert wäre. Aber was mir einfach wahnsinnig wichtig ist, ist klare Kommunikation, weil mir das immer gefehlt hat. Ganz genau wissen, was mache ich, warum mache ich das. Gefühle zu äußern, das fällt meinen Eltern unfassbar schwer, das fällt uns unfassbar schwer, weil wir das nie so hatten. Man hat einfach über Gefühle nicht gesprochen. Es war nicht wichtig, wie du dich als Individuum irgendwo fühlst. Weil du bist ja schon eingeteilt in deine, weißt du auch immer was. Du musst es ja alles durchmachen, weil du dir diesen Weg ja selber ausgesucht hast. Was ich eigentlich die größte Misshandlung einer Kinderseele finde, ist einem Kind das zu sagen, du hast dir deine Eltern oder das Leben, das du jetzt hast, selber ausgesucht. Weil das natürlich jegliche Form von Missbrauch relativiert und auch passt schon beschönigt nach dem Motto "Du brauchst es ja, hier hast du nochmal ein Schlag-Hit-Gesicht" oder so. Ich lach jetzt so blöd, aber eigentlich ist es richtig übel. Ja und genau so sehe ich das jetzt auch mit meiner Tochter. Wir reden über alles. Die stellt Fragen. letztens darum gebeten, dass wir sie nicht mehr anlügen, was den Nikolaus angeht. Ich so, warum? Ist doch schön, man kann auch daran glauben. Nee, sie möchte das nicht, weil es ist ja nicht der Nikolaus, der kommt, sondern wir machen ihr was in die Schuhe. Ja, wo sie recht hat, hat sie recht. Also, Mythos vorbei. Kommunikation und vor allen Dingen auch glücklich sein mit dem, was man hat. Ich finde, das ist in der Androsophie etwas, was ich nie erfahren habe. Dass man glücklich sein darf. Glücklich sein mit seinem Leben und glücklich sein mit seinen Entscheidungen. Du musstest ja immer zu einem Perfektionsziel hinaus und das erreichst du ja erst nach dem Tod. Und wie meine eine Großmutter auch immer sagt, das Leben nach dem Tod ist ja eigentlich das, was du möchtest. Also das ist Paradies. Das nimmt ganz, ganz, ganz viel vom Lebensbereich um, weil man die schönen Momente gar nicht so richtig genießen kann. Ich glaube, das ist etwas, was ich auch mitgeben möchte. Glücklich sein mit dem, was man hat. Und vielleicht muss man sich da mit einer Statue abgeben, ja. Aber trotzdem muss man sich diese Ideologie einfach nicht antun, die dahinter steht. Und vor allem kleinen Kindern nicht. Das finde ich ein richtig gutes Schlusswort. hast du schön gesagt und ich kann es eigentlich auch voll und ganz unterschreiben. Ich erlebe es auch manchmal, dass mir das so entgegengebracht wird, ja aus dir ist doch was geworden und ich, mir ist es auch ganz wichtig, dass ich nicht als Positivbeispiel für Waldorf Pädagogik missbraucht werden möchte. Das passiert so schnell, es gibt ja die Listen von erfolgreichen Ex-Waldorf-Schüler*innen, die dann alle Schauspieler*innen sind und weiß nicht was. Und ich finde, du hast die richtige Frage gestellt, zu welchem Preis. Ja, ich will auch nicht in diese Liste gehören. Dann würde ich jetzt sagen, vielen Dank, Marie, dass du mit uns gesprochen hast. Und ja, du hast ja ein paar Dinge angeschnitten. Vielleicht hast du irgendwann noch mal Lust, zu irgendeinem bestimmten Thema dich zu melden und noch mal zu sprechen, aber für heute, ich würde sagen, ist der Salat gegessen oder der Kuchen in unserem Fall. Und danke an alle Hörer*innen, die sich für deine Geschichte interessiert haben. Ja, danke schön. Tschüss. Tschüss. [Musik]

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